Welt-Aids-Tag in Bonn Aufklärung mit Plüsch und "Kondometer"

BONN · Man möchte diesen plüschigen grauen Kegel am liebsten knuddeln. Und das weiche Krabbeltier auch. Sie stehen für Tripper und Filzlaus, das ist dann gar nicht mehr so possierlich.

 "Wenn zwei oder drei sich trauen, läuft's" an den Infoständen: Am Heinrich-Hertz-Berufskolleg informiert Andreas Weitershagen (links) junge Leute über Aids, Geschlechtskrankheiten und Verhütung.

"Wenn zwei oder drei sich trauen, läuft's" an den Infoständen: Am Heinrich-Hertz-Berufskolleg informiert Andreas Weitershagen (links) junge Leute über Aids, Geschlechtskrankheiten und Verhütung.

Foto: Roland Kohls

Bei jungen Leuten kommen diese niedlichen Darstellungen sexuell übertragbarer Krankheiten aber gut an, und sie bieten einen lockeren Einstieg in das Thema. Deshalb haben Inken Schäfer und Marcus Maus vom Bonner Caritasverband sowie Andreas Weitershagen von der Beratungsstelle Pro Familia sie gestern ins Heinrich-Hertz-Europakolleg mitgebracht.

Dort hatten die drei ihren Infostand zum Welt-Aids-Tag aufgestellt, der seit 1988 immer am 1. Dezember begangen wird. Die Schüler konnten unter anderem die Plüsch-Krankheitserreger den jeweiligen Namenskärtchen zuordnen. Maus stellte fest: "Über Aids und HIV wissen die meisten Bescheid, aber die anderen sexuell übertragbaren Krankheiten kennen sie oft nicht." Zum Beispiel die Chlamydien, von denen Frauen mehr betroffen sind als Männer. "Die merken oft nichts von der Krankheit."

Außerdem konnten sie sich über den Gebrauch des "Komdometers" schlau machen: Mit dem biegsamen Lineal können Männer messen, welche Kondomgröße für sie geeignet ist. "Wenn das Kondom reißt, liegt das oft daran, dass es die falsche Größe hat", erklärt Weitershagen. Dass es da überhaupt Größenunterschiede gibt, wussten längst nicht alle Kolleg-Schüler.

Neben den knuffigen Viren gab es eine Pinnwand voller amüsanter Karten zu Geschlechtsverkehr, Aids und dergleichen. Das Thema solle dadurch nicht verharmlost werden, sagte Schäfer. "Es geht um Aufklärung." Angst machen und mahnend den Zeigefinger heben, diese Zeiten seien vorbei. Die Beraterin steht für die Fachstelle Sexualpädagogik und Aidsprävention der Caritas regelmäßig an verschiedenen Orten in Bonn. "Das Europakolleg ist klasse, weil hier viele Altersgruppen vertreten sind." Mit älteren Schülern könne man ganz anders über das Thema reden als etwa mit Zwölf- oder 14-Jährigen.

Die Aktion kam bei den jungen Erwachsenen gut an. "Es muss ja sein", sagte Tom (21). "Es gibt immer noch welche, die von nichts eine Ahnung haben." Es sei wichtig, darüber aufgeklärt zu werden, fand auch Jasmin (22). Es sei nicht unangenehm, von Fremden im Kolleg über dieses Thema angesprochen zu werden, meinte Melanie (23). "Das ist informativ und anschaulich dargestellt. Und die sind ja ganz locker und nett." Deshalb hatten die Berater auch kein Problem, Gesprächspartner zu finden. "Wenn zwei oder drei sich trauen, läuft's", sagte Weitershagen. "Das Interesse ist schon da."

Wo kann man sich über HIV, Geschlechtskrankheiten und Verhütung informieren?

Rund um die Themen sexuelle Aufklärung, Aids/HIV, übertragbare Krankheiten und mehr hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Informationsmaterial herausgegeben. Sie verfolgt das Ziel, Gesundheitsrisiken vorzubeugen und gesundheitsfördernde Lebensweisen zu unterstützen. Die kostenpflichtige anonyme Telefonberatung ist unter 0180/55554 44 erreichbar. Weitere Infos auf www.bzga.de.

Die Fachstelle Sexualpädagogik und Aidsprävention der Bonner Caritas ist unter Tel. 0228/108252 erreichbar. Weiteres auf www.caritas-bonn.de.

Beratung und Aufklärung rund um Sex, Verhütung und Geschlechtskrankheiten bietet auch Pro Familia in Bonn, Kölnstraße 96. Kontakt unter Tel. 0228/3380000, Infos auf www.profamilia.de.

Wissenswertes rund um HIV und Ähnliches gibt es auch bei der Aids-Hilfe Bonn. Sie ist unter 0228/949090 zu erreichen. Mehr Informationen auf www.aids-hilfe-bonn.de.

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