Reformationsfeiern in Bonn Auftakt für ein großes Festjahr

Bonn · Gastprediger Professor Gotthard Fermor spricht über den Vers „Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf“. Er sieht darin eine Einladung zur inneren Ruhe.

 Gotthard Fermor war Gastprediger der zentralen Bonner Reformationsfeier.

Gotthard Fermor war Gastprediger der zentralen Bonner Reformationsfeier.

Foto: Privat

Mit dem Reformationstag am Montag hat ein besonderes Festjahr der evangelischen Kirche begonnen: Bis zum 31. Oktober 2017, der in NRW einmalig ein landesweiter Feiertag ist, werden 500 Jahre Reformation gefeiert. Doch beim Festgottesdienst bei der zentralen Reformationsfeier in der Kreuzkirche am Kaiserplatz stand auch noch das 200. Gründungsjahr der evangelischen Gemeinden Bonns im Mittelpunkt.

Begrüßt wurde die Gottesdienstgemeinde durch die Bläser der Bonner Lutherkirche, die unter der Leitung von Ulrich Scharf evangelische Choräle vor der Kirche spielte. Das Motto des Abends war der Bibelspruch „Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf“. „Wie um Himmels Willen kommt man an dem Tag, an dem der Startschuss zu den Feierlichkeiten fällt, auf solch einen Vers als Predigttext für das diesjährige Reformationsfest?“, fragte Gastprediger Professor Gotthard Fermor, Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts der Evangelischen Kirche im Rheinland. Seine Antwort folgte: „Weil dieser wunderbare Vers uns einlädt, am heutigen Abend des beginnenden Jubiläumsjahres über die Haltung nachzudenken, mit der wir all das angehen, was wir geplant haben und machen werden“, so Fermor.

Denn laut Fermor sei Spiritualität ein Geschenk und kein Werk, das man sich erarbeiten könne. „Der Schlaf ist in dem Bibelspruch ein Bild für Erlösung“, erklärte der Gastprediger. „Hier lösen wir uns auf erholsame Weise von unserem Machertum, werden davon erlöst, tun nichts, liegen nutzlos, erholen uns, holen uns die Stille zurück, die uns in der heutigen Leistungsgesellschaft fast immer fehlt.“ Gerade zu Beginn der vielfältigen Aktivitäten zum Reformationsjubiläum sei die innere Ruhe eine Einladung, die Reformation als Haltung einzuüben, die zunächst auf ihre Quelle in Gott schaue, bevor sie auf das schaue, was bei ihrem Machen und Tun herauskomme.

Unterbrochen wurde die Predigt mit meditativen Pausen, in denen Saxofonimprovisationen von Jürgen Hiekel aus Bonn erklangen. Weiterhin trat Vox Bona, der preisgekrönte Kammerchor der Kreuzkirche unter der Leitung von Karin Freist-Wissing, auf – begleitet von Stefan Horz an der Orgel. Im Anschluss hatte der Kreissynodalvorstand mit Superintendent Eckart Wüster zum Jahresempfang des Kirchenkreises Bonn in die Krypta der Kreuzkirche eingeladen. „Ich fand die Veranstaltung sehr bewegend, allein schon weil so viele unterschiedliche Gemeinden zusammengekommen sind“, sagte Besucherin Sabine Haberland. „Die Predigt war für mich auf jeden Fall ein Denkanstoß.“

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