BachChor tritt in Bonner Uni auf Bibeltext mit ein bisschen Tango-Feeling

Bonn · Fast so etwas wie einen Rundgang auf unbekanntem Terrain wagte der Bach-Chor bei seinem Konzert in der Aula der Bonner Uni. Schöne Musik, aber Neuland für den Chor.

 Symbolbild.

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Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Fast so etwas wie einen Rundgang auf unbekanntem Terrain wagte der Bach-Chor bei seinem Konzert in der Aula der Bonner Uni. Denn im Hinblick auf Stil und Tonsatz ließen sich die ausgewählten Kompositionen am Sonntag am ehesten mit Begriffen wie postmodern, an Fusion orientiert zusammenfassen. Schöne Musik, aber Neuland für den Chor.

Der Norweger Ola Gjeilo, dessen „Sunrise Mass“ sowie die „Dark night of the Soul“ zu hören waren, verbindet in seinen Werken ein Faible für bildhafte Wirkungen und großorchestralen Klang mit Elementen der Popularmusik. Ähnliches tut auch Martín Palmeri in seinem „Tango Magnificat“. Darin verknüpft er Musik im neueren Tango-Stil Astor Piazzollas mit Vertonungen des alten lateinischen Lobgesangs Mariens aus dem Lukasevangelium. Unterstützt wurde der Chor vom Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln, den Solistinnen Theresa Nelles (Sopran) und Katarina Morfa (Mezzosopran) sowie einer kleinen Tango-Gruppe bestehend aus Martín Palmeri (Klavier) und Stephan Langenberg (Bandoneon).

Gjeilos „Dark night of the Soul“ zu Beginn lebt in den Ecksätzen von einem hypnotischen, pulsierenden Klavier-Ostinato als Unterlage für die Chor-Partien. Der getragene Teil dazwischen hatte dagegen etwas vom Charme und der Melodik eines Hollywood-Bibel-Films aus den 1950ern. Die „Sunrise Mass“ für Doppelchor und Streichorchester geht vom alten lateinischen Messetext aus, füllt die einzelnen Messeteile aber mit neuen Bildern vom Abstieg aus der Welt der Sphären bis zur Einheit von Mensch und Natur auf Erden.

Markus Mostert mit feinem Dirigat

Die Musik dazu speist sich aus vielen Quellen, Minimal Music, flächiger Filmmusik-Monumentalität, einem Hauch von Arvo Pärt, seriellen Techniken und Mehrstimmigkeit. Bedingt durch den Reichtum der Komposition wie durch den Einsatz aller Beteiligten klang das Ergebnis beeindruckend. Der BachChor konnte die großen, orchestralplakativ gestalteten Klänge sehr gut in Szene setzen und sein Dirigent, Markus Mostert, sorgte mit feinem Ohr und akkuratem Dirigat dafür, dass die vier Bilder/Sätze im Werk die Ausstrahlung, die gewünschten Konturen bekamen. Palmeris „Tango Magnificat“ erklang zum Abschluss des Konzerts. Einige wenige Tango-Musiker gegenüber einem Chor mit mehr als 50 Sängern ergaben nicht unbedingt die beste Balance. Außerdem neigte Palmeri dazu, einige der kurzen lateinischen Texte sehr „kirchenmusikalisch“ wiederholungsreich und formelhaft zu vertonen. Überzeugend und als Fusion gelungen klangen die Teile, in denen er das alte Tango-Konzept des „Contracanto“ aufgegriffen hatte. Das ergab madrigalesque Anmutungen bis hin zum Fugato

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