Upcycling-Kurse in der VHS-Bonn Aus Abfall wird Schmuck

BONN · "Wer hat denn schon Klimt-Ohrringe?" fragt Katharina schmunzelnd und legt mithilfe einer kleinen Zange letzte Hand an das filigrane Gebilde aus Silberdraht, Perlen und Papier.

 Häkelarbeit mit Fahrradschlauchstreifen: Auch das gehört zum Programm. Auf dem Tisch stapeln sich weitere Müllreste.

Häkelarbeit mit Fahrradschlauchstreifen: Auch das gehört zum Programm. Auf dem Tisch stapeln sich weitere Müllreste.

Foto: Barbara Frommann

Die junge Wirtschaftsingenieurin ist Teilnehmerin am abendlichen "Upcycling"-Kursus der Volkshochschule und hat sich von den festen, farbig bedruckten Seiten ihres alten Künstler-Kalenders zum Basteln moderner Schmuckstücke inspirieren lassen. Auch Picasso- und Macke-Ohrringe warten noch auf ihre Vollendung. Beim "Upcycling" wird Abfallprodukten des täglichen Lebens, wie sie massenweise unbeachtet im Müll landen, durch Kreativität eine neue Form zugewiesen.

Auf dem langen Arbeitstisch im VHS-Atelier türmen sich alte Fahrradschläuche, rechteckige Saftkartons, Korken, Stoffreste und bunte Bänder. Eine Reißverschluss-Tasche aus lila Schokoladenpapier und witzig-bunte Tetrapack-Portemonnaies künden von den Erfolgen der Vorwoche. Nur kurz geäußerte Bitten - "Hast du mal ein paar Stecknadeln für mich?" - Scherenklappern und kleine Nachfragen an Kursleiterin Martina Luis unterbrechen die entspannte Stille, die den hell beleuchteten Werkstattraum durchzieht. Gelegentlich rattert die Nähmaschine von Netzwerkspezialistin Andrea.

Sie versucht sich an einem Schlampermäppchen aus Fahrradschlauch. "In meinem Job ist das Handwerkliche immer weiter zurückgegangen", erzählt die Frau mit dem sportlichen Kurzhaarschnitt. "Früher habe ich manchmal selbst etwas eingebaut, konfiguriert oder entstört - das passiert jetzt kaum noch. Deshalb genieße ich es, hier Herumzubasteln." Stephan, tagsüber gleichfalls "Kopfmensch", kann das gut nachvollziehen. Konzentriert sitzt er über einer Häkelarbeit aus Fahrradschlauch-Streifen.

Anfangs ist sie ihm nicht gerade leicht von der Hand gegangen, doch inzwischen zeigen sich erste Erfolge. Das mattschwarz glänzende Gummi wirkt, zu feinen Maschen verflochten, urban und elegant zugleich. Jetzt muss nur noch eine gute Idee für den künftigen Gebrauch her. "Es gibt sogar Leute, die daraus Hängematten herstellen", sagt der Jurist lächelnd. Aber das ist bei einer Kursdauer von sechs Abenden natürlich nicht drin.

"Man kann sich ja auch frei ausprobieren, weil das Ausgangsmaterial nicht teuer im Handarbeitsladen angeschafft werden muss, sondern aus Dingen besteht, die sowieso zu Hause herumfliegen." Oder aus Bauteilen, die wie Schätze gehütet werden, obwohl sie eigentlich kaputt sind. So ist es bei Politikwissenschaftlerin Anne.

Sie hat ein Döschen mitgebracht, das lauter Kleinigkeiten birgt, denen der Zahn der Zeit deutlich zugesetzt hat. "Jetzt verarbeite ich sie zu etwas Neuem, dann muss ich mich nicht von ihnen trennen." sgl

Der nächste Upcycling-Kurs unter dem Motto "Fashion & Accessoires" findet vom 6. bis 27. Juli jeweils Montagabend statt. Zwei weitere starten im August und November. Weitere Informationen unter Tel. 02 28/77 30 42 und auf www.vhs-bonn.de

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