Süßigkeiten, Spielzeug und Nützliches für den Alltag Aus der Schultüte wird später ein Kissen

BONN · Ein Prospekt wie zur Vorweihnachtszeit: Skateboards oder Playmobil für die Jungs, Schmuck, Barbies, ein "Topmodell-Malbuch" für die Mädchen. Doch bis Dezember ist es noch lange hin. Diese Geschenke lassen nicht Kinderaugen unter dem Tannenbaum leuchten.

 Das kommt in die (Schul)Tüte: Andrea und Horst Granderath mit der Überraschung für Sohn Samuel.

Das kommt in die (Schul)Tüte: Andrea und Horst Granderath mit der Überraschung für Sohn Samuel.

Foto: Horst Müller

Denn mit diesem Angebot sollen Eltern und Großeltern vielmehr die Schultüten der i-Dötzchen füllen. Nicht nur das Aussehen der bunten Begleiter beim ersten Schultag hat sich in den letzten Jahren enorm verändern - vor allem auch der Inhalt.

Kopfschüttelnd betrachtet Heribert Faber diese Entwicklung. Als Lehrer und Rektor an verschiedenen Bonner Volksschulen zwischen 1948 und 1987 hat der heute 90-jährige Poppelsdorfer so manche Einschulung begleitet. "Früher kamen Tafel, Griffel und Obst hinein. Eben alles, was die Kinder für den Unterricht benötigten", erinnert er sich. Denn Schule habe schließlich etwas mit Arbeit zu tun. "Deshalb gehörte kein Spielzeug in die Tüte", so der Pädagoge. Akzeptieren würde er allerdings kleine Geschenke, die Erstklässler zum Lernen animieren.

Das hat sich auch Familie Granderath vorgenommen. Wer derzeit allerdings aufgeregter dem großen Tag entgegenfiebert, das lässt sich nicht auf Anhieb sagen. Zwar wird Sohn Samuel am Donnerstag in die Michaelschule eingeschult, doch für Mutter Andrea ist das ebenfalls ein großer Schritt. "Ich glaube fast, dass ich nervöser bin als Samuel", sagt sie schmunzelnd. Viel Mühe hat sie sich mit der Schultüte für den Sechsjährigen gegeben.

Denn die wurde als Unikat in einem Handarbeitsgeschäft in Endenich gefertigt. Nicht nur Samuels Name wurde dafür auf ein U-Boot gestickt, mit wenigen Handgriffen lässt sich das Inlett entfernen und die Tüte verwandelt sich in ein Kissen. "So hat er über viele Jahre eine schöne Erinnerung an seinen ersten Schultag", freut sich Andrea Granderath. Fertig kaufen, gemeinsam mit dem Kind basteln oder individuell anfertigen lassen? "In Bonn geht der Trend eindeutig zum Basteln", beobachtet Manuela Becker aus der Bastelabteilung der Firma Knauber.

Während für die Mädchen immer noch Prinzessin, Pferde oder Feen hoch im Kurs stehen, werden für Jungs Ritter, Fußball oder Drachenmotive gewählt. "Viel Mühe geben sich die Mütter bei der Verzierung. Schriftzüge mit Glitzerstiften, Bänder und Wackelaugen werden gerne zusätzlich verwendet", so Manuela Becker.

Um den Inhalt hat sich Familie Granderath ebenfalls viele Gedanken gemacht. Ein Erstlesebuch, Trinkflasche sowie eine Brotbox, Bade- und Sporthose, Armbanduhr, Schlüsselband und eine Schere sind darin. Zum Spielen findet der Sechsjährige eine Rechenmaus und ein "Hosentaschenfrisbee" darin. "Wirklich witzig", beschreibt die Endenicherin das handgefertigte Spielzeug. "Das ist eigentlich ein stabiles Stofftaschentuch, das an den Enden stärker befestigt ist und dadurch fliegt."

"Kleinigkeiten", so antwortet Bea Te auf die Umfrage des General-Anzeigers im Netz, was Leser in die Schultüten ihrer Kinder packen. Denn, so Bea Te, die Kinder müssen die Tüte auch noch tragen können. "Und der Ranzen hat schon ein kleines Vermögen gekostet."

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