Ausdehnung des Sperrbezirks im Bonner Westen schlägt hohe Wellen

Mittelständler Am Dickobskreuz wehren sich gegen Verlagerung der Straßenprostitution

Bonn. (jst) Der Sperrbezirk im Bonner Westen soll erweitert werden. Diesen Beschlussvorschlag legt die Stadtverwaltung den Mitgliedern des Sozialausschusses vor, der am 22. Juni tagt. Der Straßenstrich soll auf die Straße Am Dickobskreuz eingeengt werden. Eine endgültige Entscheidung über diesen Vorschlag trifft allerdings die Bezirksregierung in Köln.

Der Vorstoß der Stadt hat am Mittwoch Geschäftsleute auf den Plan gerufen, die sich durch die Verlagerung des Strichs auf die Straße Am Dickobskreuz in ihrer Existenz bedroht fühlen. Es handelt sich um Katharina und Heinrich Schäfer, Eigentümer des Fachmarktcenters West, um die Firmen Bielinsky, Glas Lepper, Jacques` Weindepot, Abschleppdienst Haas und Fressnapf, die die Rechtsanwaltskanzlei Carl Horst Schroeder beauftragt haben, notfalls die Stadt auf Schadensersatz zu verklagen. Sie werfen der Stadt Bonn vor, auf Druck der Großbetriebe zu handeln, und nennen Telekom, Daimler-Chrysler und T-Sytems.

Unter der Vergrößerung des Sperrbezirks hätte lediglich der Am Dickobskreuz angesiedelte Mittelstand zu leiden, so Schroeder am Mittwoch vor der Presse. Falls sich die Stadt mit ihrem Vorschlag durchsetzen sollte, werde es schwierig, noch Gewerbeflächen dort zu vermieten. Ralf Over, Geschäftsführer der Firma Fressnapf, die unter anderem Tierfutter verkauft, will bei Verwirklichung des Vorschlags den in zwei Jahren auslaufenden Mietvertrag für die Geschäftsräume nicht verlängern und einen anderen Standort suchen.

Die Stadt reagiert nach eigenen Angaben mit der Vergrößerung des Sperrbezirks, weil massive Proteste von Unternehmen und Anwohnern der Straße Am Propsthof, Gerhard-Domagk- und Siemensstraße wegen zunehmender Straßenprostitution eingegangen seien. Die Sperrbezirkvergrößerung biete Schulen, Betrieben und Wohngebieten zusätzlichen Schutz.

Zur geplanten Sperrbezirkänderung sagt Stadtdirektor Arno Hübner: "Das Gebiet wurde in den vergangenen Jahren durch eine hochwertige bauliche Entwicklung erheblich aufgewertet. Dort wurden das Bundesgesundheitsministerium, Telekom, T-Systems und andere hochkarätige Unternehmen angesiedelt. In diesem Gebiet befinden sich auch die Jugendwerkstatt des Caritas-Verbandes und die Joseph-von-Eichendorff-Schule. Die städtebauliche Situation hat sich gegenüber dem Jahr 1968, in dem der jetzt noch gültige Sperrbezirk entstanden ist, erheblich verändert. Wir mussten handeln." Daher soll der Sperrbezirk erweitert werden.

Die Straße Am Dickobskreuz soll ausgenommen werden, weil die Straßenprostitution aus diesem Gebiet nicht völlig verbannt werden könne.

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