Artenschutzabkommen betrifft Bonner Musiker Ausweispflicht für Instrumente aus Palisander

Bonn · Neues Artenschutzabkommen: Wenn Profi- und Hobbymusiker ins Ausland reisen, achtet der Zoll jetzt streng darauf, dass die Bestimmungen genau eingehalten werden. Denn bestimmte Hölzer wie Palisander dürfen nicht mehr gehandelt werden.

 Das Beethoven Orchester muss künftig vor Auslandsreisen für jedes Instrument eine Autorisierung der Naturschutzbehörde beantragen.

Das Beethoven Orchester muss künftig vor Auslandsreisen für jedes Instrument eine Autorisierung der Naturschutzbehörde beantragen.

Foto: Beethovenorchester

Keiner repräsentiert Bonn besser im Ausland als er: Ludwig van Beethoven ist das beste Aushängeschild der Stadt. Die Musik und den Geist des großen Komponisten trägt das Beethoven Orchester bei Tourneen und Konzertreisen in die ganze Welt. Erst im Frühjahr 2013 unternahmen 65 Musiker eine umjubelte Konzertreise entlang der Ostküste der USA. Wenn sich das Ensemble in Zukunft wieder zu einem Gastspiel im Ausland aufmacht, dann müssen zuvor jedoch neue bürokratische Hürden überwunden werden.

Aufgrund einer Ergänzung des Artenschutzabkommens dürfen seit Beginn des Jahres bestimmte Hölzer nicht mehr gehandelt werden, unter anderem Palisander. Dieses Tropenholz wird allerdings häufig für den Bau von Streich-, Saiten- sowie einigen Blasinstrumenten verwendet. Der Zoll achtet jetzt streng darauf, dass Profi- und Hobbymusiker die neuen Bestimmungen genau einhalten.

Bei der Ein- und Ausfuhr muss nachgewiesen werden, dass die Gegenstände vor 2017 hergestellt und gekauft wurden. Nur dann geht es durch die Kontrolle. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Genehmigungen: eine „Musikinstrumentenbescheinigung“ (für Instrumente, die vom Besitzer im Reisegepäck mitgeführt werden) oder eine „Wanderausstellungsbescheinigung“ für Instrumente, die in Frachtsendungen für Orchester versandt werden.

Auch Instrumentenbauer sind betroffen

„Für uns heißt das, dass wir für jedes Instrument eine Autorisierung der Naturschutzbehörde beantragen müssen“, erklärt Markus Reifenberg vom Beethoven Orchester. Dafür gibt es Vordrucke, in die Herstellungs- und Kaufdatum sowie die Nummer des Instruments eingetragen werden. Zusätzlich muss vermerkt werden, ob Teile repariert oder ausgetauscht wurden. Zwar habe man das schon in der Vergangenheit vorweisen müssen – „jedenfalls dann, wenn Elfenbein, Schildplatten, Fischbein oder besondere Lederarten von Reptilien verwendet wurden. Jetzt wird eben auch auf das Holz geachtet“, so Reifenberg.

Bereits für die USA-Tournee 2013 hat das Beethoven Orchester entsprechende Genehmigungen nach den damals geltenden Richtlinien des Artenschutzabkommens vorlegen müssen. „Wir wissen also, wie das läuft“, meint Reifenberg. „Da die entsprechenden Papiere jedoch immer nur drei Jahre gültig sind, müssten wir ohnehin neue beantragen. Deshalb ist das für uns kein großer Mehraufwand“, ergänzt der Sprecher des Orchesters. Die neuen Papiere würden bei der konkreten Planung einer Tournee dann ebenso wie Arbeitserlaubnis oder Visa beantragt. Allerdings: „Wir werden die Zertifikate nicht auf Vorrat ausstellen lassen. Erst dann, wenn sie wirklich gebraucht werden“, so Reifenberg.

Das neue Artenschutzgesetz bereitet jedoch nicht nur Musikern viel Arbeit. „Ich habe gerade erst meine ganzen Bestände gezählt“, berichtet Elisabeth Marx, die eine Geigenbau-Werkstatt in Bonn betreibt und in der Regel auf Buchsbaum, Ebenholz und Palisander zurückgreift. Sie hat sich auf den Bau neuer Instrumente sowie Reparatur und Restaurierung spezialisiert. „Ich habe der Unteren Naturschutzbehörde eine Aufstellung meiner Bestände sowie entsprechende Fotos geschickt“, erzählt sie. „Es wäre schön gewesen, wenn man uns vorher informiert hätte. So habe ich davon erst im Gespräch mit Kollegen erfahren“, so die Geigenbauerin.

Die Hölzer, die sie bereits vor dem Jahreswechsel in der Werkstatt hatte, darf sie aufgrund der aktuellen Registrierung verwenden. Wie es dann weitergeht, weiß sie noch nicht. Aber: „Ich habe ohnehin viel mehr Ebenholz eingesetzt. Das werde ich in Zukunft erst recht machen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Von GA-Redakteur
Philipp Königs
zur Klimaplan-Bilanz
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-BilanzErfolg bemisst sich an Taten
Aus dem Ressort