Nach Geisterfahrt in Bonn Auswirkungen durch Umrüstung aller Straßenbahnen in NRW unklar

Bonn/Düsseldorf · Alle rund 1700 Straßenbahnen in NRW müssen umgerüstet werden. Das hat die Düsseldorfer Bezirksregierung nach der Geisterfahrt der Bonner Linie 66 angekündigt. Was das für die Nahverkehrsbetriebe bedeutet, ist aber noch völlig offen.

 Die Geisterfahrt der Linie 66 hat Folgen für Straßenbahnen in ganz NRW.

Die Geisterfahrt der Linie 66 hat Folgen für Straßenbahnen in ganz NRW.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Auswirkungen der angeordneten Umrüstung aller 1700 Straßenbahnen in Nordrhein-Westfalen sind noch völlig unklar. Die Nahverkehrsunternehmen warten auf konkrete Anweisungen. Das ergab am Mittwoch eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Nahverkehrsbetrieben in NRW. „Wir prüfen und bewerten jetzt, was die Entscheidung der Bezirksregierung Düsseldorf konkret für uns bedeutet“, sagte ein Sprecher der Kölner Verkehrs-Betriebe: „Wir haben insgesamt 382 Stadtbahnen im Einsatz.“

Nach der kilometerlangen Fahrt einer außer Kontrolle geratenen Straßenbahn in Bonn hatte die Bezirksregierung Düsseldorf als Konsequenz aus dem „bundesweit einmaligen Vorfall“ eine Änderung der technischen Vorgaben angekündigt. Die sogenannte Totmann-Schaltung müsse künftig vom Fahrer alle 15 Sekunden ein Lebenszeichen erhalten. Andernfalls werde eine Zwangsbremsung eingeleitet. Bisher musste sie permanent betätigt werden. Die Nahverkehrsunternehmen sollen für die Umrüstung zwei Jahre Zeit bekommen.

Weil der bewusstlose Fahrer in Bonn sie trotz Ohnmacht gedrückt hielt, war die Bahn mit Tempo 80 unkontrolliert 6,5 Kilometer weit die Nacht gerast. 20 Fahrgäste in der Bahn hatten viel Glück und kamen mit dem Schrecken davon. Trotz viermaligen Ziehens der Notbremse hatte die Bahn nicht gestoppt. Die Untersuchung hatte ergeben, dass kein technischer Defekt vorlag.

Ruhrbahn muss rund 160 Bahnen nachrüsten

„Wenn uns alle notwendigen Details vorliegen, werden wir prüfen, welche technischen Auswirkungen sich dadurch ergeben“, teilte ein Sprecher der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen Aktiengesellschaft mit. Aktuell seien etwa 140 Bahnen für den Linieneinsatz im Bestand.

Die Ruhrbahn ist von der Entscheidung ebenfalls betroffen. Alle rund 160 Bahnen, die in Essen und Mülheim im Einsatz sind, müssen nachgerüstet werden. Die schriftliche Verfügung der Bezirksregierung liege aber aktuell noch nicht vor.

Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) äußerte sich ähnlich: So lange noch keine entsprechende Verfügung vorliege, sei auch nicht klar, welche technischen Vorgaben zu erfüllen sind. Die DVG habe rund 60 Straßenbahnen im Einsatz, die alle über Totmann-Schalter verfügen, die außerhalb von Tunneln permanent betätigt werden müssen.

Auch die Rheinbahn in Düsseldorf wartet auf die Verfügung der Technischen Aufsichtsbehörde. Erst dann könne man konkrete Fragen zum Aufwand der Umrüstung beantworten. Das gilt auch für Bielefeld: Was dies für die aktuell 80 Stadtbahnen bedeute, sei noch unklar, teilten die Stadtwerke mit.

(dpa)
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