Hunderte Fahrzeuge in der Innenstadt Pro-russischer Autokorso fuhr zu Ehrendenkmal in Bonn

Update | Bonn · Ein Autokorso mit mehreren hundert Fahrzeugen ist am Sonntagmittag von Köln nach Bonn gefahren. Ziel war ein sowjetisches Ehrenmal auf dem neuen Friedhof in Duisdorf. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Stadt.

 Die Fahrzeuge fahren von Beuel aus über den Bertha-von-Suttner-Platz.

Die Fahrzeuge fahren von Beuel aus über den Bertha-von-Suttner-Platz.

Foto: Matthias Kehrein

Mit Russland-Fahnen, Musik und Sprechchören ist am Sonntagmittag ein Autokorso von Köln Richtung Bonn gestartet, um sich schließlich am sowjetische Ehrenmal auf dem neuen Friedhof in Duisdorf zu treffen. Laut Polizei nahmen rund 400 Fahrzeuge an der angemeldeten Demonstration teil, die im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine gestanden habe. Trotz der vielen Fahrzeuge blieb die Demonstration ohne größere Zwischenfälle und friedlich. Vereinzelt gab es Wortgefechte mit Passanten, die die Teilnehmer mit dem Kriegsgeschehen konfrontierten.

Erst am Morgen hatte die Polizei von dem Autokorso erfahren, der zunächst auf 100 Fahrzeuge geschätzt worden war. Aus ganz Nordrhein-Westfalen und teils auch dem Bundesgebiet sammelten sich die Teilnehmer in Köln ehe es über Landstraßen und die B56 durch die Bonner Innenstadt bis nach Duisdorf ging. Das sorgte zeitweise für starke Verkehrsbeeinträchtigungen. Die Polizei leitete den Korso auf einen Baumarkt-Parkplatz nahe des neuen Friedhofs in Duisdorf, von wo es für die etwa 500 Personen zu Fuß weiterging. Zeitgleich trafen sich am russischen Generalkonsulat in Bad Godesberg rund 60 Personen. Auch sie führten russische Fahnen mit sich, drehten meist aber nach kurzer Zeit wieder ab. Die Polizei begleitete beide Versammlungen mit Hundertschaften und setzte zur Beobachtung auch einen Polizeihubschrauber ein.

Auf dem Friedhof legten die Teilnehmer zahlreiche Blumen am Ehrenmal nieder. Zwei Frauen hielten Reden auf Russisch. So laut es auch zuvor war – in diesem Moment hielten alle Anwesenden inne. Während viele hinter dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine standen, gab es durchaus auch kritische Stimmen. Ein russischstämmiges Ehepaar, das seit mehr als 20 Jahren in Bonn lebt, war nach eigenen Angeben dort, um an alle Menschen zu gedenken, die im Krieg starben. Sie seien nicht für einen Krieg in der Ukraine. „Aber wahrscheinlich gab es keine andere Lösung für Putin“, sagten sie über „die vielschichtige Situation“, die schon mit der Annexion der Krim 2014 begonnen habe. Besorgt äußerten sie sich darüber, dass auch Kinder mit russischen Wurzeln in Deutschland angegangen würden, obwohl sie die Geschehnisse noch gar nicht einordnen könnten. „Wir möchten uns dagegen aussprechen, dass Russen diskriminiert werden.“

Vom Friedhof gingen die Teilnehmer gegen 16 Uhr zurück zur den geparkten Fahrzeugen. Dabei kam es zu einzelnen Diskussionen mit Passanten, die sich gegen den Ukraine-Krieg stellten und auf das Leid der Menschen, die von dort flüchten, hinwiesen – offenbar erfolglos. Denn die Demonstranten skandierten immer wieder „Rossia, Rossia“, ehe sie, laut Polizei, geordnet Bonn verließen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Die mit russischen Fahnen geschmückten Autos
Eine Meinung, die weh tut
Kommentar zu pro-russischem Autokorso in BonnEine Meinung, die weh tut
Aus dem Ressort