Sparkasse Kessenich Azubis führen die Bankfiliale

KESSENICH · "Wo ist denn die nette Dame, die sonst immer hier sitzt?" Diese Frage ist am Tresen in der Filiale der Sparkasse an der Pützstraße derzeit öfter zu hören. Seit vergangener Woche haben die angestammten Mitarbeiter ihre Plätze geräumt, um vier Wochen lang den Nachwuchs ans Ruder zu lassen.

 Beratungsgespräch: Melanie Faßbender (l.) und Miriam Andrade Martinez waren am Montag passend gekleidet.

Beratungsgespräch: Melanie Faßbender (l.) und Miriam Andrade Martinez waren am Montag passend gekleidet.

Foto: Horst Müller

"Wir haben aber gelernt, wie man eine gute Antwort darauf gibt", schmunzelt Ricarda Kanzelmeyer, 21-jährige Auszubildende aus Köln. "Eine unserer Übungseinheiten war nämlich, wie man Kunden die Sorge nimmt, dass wir vielleicht noch nicht kompetent genug sind."

Norbert Zimmer ist gar nicht aufgefallen, dass er bei seinen Überweisungen von einem Azubi bedient wurde: "Der junge Mann schien sehr versiert zu sein." Die Idee, eine Geschäftsstelle komplett zur Azubi-Sparkasse zu machen, findet er gut: "Schließlich muss man ja irgendwann einmal ins Ernsthafte springen." Mehr als 40 Auszubildende im dritten Lehrjahr aus dem Köln/Bonner-Raum hatten sich für diesen besonderen Job beworben, 14 von ihnen wurden ausgewählt und ein halbes Jahr lang in Seminaren und Workshops auf ihre Aufgaben vorbereitet.

Jetzt kann David Höller mit gerade einmal 21 Jahren ausprobieren, wie es sich anfühlt, "Chef" zu sein. "In den ersten Tagen war schon etwas Aufregung dabei. Aber weniger Angst, als ständiges Überlegen: Hast du alles bedacht? Was hat jetzt Vorrang und wie erledigt man es am besten?" Im eleganten schwarzen Anzug, die rote Krawatte perfekt gebunden, sitzt der junge Bonner im Büro von Elke Zündorf.

Die Geschäftsstellenleiterin hat sich für die Dauer des Projekts in einen Raum im ersten Stock zurückgezogen. "Ich halte mich ganz bewusst aus allem heraus, und das fällt mir auch leicht, weil sie ihre Sache wirklich gut machen." Bis auf Depotgeschäfte und Wertpapierhandel laufen alle Vorgänge über die Schreibtische der Azubis: Auszahlungen und Buchungen, risikofreie Anlagen, Kreditgeschäfte.

Und sie konnten sogar 2000 Euro selbst eingeworbene Spendengelder für die Kinder der Nikolausschule und die Elterninitiative "Flohkiste" überreichen.

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