Ausbildung in Bonn und der Region Azubis sind in großen Betrieben meist zufrieden
Bonn · Laut einer Statistik des Gewerkschaftsbunds wird die Ausbildung im Friseur- und Hotelgewerbe schlecht bewertet. Eine angehende Gesellin hat gemischte Erfahrungen gemacht.
Wenn Jessica Schmitz und Patrick Sach morgens zur Arbeit kommen, sind die beiden Auszubildenden zufrieden. Sach entspricht damit der jüngsten Statistik des DGB-Jugendverbands NRW, der 5400 Auszubildende der 25 häufigsten Ausbildungsberufe befragt hatte. Etwa 72 Prozent der Befragten waren mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Sach, 18 Jahre, macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker, Schmitz, 19 Jahre, zur Friseurin. Während die Industriemechaniker ihre Ausbildung im DGB-Bericht sehr gut bewerteten, schnitt der Ausbildungsberuf Friseur schlecht ab. Doch Jessica Schmitz fühlt sich in ihrem Ausbildungsbetrieb, einem Friseursalon in Beuel, ganz wohl.
Sie erklärt jedoch: „Ich war vorher allerdings in einem anderen Betrieb.“ Und dort sei sie von Kollegen und Vorgesetzten gemobbt worden. „Man hat mich beleidigt und gesagt, ich würde meine Ausbildung nicht schaffen.“ Auch die fachliche Anleitung ihrer Ausbilderin sei schlecht gewesen – anders als im neuen Betrieb: „Meine jetzige Chefin erklärt die Sachen so, dass man sie auch versteht.“
Neben den Friseuren haben auch Hotelfachleute und Lebensmittelfachverkäufer ihre Berufe sehr schlecht bewertet. Laut DGB machen diese Azubis mehr Überstunden als der Durchschnitt, werden schlechter bezahlt und arbeiten länger. Wie Schmitz beklagen sie auch öfter als andere, dass sie fachlich nicht gut angeleitet werden. „In meinem früheren Betrieb wurden zudem oft die Pausen nicht eingehalten“, so Schmitz. Ihre Pausen seien verkürzt worden oder einfach weggefallen, teilweise arbeitete sie im Schichtdienst.
Probleme mit Kollegen, eine schlechte Pausensituation, Schichtdienst und Leistungsdruck – diese Anforderungen und Bedingungen stellen für Azubis laut DGB eine große Belastung dar. Mehr als die Hälfte der Befragten empfindet das so. Einige Azubis wenden sich daher an Jürgen Hindenberg und dessen Team von der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Die häufigsten Beschwerden, die uns erreichen, sind Verstöße gegen die Arbeitszeit“, so Hindenberg, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der Kammer. Die meisten Klagen kämen aus dem Hotel- und Gaststättenbereich sowie dem Einzelhandel. „In den anderen Branchen gibt es aber nicht so viele Beschwerden.“
Die Ausbildungsbetriebe würden seit zwei Jahren regelmäßig von der IHK besucht und beraten. „Außerdem lassen wir uns die Ausbildungsnachweise vorlegen“, so Hindenberg. „Seitdem sind die Abbruchquoten gesunken und die Prüfungsergebnisse haben sich verbessert. Betriebe, die sich diesem Qualitätsmanagement nicht unterwerfen wollten, bilden nicht mehr aus.“ Seither beschwerten sich deutlich weniger Auszubildende, und auch die Betriebe seien zufriedener.
Ob junge Menschen Schwierigkeiten mit ihrer Ausbildung haben, hängt stark vom gewählten Beruf, aber auch von der Größe des Ausbildungsbetriebs ab. Je größer, desto zufriedener sind die Azubis dem Bericht zufolge. Kleinbetriebe, etwa Friseurläden, würden Lehrlinge eher nach Auftragslage als nach Ausbildungsplan in die Arbeit einbinden.
Die Bonner Stadtwerke sind bei weitem kein Kleinbetrieb. Hier wird Patrick Sach zum Industriemechaniker ausgebildet: „Ich bin mit meiner Ausbildung sehr zufrieden, besonders weil sie so vielfältig ist“, sagt er. „Man wechselt viel zwischen den verschiedenen Bereichen des Unternehmens – aktuell bin ich bei den Bahnen.“ Er werde aber auch im Bereich Energie eingesetzt. Sach sagt, er habe genug Pausen, keinen Druck und mache keine Überstunden. „Und wenn man ehrlich ist: Die Bezahlung als Industriemechaniker ist auch nicht so schlecht.“