Polizeieinsatz in Bonn Mitglieder der Letzten Generation kleben sich auf B9 fest

Update | Bonn · Aktivisten der Letzten Generation haben sich am Freitagmorgen auf die Adenauerallee (B9) in Bonn geklebt. Die Polizei musste die vier Männer von der Straße lösen. Fridays for Future sehen die Aktion kritisch.

Auf der B9 haben sich am Freitagmorgen Personen auf die Fahrbahn geklebt.

Auf der B9 haben sich am Freitagmorgen Personen auf die Fahrbahn geklebt.

Foto: GA

Der Freitag ist in Bonn geprägt gewesen von den Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr und Demonstrationen von „Fridays for Future“ (FFF). Die Gewerkschaft Verdi und die Klimabewegung hatten für den Tag zusammen zu Aktionen aufgerufen. Bereits am Vormittag hatten sich Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ auf der Adenauerallee (B9) festgeklebt. Dort blockierten sie von etwa 8 bis 10 Uhr die Fahrbahn Richtung Innenstadt. Zwar richtete die Polizei eine Umfahrung ein, sodass der Verkehr weiterhin in beide Richtungen fließen konnte. Dennoch wirkte sich diese Aktion auf den Verkehrsfluss aus.

Es war das erste Mal, dass zwei Mitglieder der „Letzten Generation“ sich in Bonn mit Sekundenkleber auf die Fahrbahn klebten. Zwei Männer im Alter von 44 und 53 Jahren blockierten den Verkehr etwa gegen 8.20 Uhr auf Höhe der Tempelstraße. Mit Sonnenblumenöl und Holzspatel machten sich Polizisten im Wechsel behutsam daran, die Hände der beiden zu befreien, während vorbeifahrende Lkw-Fahrer hupten. Wunden an den Handflächen der Protestierenden waren nicht ganz zu verhindern. Um 9.50 Uhr konnten die Einsatzkräfte schließlich den letzten Festgeklebten von der Fahrbahn lösen.

Mitglieder der Letzten Generation klebten sich auf der Adenauerallee fest

Ein weiterer Mann und ein Jugendlicher traten neben den beiden in den Sitzstreik, ohne zum Kleber zu greifen. Die Polizei gab die Fahrbahn um 10.15 Uhr wieder frei. Die Verzögerung kam zustande, weil das verwendete Speiseöl anschließend auf der Fahrbahn abgebunden werden musste, um etwa Stürze von Radfahrerinnen und Radfahrern zu verhindern.

Die drei Erwachsenen kamen nach einem richterlichen Beschluss bis zum Abend in Polizeigewahrsam. Zwei von ihnen sind nach Kenntnis des GA in Bonn, einer im Umland gemeldet. Die Polizei wird in allen Fällen Anzeigen erstatten, wie Sprecher Robert Scholten sagte.

Als schädlich für den gemeinsamen Warnstreik bezeichnete Lasse Scherbarth von FFF Bonn diese Aktion. „Wir verstehen das Anliegen der Klimakleber und stehen auch dahinter. Für den heutigen Anlass war das aber unangemessen“, sagte er. „Viele, die zu unserer Demonstration kommen wollten, haben den Weg nicht hergefunden.“ Außerdem befürchtet er, dass die Skepsis von Verdi gegenüber der „Letzten Generation“ nun auf FFF zurückfällt. Deutliche Worte fand indes SWB-Betriebsratsvorsitzende Marion Böhm: „Von den Klimaklebern distanzieren wir uns“, sagte sie.

Letzte Generation fordert Einführung eines Neun-Euro-Tickets und Tempolimits auf Autobahnen

Die „Letzte Generation“ verschickte eine Presseverlautbarung. Sprecherin Lina Eichler sagte, die Gruppe fordere mit ihren NRW-weiten Aktionen die Bürgermeister auf, sich hinter deren Forderungen zu stellen: die Einführung des Neun-Euro-Tickets und eines Tempolimits auf Autobahnen. Einen weiteren Festklebeversuch in Euskirchen konnte die Polizei nach eigenen Angaben unterbinden.

An der gemeinsamen Demonstration von Verdi und „Fridays for Future“ nahmen nach deren Wahrnehmung 1800 Menschen teil. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf 1200. Nach der Kundgebung am Mittag auf dem Münsterplatz folgte ein Demonstrationszug durch die Innenstadt. Zwei Botschaften wollten die Teilnehmenden in die Öffentlichkeit bringen: die Lohnforderungen der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst, zu denen auch die Bus- und Bahnfahrer kommunaler Verkehrsbetriebe gehören sowie die Forderungen nach einem zügigen Ausbau des Schienen- und Nahverkehrs.

(ga)
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