30 Bonner Scouts bauen in Nepal Schule auf Bad mit Elefanten

Langeweile und Heimweh kommen bei den 30 Bonner Scouts und GA-Volontär Fabian Vögtle, die in Nepal eine zerstörte Schule mit aufbauen und ein Krankenhaus renovieren, auch in der zweiten Woche nicht auf.

 Schwitzen und und Spritzen: Bei Temperaturen um 30 Grad fließt beim Aufbau der Schule (links) jede Menge Schweiß. Das erfrischende Bad mit Elefanten im Fluss kommt jedoch nicht bei allen Helfern gut an.

Schwitzen und und Spritzen: Bei Temperaturen um 30 Grad fließt beim Aufbau der Schule (links) jede Menge Schweiß. Das erfrischende Bad mit Elefanten im Fluss kommt jedoch nicht bei allen Helfern gut an.

Foto: Fabian Vögtle

Morgens kurz vor sechs Uhr in der südnepalesischen Region Chitwan: Mit müden Augen kriecht einer nach dem anderen aus seinem Zelt auf dem Dach der Navodaya School in Tandi. Murren und Murmeln, warum immer so früh aufstehen?

Dieses Mal rückt die tägliche Frage schnell in den Hintergrund. Denn beim Blick über die Felder und den Dschungel ragen zwei rot erleuchtete Berge in die Höhe. Es sind die Spitzen des auch als Killerberg bezeichneten Mount Manaslu. Einer der Achttausender im Himalaya, in weiter Ferne und doch so nah. Kurz später setzt die aufgehende Sonne weitere weiße Gipfel der Gebirgskette in Szene, etwa das bekannte Annapurna-Massiv.

"Morgens mit dem Himalaya aufstehen - das ist doch das Höchste der Gefühle", findet auch Jana Fresen. Die 18-Jährige Abiturientin ist eine von 30 Scouts, die derzeit für drei Wochen in Nepal zelten und in der Region Chitwan verschiedene Projekte unterstützen. Neben der Mithilfe beim Wiederaufbau einer im Frühjahr von Erdbeben zerstörten Grundschule für Kinder des Chepang-Volksstamms, renovieren die jungen Bonner zwischen zwölf und 30 Jahren ein Krankenhaus, etwa mit der Konstruktion eines neuen Dachs und der Verschönerung eines Patientenzimmers.

Zement mischen und Steine schleppen

Auf beiden Baustellen gehört in der zweiten Woche vor allem Zement mischen und Steine schleppen zu den Hauptaufgaben. Von Betonmischern und Baggern kann man nur träumen. Mit Schaufeln, Säcken und wenigen Schubkarren wird hier malocht. Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad ganz schön kräftezehrend. Dank der schattigen Pausen, dem leckeren Essen (siehe Blog) und der freien Tage, die zu Ausflügen und Fußballpartien (siehe Blog) einladen, gibt es genug Zeit zum Entspannen und zum Entdecken von Land und Leuten.

Die Eindrücke, die alle Teilnehmer hier sammeln und mit zurück nach Deutschland nehmen, sind mindestens so wichtig wie die helfenden Hände, die sie in Nepal ausstrecken. Da sind sich alle Scouts einig. Was die Freizeitgestaltung betrifft, gehen die Meinungen aber auch bei den Pfadfindern auseinander. So etwa beim Besuch des Chitwan Nationalparks.

Ein erfrischendes Bad mit Elefanten sorgt für Diskussionsstoff. Während die einen - Kindheitstraum erfüllend - fröhlich auf dem Buckel der dickhäutigen, aber sensiblen Tiere hocken und sich vom Rüssel nass spritzen lassen, sitzen andere nachdenklich am Flussufer. Denn die Elefantenpfleger schrubben die neben Nashörnern und Tigern bekanntesten Tiere des Nationalparks nicht nur fein säuberlich. Um den Touristen möglichst viel Wasserspaß in kurzer Zeit zu gönnen, ziehen sie ihre Elefanten an den Ohren, schreien und schlagen sie mit Holzstöcken und sogar Metallhaken.

"Ich finde es traurig zu sehen und nicht richtig, den Elefanten weh zu tun, nur damit sie gehorchen", sagt Jana Fresen. Für sie sei das Tierquälerei zu Tourismuszwecken. Die Bonnerin genießt lieber das bunte und lebhafte Treiben in Tandi. "Ich mag vor allem die Klamotten, mit denen die meisten Nepali rumlaufen. Das ist zwar kitschig, aber auch irgendwie schön."

Wenn der Großteil der Gruppe am Sonntag, 18. Oktober, wieder im Flugzeug nach Deutschland sitzt, bleibt Jana Fresen für einen weiteren Monat in Nepal. "Ich bin froh, dass ich die ersten Wochen zunächst in einem vertrauten Umfeld verbringe", sagt sie und fügt hinzu: "So habe ich hier einen sanften Einstieg." Da die Schüler der Navodaya School, dem Quartier der Scouts, im Oktober und November Ferien haben, wird sie nicht, wie anfangs vorgesehen, dort Englisch unterrichten, sondern wie Nicola Schiprowski am Ratnanagar Hospital in Tandi arbeiten.

Dort kann man ihre Hilfe gut gebrauchen. Gerade für die Bonnerin könnte das Praktikum zudem ein guter Testlauf sein, will sie doch Medizin studieren. Ihrer Rolle als Lehrerin war sie sich sowieso nicht sicher: "Ich hatte schon ein bisschen Angst hier ganz alleine eine Klasse zu unterrichten ohne die Kinder zu verstehen."

Mehr Berichte und Fotos aus Nepal - unter anderem über die kulinarische Seite des Landes und die Kinder von Khalikola - sowie über die Projekte der Scouts lesen Sie auf dem Reportage-Blog des General-Anzeigers: www.nepal15.ga.de

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