Soziales Engagement Bäckerei in der Bonner City hilft Obdachlosen

Bonn · Ein Ex-Banker verteilt nach Ladenschluss kostenlos Brötchen und Teilchen an Bedürftige. Jeder, der Hunger und kein Geld hat, bekommt zu essen.

 Bäckerei-Inhaber Abidin Kekec verteilt seine übriggebliebenen Backwaren an Obdachlose.

Bäckerei-Inhaber Abidin Kekec verteilt seine übriggebliebenen Backwaren an Obdachlose.

Foto: Lisa Inhoffen

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“: Mit dem berühmten Zitat des Schriftstellers Erich Kästners hält es seit einiger Zeit auch Abidin Kekec. Der Inhaber der Bäckerei „Backoven“ an der Thomas-Mann-Straße in der Bonner Innenstadt verschenkt nach Ladenschluss seine übrig gebliebenen Backwaren an Bedürftige.

Jeden Abend um 18.30 Uhr öffnet der 45-Jährige die Tür zu seiner Bäckerei erneut für kurze Zeit. In einem Korb hat er Brot, Brötchen und Kuchenteilchen liegen, die er an das gut ein Dutzend Männer und Frauen verteilt, das sich regelmäßig um diese Zeit vor seinem Geschäft einfindet. Über ein Schild, das Kekec am Schaufenster seines Ladens angebracht hat, haben sie von seiner Aktion erfahren. „Kostenlos Essen“ ist darauf in großen Lettern zu lesen. Jeder, der Hunger habe, sich aber ein Brötchen oder Teilchen finanziell nicht leisten könne, sei „herzlich eingeladen“, nach Geschäftsschluss vorbeizukommen. Kekec bittet außerdem darum, seine Aktion nicht auszunutzen.

Bislang, so sagt er, habe dies auch noch niemand versucht. Die meisten seiner abendlichen Kunden kennt Kekec vom Sehen. Es sind vorwiegend Obdachlose, die tagsüber in der Innenstadt betteln oder auf der Suche nach leeren Pfandflaschen oder etwas Essbarem in Mülltonnen wühlen. „Das habe ich mir lange angesehen und immer wieder gedacht, das kann so nicht weitergehen“, sagt der Bonner mit türkischen Wurzeln.

Dass diese Menschen in Mülltonnen fischten und dabei auch oftmals etwas zu Essen herausholten, habe ihn regelrecht angewidert und letztlich auf die Idee gebracht, seine übriggebliebenen Teigwaren an diese Klientel zu verschenken.

Zu ihr gehört ein junger Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. Er wartet bereits weit vor 18.30 Uhr vor Kekecs Laden, um noch eines der begehrten süßen Teilchen zu ergattern. „Ich habe hier noch nie erlebt, dass einer was umsonst rausgibt“, sagt er sichtlich gerührt. „Was ich bis zum Geschäftsschluss nicht verkaufe, muss ich normalerweise abschreiben und entsorgen“, erklärt Kekec.

Der gelernte Banker, der sich nach einer Entlassungswelle seines einstigen Arbeitgebers mit seiner Abfindung vor acht Jahren selbstständig gemacht hat, gibt Bettlern prinzipiell kein Geld. „Ich möchte auf keinen Fall unterstützen, dass sie sich Alkohol kaufen“, sagt er.

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