Kahlschlag nach trockenem Sommer Warum auf Bonner Friedhöfen zahlreiche Bäume gefällt werden

Poppelsdorf · Die trockenen Sommer der beiden vergangenen Jahre haben den Bäumen stark zugesetzt – auch auf den Bonner Friedhöfen. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht lässt die Stadt deshalb insgesamt 370 Bäume auf den Friedhöfen fällen, 160 davon allein in Poppelsdorf.

 Das Nadelwerk der gefällten Bäume ist vollkommen ausgedörrt.

Das Nadelwerk der gefällten Bäume ist vollkommen ausgedörrt.

Foto: Benjamin Westhoff

Die sonst so angenehme Stille auf dem Poppelsdorfer Friedhof wird durchbrochen vom Lärm großer Forstmaschinen und Kettensägen. Die Reihe abgesägter Baumstämme wächst immer weiter. Die Baumfällung von rund 160 Bäumen auf dem Friedhof ist in vollem Gange. Nötig gemacht hatten sie die vergangenen zwei Sommer, die heiß und extrem trocken waren. Viele Bäume überstanden diese Bedingungen nicht. Auf den Bonner Friedhöfen sind insgesamt 370 Bäume betroffen. In Poppelsdorf ist es vor allem die Orient-Fichte, die zu viel Schaden genommen hat und nun in großer Zahl gefällt werden muss.

„Diese Baumart ist ein Flachwurzler und kann deswegen kein Wasser und keine Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten ziehen“, erklärt Alfons Steidl, dessen Forstbetrieb die Fällungsarbeiten auf dem Poppelsdorfer Friedhof durchführt. Zu wenig Niederschlag in den vergangen zwei Sommern seien dann zu viel für einige Bäume gewesen. „Die Fichten gehen kaputt, die Schäden sieht man überall“, so Steidl weiter. Viele Bäume sind einfach vertrocknet, andere wurden vom Borkenkäfer befallen.

Bäume drohten umzufallen

Diese Schäden zu sehen, tue ihm in der Seele weh, sagt Steidl, während er die neu entstandene Lichtung auf dem Friedhof betrachtet. Natürlich lebe sein Betrieb davon, hier und da auch mal einen Baum zu fällen. „Aber hier ist es insgesamt ein Trauerspiel.“ Gefällt werden müsse natürlich trotzdem, schließlich hätten die Bäume ihre Standfestigkeit verloren: „Es handelt sich um eine Maßnahme der Verkehrssicherungspflicht, damit keine Menschen zu Schaden kommen.“

Die Friedhofsbesucher zeigen Verständnis für die Arbeiten. „Wenn es sich vermeiden lässt, sollten keine Bäume gefällt werden“, meint Herr Krah. Aber wenn sie tot seien, gebe es keine andere Möglichkeit. Wohl ist ihm dabei jedoch nicht: „Mir macht die Situation mit den Bäumen insgesamt Sorgen.“ Anlass dafür seien zum Beispiel die Waldbrände in Australien oder die Abholzung des Regenwalds. Die Fällungen auf dem Friedhof zeigten, dass die sich veränderten Wetterbedingungen nun auch in unserer Region ankämen. Eine andere Grabbesitzerin berichtet von dem Schauspiel, welches die sterbenden Bäume boten: „Es war ein beeindruckend seltsames Gefühl, als sie abstarben.“ Unter den wie Skelette dastehenden Fichten sei man auf einem großen Nadelteppich gegangen. Sie hofft, dass noch Bäume erhalten bleiben. „Die vielen Bäume hier auf dem Friedhof schaffen nämlich eine friedliche Atmosphäre.“

Das findet auch die Stadt und lässt die gefällten Bäume ersetzen. Ab Herbst 2020 werden neue gepflanzt. Weiter teilt sie mit: „Für die Ersatzpflanzungen wird das Amt für Stadtgrün auch Baumarten wählen, die hier nicht heimisch sind, mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen jedoch besser zurechtkommen.“ Erstmal müssen im Moment jedoch die restlichen geschädigten Bäume gefällt werden. Alfons Steidl rechnet damit, noch bis Mitte nächster Woche mit den Arbeiten beschäftigt zu sein.

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