Stammkunden bestürzt Bagel Brothers in Bonn schließt nach 15 Jahren

Bonn · Schon die erste Corona-Welle im März trieb die Bagel Brothers in Bonn an den Rande des Ruins. Jetzt schließt der Kult-Imbiss nach 15 Jahren endgültig. Doch daran ist nicht nur Corona schuld.

 Nach 15 Jahren schließt Bagel Brothers in Bonn. (Symbolfoto)

Nach 15 Jahren schließt Bagel Brothers in Bonn. (Symbolfoto)

Foto: Ryan DaRin/Unsplash

Nach ziemlich genau 15 Jahren muss der Geschäftsführer der Bagel Brothers Bonn, Michael Nierwetberg, die Türen ein für allemal schließen. Dafür macht er zwei Gründe verantwortlich: Einerseits sei durch Corona das Liefergeschäft an Unternehmen weggefallen, mit dem ein Großteil des Umsatzes generiert werde. Andererseits seien die Mieten zum Jahreswechsel um eine „erschreckende Hausnummer“ gestiegen.

Das war auch ein Grund, warum Nierwetberg mit der Filiale eigentlich in Richtung Poppelsdorf umziehen wollte. Durch die Großbaustelle des Maximiliancenters seien Besucherströme für die Bagel Brothers nicht optimal geführt worden, wodurch sie rund 40 Prozent der Laufkundschaft einbüßen mussten.

Die Bonner Wirtschaft tut sich mit der steigenden Zahl an Gastronomiebetrieben in der Innenstadt keinen Gefallen, meint er: „Konkurrenz belebt das Geschäft, aber frisst sich auch gegenseitig auf.“ Bei der Eröffnung vor 15 Jahren habe man um eine Zulassung regelrecht kämpfen müssen.

Das Unternehmen gibt es seit 1995. In Leipzig gründete es die ersten zwei Filialen. Nierwetberg war der erste Franchisenehmer des Unternehmens. Bei der Eröffnung von 16 Filialen hatte Nierwetberg in ganz Deutschland mitgeholfen - von denen inzwischen alle wieder zugemacht haben. Mit dem Laden in Bonn schließt nun auch die letzte von ihnen, übrig bleiben nur die Läden in Leipzig. Ab 1. Januar zieht in die Bonner Räume ein Ein-Euro-Laden in das Gebäude.

Inhaber arbeitete vier Monate ohne Lohn

Vor der Corona-Pandemie hatte Nierwetberg noch Pläne für seinen Laden: 2020 habe das erste Erfolgsjahr für die Bagel Brothers Bonn werden sollen. Doch die erste Welle habe das Geschäft schon in den Ruin getrieben. Seinen 35 Aushilfen hatte er zu dem Zeitpunkt schon gesagt, sie sollten sich einen anderen Job suchen. Das taten daraufhin viele von ihnen. Nierwetberg selbst machte vier Monate ohne Lohn weiter, „weil es einfach Spaß macht“ und sein Team und seine Familie ihn motivierten.

Zum Konzept der Bagel Brothers gehört, dass jede Bestellung erst zubereitet wird, wenn sie vom Kunden bestellt wird. „Eigentlich hätten wir viel teurer sein müssen“, sagt er. Doch mehr bezahlen wollten die Kunden offenbar nicht. „Die Menschen haben uns mehr als Brötchen gesehen, nicht als Bagel oder Burger“, sagt der Inhaber.

Die Ankündigung der Schließung sorgt für Bestürzung bei vielen Fans. „Ich bin sprachlos! Bonn ohne Bagel Brothers wird nicht mehr das selbe sein! Ihr wart alle immer so freundlich und eure Bagels und alles andere so lecker“, schreibt zum Beispiel eine Kundin auf Facebook. Besonders die Beachtung individueller Wünsche bei der Zubereitung der Bagel bleibt einigen Bonnern in guter Erinnerung.

Bagel Brothers wollen sich verabschieden

Ursprünglich wollte Nierwetberg bereits am vergangenen Samstag den Laden dichtmachen. Dann verlängerte er nochmal um fast eine Woche, um sich angemessen von seinen Stammkunden zu verabschieden. Das war offenbar die richtige Entscheidung: Jetzt kämen sogar Menschen mit Säcken an, um sich mit Dutzenden Bagels auf Vorrat für die nächste Zeit einzudecken. Am liebsten hätte er nochmal groß gefeiert mit seinen rund 300 Mitarbeitern, die ihn in den Jahren begleitet haben.

Womit er jetzt Geld verdienen will? „Das ist eine sehr gute Frage.“ Er habe jetzt erst einmal Arbeitslosengeld II beantragt. Die Küchengerätschaften wolle er übergangsweise einlagern. Wegen vieler Gastronomieauflösungen sei der Markt überschwemmt und der Kurs im Keller.

Seinen ersten Bagel probierte Nierwetberg vor 16 Jahren. Es sei ein „Turkey Taste“ gewesen, sein letzter solle ein „Lucky Bagel“ werden. Das sei sein Bestseller. Deshalb hoffe er, dass eran seinem letzten Tag am Freitag noch einen abbekomme - am Mittwoch seien alle Bagels schon eine halbe Stunde vor Ladenschluss ausverkauft gewesen.

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