Betrugsprozess in Bonn Bande soll 102 Autounfälle erfunden haben

Bonn · In Bonn startet am Mittwoch ein spektakulärer Betrugsprozess: Sechs Jahre lang soll eine Bande immer neue Autounfälle erfunden und über Versicherungen abgerechnet haben. Wertvolle Dienste leistete Photoshop.

Mit fingierten Autounfällen soll eine Bande reihenweise Rechtsschutz- und Kfz-Versicherungen betrogen haben. Die Schadenssumme: ungefähr 715.000 Euro. An diesem Mittwoch beginnt vor dem Bonner Landgericht das Verfahren gegen die fünf Haupttäter im Alter zwischen 34 und 62 Jahren. Die Anklage lautet auf schweren Bandendiebstahl in 102 Fällen, darunter 20 Versuche. Weitere zehn mutmaßliche Betrugshelfer, die unter anderem ihre Konten zur Verfügung gestellt oder die Fahrzeuge angemeldet haben sollen, müssen sich zu einem späteren Zeitpunkt verantworten.

Die angeblichen Unfälle haben laut Anklage nie stattgefunden. Die Fotos der demolierten Autos soll der 39 Jahre alte Bandenchef mit Hilfe von Photoshop am Computer hergestellt haben. Die Blechschäden seien dabei „manipulativ eingearbeitet“ worden. Anschließend wurden die Unfallfotos echten Gutachtern übergeben, die die Schäden schätzten.

Die Unfallunterlagen wurden dann bei den Versicherungen eingereicht. Der Anklage zufolge verwaltete der Bandenboss, der mit verschiedenen Aliasnamen unterwegs war, das gesamte Tatvermögen und zahlte die Gewinne an die Mitglieder aus. Meist wurden zwischen 5000 und 15 000 Euro abgerechnet. Die meisten angeblichen Karambolagen ereigneten sich im europäischen Ausland, hierfür sollen sogar die Unfallverursacher erfunden worden sein.

Sechs Jahre lang habe die Bande unentdeckt agieren können. Im Jahr 2014 kam es zu Hausdurchsuchungen, bei denen zahlreiche Computer und Handys beschlagnahmt wurden. Die Angeklagten haben bislang geschwiegen oder die Vorwürfe bestritten. Alle sind bislang nicht vorbestraft, keiner von ihnen ist in Untersuchungshaft. Der Prozess ist vorerst bis Ende Februar terminiert.

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