Bonner hat Ärger mit seiner Krankenkasse Barmer will den Fall Möllenbeck neu berechnen

Bonn · Rasche Wendung im Fall des schwerstbehinderten Fabian Möllenbeck. Nach dem Bericht im GA vom Mittwoch hat die Barmer GEK ihr Verhalten überdacht. Sie zahlt zunächst einen verringerten Vorschuss bis Ende Januar.

 Fabian Möllenbeck ist nicht nur auf Beatmung, sondern auch auf Assistenz angewiesen.

Fabian Möllenbeck ist nicht nur auf Beatmung, sondern auch auf Assistenz angewiesen.

Foto: Benjamin Westhoff

„Wir haben den Bericht im General-Anzeiger zum Anlass genommen, um uns den Fall nochmal genau anzusehen“, schreibt Pressesprecherin Sara Rebein. Zumindest akut kommt die Kasse dem Bedarf des 27-Jährigen aus Endenich nun entgegen, der 24 Stunden am Tag auf eine persönliche Assistenz angewiesen ist.

„Herr Möllenbeck erhält von uns sofort eine Vorschusszahlung in Höhe von 22.810,82 Euro für die Monate Dezember und Januar“, kündigt Rebein an. Zugrunde gelegt wurde dabei allerdings nur der Stundensatz von 20,50 Euro, den auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bis August als Sozialhilfeträger in Kulanz übernommen hatte. Damit solle eine Unterbrechung der Nachtpflege und Möllenbecks Einlieferung ins Krankenhaus nach den Weihnachtstagen vermieden werden. Außerdem bietet die Krankenkasse ihrem Versicherten die Suche nach einem zugelassenen Pflegedienst für die dauerhafte Versorgung an, der seine Kosten dann direkt mit der Kasse abrechnen könne.

Empörung auch auf der GA-Facebook-Seite

Der Bericht über Möllenbeck, der an einer genetisch bedingten Muskeldystropie vom Typ Duchenne leidet, hat teils heftige Reaktionen hervorgerufen. Allein auf der GA-Facebook-Seite wurde er bis Freitagmittag 274 Mal gelikt und 175 mal geteilt. „Die Verantwortlichen bei dieser Krankenkasse sollten sich in Grund und Boden schämen“, schreibt etwa Thon Ka beispielhaft für die vielen Antworten. Maco Asbach findet es „eine Schande, wie hier auf Kosten eines nachweislich schwerstbehinderten Menschen agiert wird“. Patricia Eulberg, eine ausgebildete Krankenschwester, bietet sogar spontan an, Fabian Möllenbeck über die Weihnachtsfeiertage nachts zu betreuen – kostenlos.

Möllenbeck selbst ist fast sprachlos: „Ich hätte nie gedacht, dass mein Fall in nur zwei Tagen solche Wellen schlagen würde.“ Von einem neuen Pflegedienst möchte er allerdings nichts wissen. Seine Assistenten kennt er seit mehr als fünf Jahren. „Wir sind ein eingespieltes Team“. Einen Wechsel möchte er sich nicht aufzwingen lassen.

Kasse will im neuen Jahr Vorschlag unterbreiten

Trotzdem sah es am Donnerstagabend zunächst noch so aus, als ob Möllenbeck die Nächte im Krankenhaus nicht erspart blieben. Uwe Stegemann, Projektbüroleiter des Assistenzdienstes Sozialhummel, kündigte diese Maßnahme gegenüber dem GA schriftlich an. Der versprochene Vorschuss decke nur 17 Stunden Versorgung tagsüber ab. Am Freitagmorgen schaltete sich dann der zuständige Teamleiter der Barmer GEK ein. Die Kasse will nun im neuen Jahr einen Vorschlag für ein persönliches Budget unterbreiten.

„Streitig bleibt dabei vor allem die Höhe des Stundensatzes“, erklärt Möllenbecks Anwältin Anja Bollmann. Die Parteien haben aber verabredet, Mitte Januar im persönlichen Gespräch eine umfassende Lösung zu suchen. Bis dahin werde Sozialhummel nun doch die volle Betreuung übernehmen, auch wenn die Forderungen aus der Vergangenheit fortbestehen, versichert Stegemann.

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