Schifffahrt in Bonn Barrierefrei auf dem Rhein in Bonn unterwegs

Bonn · Das sanierte Kreuzfahrtschiff „MS Viola“ bringt Rollstuhlfahrer von Bonn nach Rotterdam. Somit können auch Gehbehinderte den Urlaub auf dem Wasser genießen. Auch einige Schiffe für Tagesausflüge sind gut gerüstet.

An Bord gehen, entspannen und schöne Ausflugsziele ansteuern: Kreuzfahrten werden immer beliebter, und die Branche boomt. Diese Art des Reisens ist allerdings nicht für jeden geeignet: Für Senioren, Kranke oder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ist das Leben an Bord eines Schiffes meist mit enormen Einschränkungen verbunden. Die Sanitäranlagen entsprechen nicht ihren besonderen Ansprüchen, die Kabinentüren sind zu schmal für Rollstühle oder Gehhilfen, und die verschiedenen Decks sind meist nur über Treppen zu erreichen.

Für Begleitpassagiere stehen eigene Kabinen zur Verfügung

„Wieso gibt es kein Schiff, auf dem sich alle Passagiere wohlfühlen?“, fragte sich Johannes Zurnieden, Gründer des Kreuzfahrtveranstalters Phoenix Reisen. Mit seinem Team tüftelte der Bonner zwei Jahre lang an einem entsprechenden Plan. Jetzt wurde die eigene Flotte mit der „MS Viola“ um ein Schiff ergänzt, das über 34 rollstuhlgerechte Kabinen und bedarfsgerechten Komfort für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen verfügt.

Dazu gehören etwa extrabreite Türen, höhenverstellbare Betten, unterfahrbare Waschbecken und befahrbare Duschen. Ursprünglich für das niederländische Rote Kreuz im Einsatz, wurde die 96 Meter lange „Viola“ komplett renoviert und schippert jetzt unter Maltesischer Flagge für Phoenix.

Für Begleitpassagiere stehen eigene Kabinen zur Verfügung. Die Tische im Restaurant sowie das Buffet sind so gebaut worden, dass sich Rollstuhlfahrer bequem bedienen können. Ein Aufzug, in den sogar ein Pflegebett hineingeschoben werden kann, verbindet über drei Etagen das untere Deck mit dem Sonnendeck des schwimmenden Hotels.

Schiff von Bonner Paralympics-Siegerin getauft

Seit Juni fährt die „MS Viola“ auf dem Rhein, Anfang September geht es von Bonn aus ins Land der Windmühlen. Dann werden Nijmegen, Gorinchem, Rotterdam, Arnheim und Emmerich angesteuert. Damit auch pflegende Angehörige die Reise genießen und sich erholen können, hat Zurnieden den Malteser Hilfsdienst mit ins Boot geholt, der dafür ehrenamtlich medizinisches Personal an Bord einsetzt. Getauft wurde das Schiff übrigens von der in Bonn geborenen Paralympics-Siegerin im Rollstuhlbasketball von 2012, Annika Zeyen, die beim Paralympischen Komitee arbeitet.

Auch andere Rheinschiffe können von Gästen mit Beeinträchtigungen genutzt werden, ergab eine GA-Umfrage. So verweist die Köln-Düsseldorfer darauf, dass alle in Bonn fahrenden Personenschiffe („Rheinfantasie“, „Loreley“) mit Aufzügen sowie entsprechenden Toiletten ausgestattet sind. Bei der Personenschifffahrt Siebengebirge ist die untere Etage für Rollstuhlfahrer zugänglich, entsprechende Sanitäranlagen sind ebenfalls vorhanden. Da die Schiffe allerdings schon älter sind, gibt es keine Aufzüge, so die Auskunft des Betreibers.

Für die „MS Beethoven“ der Fahrgastschifffahrt Dahm beginnt das Rollstuhlproblem nicht erst an Bord, sondern schon beim Einstieg. Denn viele Landungsbrücken hätten Treppen. In Dollendorf, Bad Godesberg oder Remagen gibt es dagegen Rampen.

Auch auf der „MS Beethoven“ ist laut Betreiber das untere Deck barrierefrei. Eine Toilette kann bei Bedarf für die Fahrgäste freigeräumt werden. Das obere Deck bleibe Rollstuhlfahrern allerdings aus Versicherungsgründen versperrt. Ein weiterer Punkt, der Transport und Mitnahme erschwere, sei, dass die Berufsgenossenschaft nicht zahle, wenn sich das Personal beim Anheben von Rollstühlen verletze.

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