Programm schläft ein Bau weiterer Minikreisel in Bonn liegt auf Eis

BONN · Unterhalb von 200.000 Euro wird nicht mehr gefördert. LED-Technik macht die Ampeln günstiger. Die Zeiten, als in Bonn jede Menge Minikreisel zur Beschleunigung des Verkehrs gebaut wurden, sind vorbei.

 Einer der letzten Minikreisel, die in Bonn gebaut wurden, ist der an der Bornheimer Straße. Obwohl hier viel Verkehr ist, auch wegen des neuen Einkaufszentrum, kommt es nur selten zu Staus.

Einer der letzten Minikreisel, die in Bonn gebaut wurden, ist der an der Bornheimer Straße. Obwohl hier viel Verkehr ist, auch wegen des neuen Einkaufszentrum, kommt es nur selten zu Staus.

Foto: Richard Bongartz

Still und leise schläft das Programm für den Bau weiterer kleiner Kreisverkehre ein. Und das liegt vor allem an der Bürokratie - aber auch an der modernen Technik.

Tatsächlich, so bestätigt Tiefbauamtsleiter Peter Esch auf Nachfrage, hakt es derzeit wegen der Förderung. "Bisher war es attraktiv, diese Kreisel zu bauen, weil sie zu 70 Prozent vom Land bezuschusst wurden." Doch vor einer ganzen Weile schon hat der Fördergeber eine Bagatellgrenze eingezogen: Danach werden Minikreisel, die weniger als 200 000 Euro kosten, nicht mehr bezuschusst.

Und das ist praktisch das Aus für weitere kleine Kreisverkehre, denn die Stadt hat nicht genug Geld, um sie auf eigene Rechnung zu bauen. "Riesige Kreisel wie den an der Bundeskunsthalle kann man noch bauen, weil sie die Bagatellgrenze überschreiten und weiter gefördert werden", sagte Esch. "Aber die kleinen Minikreisel, die viel für den Verkehrsfluss bringen und deshalb so attraktiv sind, nicht mehr."

Die Minikreisel, deren Bau meist 60.000 bis 80.000 Euro teuer ist, lassen sich natürlich nicht künstlich verteuern. Das würde laut Esch auch keinen Sinn machen: "Denn dadurch würde der Eigenanteil der Stadt natürlich auch steigen." Erschwerend kommt hinzu: Das Argument der Kostenersparnis, die entstehe, wenn man für einen Minikreisel eine Ampelanlage abbaut, zieht nicht mehr. Seit es die moderne LED-Technik gibt, mit der immer mehr Bonner Ampeln ausgerüstet werden, hat sich der Energiebedarf um 80 Prozent verringert.

"Außerdem braucht es keinen jährlichen Lampenwechsel mehr, weil die Ampeln viele LEDs haben, die auch noch eine deutlich längere Lebensdauer haben." Deshalb komme es nicht mehr so oft vor, dass Ampeln ganz ausfallen. Die einzige Chance der Stadt, das Programm doch noch fortzusetzen, besteht in Gesprächen mit dem Land. Tatsächlich versucht man, Ermessensspielräume mit dem Zuschussgeber auszuloten, um weitere Minikreisel zu realisieren.

Unabhängig davon geht die Planung für einige größere Kreisel weiter: Wie der am Marienhospital (Robert-Koch-Straße/Im Wingert). Der steht zwar laut Liste erst im mittelfristigen Bedarf, könnte aber die Verkehrsprobleme bis hinauf zum Venusberg verbessern helfen. Und er läge mit geschätzten Kosten von 300.000 Euro oberhalb der Bagatellgrenze.

Das gilt auch für den geplanten Minikreisel an der Pützchens Chaussee/Oberkasseler Straße in Beuel, von wo aus viele Autofahrer durch den Wald auf die Südbrücke fahren. Er steht auf Platz 18 der Prioritätenliste , doch auch hier ist die Umsetzung ungewiss. "Derzeit scheitert das Projekt an dem hohen Eigenanteil und der vom Kämmerer verhängten Haushaltssperre", berichtet Esch. Deshalb sei auch die Vorplanung für diesen Kreisel erst mal gestoppt worden.

Wie man es dreht und wendet: Damit liegen sowohl die größeren Projekte als auch die Minikreisel auf Eis. Dabei haben sich die Autofahrer gerade erst so richtig an die Kreiselitis gewöhnt.

Die Prioritätenliste für den Umbau der Minikreisel

Die mehrfach veränderte Prioritätenliste für den Bau von Minikreiseln in Bonn war bereits Gegenstand politischer Beratungen. Hier die aktuelle Reihenfolge der geplanten Umsetzung der Projekte aus dem sogenannten vordringlichen Bedarf mit den dazu von der Verwaltung veranschlagten Kosten:

1. Römer-/Husarenstraße, Kreisel wird Ende August im Zuge des Straßenbaus nach den Kanalarbeiten gebaut. 70 000 Euro

2. Friesdorfer Straße/Weißenburgstraße 70 000 Euro

3. Adelheidis-/Schultheiß- und Adelheidis-/ Stiftsstr. 150 000 Euro

4. Bahnhofstraße-/Meßdorfer Straße /Oedekovener Straße/Dompfaffenweg 100 000 Euro

5. Gudenauer Weg/Buchholzstraße/Röttgener Straße 80 000 Euro

6. Hochkreuzallee/Ürziger Straße/ Südstraße 75 000 Euro

7. Rudolf-Hahn-Straße/Ringstraße 320 000 Euro

8. Auf dem Kirchbüchel/Julius-Leber-Straße 300 000 Euro

9. Oppelner Straße/Berta-Lungstras-Straße 80 000 Euro

10. Bernkasteler /Annaberger/ Servatiusstraße 70 000 Euro

11. Ringstraße/Elsa-Brändström-Straße 300 000 Euro

12. Oppelner/Schlesienstraße; Kreisel gehört zur Ausbauplanung der Hohe Straße. 300 000 Euro

13. Rüngsdorfer Straße/Friedrichallee 75 000 Euro

14. Pützchens Chaussee/Holtorfer/Adelheidisstraße 70 000 Euro

15. Landgrabenweg/Rhenusallee 80 000 Euro

16. Pützchens Chaussee/Oberkasseler Straße 370 000 Euro

17. Agnetendorfer/Oppelner Straße 120 000 Euro

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