Baum vor Wochen von Laster angefahren 75 Jahre alte Silberlinde stürzt in der Südstadt auf mehrere Autos
Update | Bonn · Eine Silberlinde hat in Bonn zwei Pkws unter sich begraben. Vor wenigen Wochen war sie von einem Lastwagen angefahren wurden, woraufhin die Stadt sie untersuchte. Der Baum machte einen gesunden Eindruck.
Für diejenigen, die täglich in der Lennéstraße unterwegs sind, war es Glück im Unglück: Eine rund 75 Jahre alte Silberlinde ist am Dienstagmorgen gegen 8 Uhr umgestürzt und hat ein parkendes Auto unter sich begraben. Verletzt wurde niemand, dennoch sitzt der Schock bei Anwohnern und Passanten tief. Der Vorfall wirft Fragen in Richtung der Stadt auf, die für die Sicherheit der Straßenbäume verantwortlich ist: Vor wenigen Wochen war ein Lastwagen gegen die Silberlinde gefahren und hatte sie beschädigt, woraufhin der Baum kontrolliert wurde.
Der blaue Kleinwagen ist ein Totalschaden. Der tonnenschwere Stamm, der quer über die Straße auf die andere Seite gefallen ist, hat Dach und Windschutzscheibe eingedrückt. Die 30-jährige Halterin steht fassungslos davor. „Ich bin froh, das ich nicht dort drin saß“, erzählt sie. Eine halbe Stunde, bevor der Baum herunterkrachte, hatte sie den zwei Jahre alten Leasingwagen in der Parkbucht abgestellt. Auch ein weiteres Fahrzeug und eine Hausfassade wurden beschädigt. Über den Schaden macht sich die 30-Jährige die wenigsten Sorgen. „Da müssen sich die Versicherungen drum kümmern“, sagt sie. Vermutlich greife ihre Mobilitätsgarantie. „Aber man kann nur froh sein, dass kein Kind darunter gelandet ist.“
Uni, Wohnhäuser und Kitas in der Nähe
Unwahrscheinlich wäre das nicht gewesen. In der Nähe liegen die Uni, viele Wohnhäuser und nicht zuletzt Kindertagesstätten. Die Straße wird von vielen Radfahrern genutzt, der Gehweg von vielen Fußgängern. Der Baum stand gleich neben dem legendären und mittlerweile geschlossenen Imbiss Lenné Snack, in Höhe der Hausnummer 52. Baff stand dessen bekannter Wirt Addi Plonka am abgesperrten Bereich, in dem Mitarbeiter der Stadt den Stamm zerlegten, um die Straße wieder freigeben zu können. Plonka wohnt nahe des Unglücksorts und war nur mal kurz weg, wie er sagt. „Als ich wiederkam, lag der Baum da.“
Die Leiterin einer Kita möchte sich nicht ausmalen, was alles hätte passieren können. „Es hätte eine Mutter mit ihrem Kind treffen können.“ Aber es sei glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen. Die Aufregung, die nun verständlicherweise bei vielen Menschen herrsche, müsse aber in Relation gesetzt werden, erklärt die Leiterin mit entspannter Stimme. „Wir waren erst vor Kurzem mit den Kleinen im Wald. Da wurde uns erklärt, dass es zum Lebensrisiko gehört, wenn Äste herabstürzen. Und so ist das hier auch.“ Dennoch sei es für sie unverständlich, warum der Baum umgekippt ist. „Er sah gesund aus und stand in voller Blüte.“
Doch die schwarze Folie, die um den dicken Stamm gewickelt war, erzählt eine andere Geschichte. Wie die Stadt Bonn erklärt, wurde der Baum vor drei Wochen von einem Laster angefahren und beschädigt. „Der Wundbereich ist mit einer Folie bedeckt worden, damit die Stelle nicht austrocknet. Der Schaden ist aber nicht die Ursache für das jetzige Umfallen“, erläutert Dieter Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Stadtgrün, der sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage machte. Die Silberlinde sei das letzte Mal im Juli 2022 untersucht worden, wobei es keine Auffälligkeiten gegeben habe – somit sei die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen. Laubdichte und Krone machten, ähnlich wie bei den anderen in der Straße vorhandenen Bäumen, einen vitalen Eindruck. Der Baum stehe schon seit Jahren schief, was aber für Bäume nichts Ungewöhnliches und auch nicht im Zusammenhang mit der Standfestigkeit zu sehen sei. „Auch der Wurzelbereich sah in der ersten Diagnose unauffällig aus“, so Fuchs.
Alle Bonner Straßenbäume werden regelmäßig von zertifizierten Kontrolleuren gesichtet, in der Regel alle 15 Monate. Bei Zweifelsfällen werden die Bäume Laut Stadt noch einmal mit Unterstützung weiterer Personen begutachtet. „Bei Grenzfällen und strittigen Gutachten werden auch externe Gutachter beauftragt.“ Trotz sorgfältiger und fachkundiger Überprüfung bleibe ein Restrisiko. Da die Kontrolleure nicht in den Baum schauen können und es auch keine Grabungen gebe, da dies den Baum schädigen würde, kämen solche Untersuchungen nur bei Vorschäden oder offensichtlichen Anzeichen von mangelnder Vitalität infrage. „Sind alle vorgeschriebenen Kontrollen nachweisbar gemacht worden, haftet die Stadt nicht“, heißt es aus dem Stadthaus.
Was ist die Ursache?
Letztlich könne nicht gesagt werden, was zum Umstürzen des Baumes geführt hat. „Bäume sind Lebewesen, die manchmal unberechenbar reagieren“, sagt Fuchs. Einen Zusammenhang zu den Bauarbeiten an der Nassemensa schließt er aus. Allerdings würden generell unterirdische Arbeiten an Leitungen oder Kanälen den Bäumen und ihrem Wurzelwerk nicht gut tun.