Politik kippt Baupläne in Bonn Bebauung von Feld in Ückesdorf vor dem Aus

Ückesdorf/Röttgen · Die Bezirksvertretung Bonn hat nach ausführlicher Debatte angeregt, einen Zielbeschluss für die Bebauung der Freifläche zwischen Schmalzacker und Reichsstraße zu kippen. Die letztendliche Entscheidung liegt beim Planungsausschuss.

 Das freie Feld in Ückesdorf liegt zwischen Schmalzacker (links) an der Reichsstraße (rechts) und Max-Braubach-Straße (hinten).

Das freie Feld in Ückesdorf liegt zwischen Schmalzacker (links) an der Reichsstraße (rechts) und Max-Braubach-Straße (hinten).

Foto: Benjamin Westhoff

Bereits im Februar 2017 hat der Investor Montana Wohnungsbau GmbH bei der Verwaltung seine Absicht erklärt, auf der freien Fläche neben dem Carl-von-Ossietzky-Gymnasium Ein- und Mehrfamilienhäuser bauen zu wollen. Das Areal wird für eine mögliche Schulerweiterung vorgehalten, die laut Verwaltung aber nicht benötigt wird. Mit einem Zielbeschluss wollte das Planungsamt grünes Licht geben, um einen zusammenhängenden Bebauungsplan für das gesamte Areal in Verbindung mit dem dem Wohngebiet Im Schmalzacker zu erarbeiten.

Allerdings gehört der Montana mit einem Hektar lediglich gut ein Drittel der Fläche. Die Stadt besitzt rund 1,62 Hektar, das Land NRW 0,14 Hektar. Das war ein Knackpunkt in der politischen Debatte. Stellt sich doch die Frage, wie viel Einfluss der Verwaltung bleibt, wenn sie ihre Grundstücke verkauft hat.

Weitaus mehr ins Gewicht fiel jedoch das Ergebnis einer Klimaanalyse im Auftrag der Stadt. Im Planungsraum wurden zwei überdurchschnittlich wichtige Kaltluftschneisen festgestellt. Daher sei eine „bauliche Entwicklung nicht ohne Weiteres empfehlenswert“ und ein Detailgutachten erforderlich.

Zwar wollte die Verwaltung erst auf der Basis dieser weitergehenden klimafachlichen Untersuchung konkret und gemeinsam mit Montana weiterplanen, ging aber davon aus, dass durch die Ergebnisse eine Bebauung nicht vollständig ausgeschlossen würde. Daher hatte das Planungsamt bereits Varianten und Szenarien entwickelt, räumte aber ein, dass die Montana in den „bisher geführten Gesprächen keine Mitwirkungsbereitschaft signalisiert“ habe.

"Wir wollen keine Wohnbebauung um jeden Preis"

„Dieses Areal ist eine der wenigen Perlen, die es noch in Bonn für potenziellen Wohnungsbau gibt“, plädierte Kerstin Hemminger, Abteilungsleiterin im Planungsamt, dennoch für einen Zielbeschluss. Doch die Politik ist zu einer anderen Einschätzung gekommen: Die SPD will, dass die Stadt als größte Eigentümerin alle privaten Flächen kaufen und von der noch zu gründenden Städtebauentwicklungsgesellschaft planen lassen soll. „Freilich erst, wenn das detaillierte Klimagutachten vorliegt“, betonte Herbert Spoelgen (SPD), um zumindest den Zielbeschluss bestehen zu lassen.

Doch so war das mit der CDU nicht zu machen. „Die Frischluftschneisen müssen erhalten bleiben“, konterte David Lutz. „Wir wollen keine Wohnbebauung um jeden Preis. Und wir wollen nicht die Probleme wie im angrenzenden neuen Wohngebiet Im Hölder. Es fehlt die Option des altersgerechten Wohnens, es fehlt ein Nahversorger und die Verkehrssituation ist problematisch.“

Für die Grünen machte Monika Maylahn klar: „Wir wollen keine Bebauung auf der Fläche und durch einen Zielbeschluss auch gar nichts in Gang setzen.“ Der Bürger Bund Bonn fokussierte sich auf die Kaltluftschneisen und lehnt daher eine Bebauung ab. Die FDP ebenfalls. Die Linke favorisierte den SPD-Vorschlag. Bei der Abstimmung über den Zielbeschluss, also erst ein Klimagutachten in Auftrag geben und dann eine entsprechend angepasste Bebauung planen, lehnte die Mehrheit aus CDU, FDP, Grünen und Bürger Bund Bonn gegen SPD und Linke ab.

Allerdings will der CDU-Sprecher im Planungsausschuss, Bert Moll, die Pläne nicht komplett zu den Akten legen. „Aus gesamtstätischer Sicht brauchen wir Wohnraum. Denkbar wäre eine Randbebauung an der Max-Braubach-Straße“, das will er im Planungsausschuss noch einmal zur Diskussion stellen.

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