Frauenschwimmen im Burkini Bedarf für muslimisches Schwimmen in Bonn sei überschaubar

Bonn · Die Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn, Coletta Manemann, spricht im GA-Interview über das Frauenschwimmen mit Burkini und Vorhängen im geplanten Freizeitbad Wasserland.

Was sagen Sie zur Debatte um das muslimische Schwimmen im geplanten neuen Wasserland-Bad?

Coletta Manemann: Ein öffentliches Schwimmbad ist grundsätzlich für alle Bürgerinnen und Bürger. Ich ermutige muslimische Frauen ausdrücklich, es zu nutzen, denn für religiöse Frauen ist es auch mit Burkini oder ähnlicher anerkannter Badekleidung möglich, und immer mehr tun das ja auch.

Wie finden Sie es grundsätzlich, dass im neuen Bad eine Vorrichtung für einen Vorhang geplant wird, damit ein Verein wie AlHilal dort Schwimmkurse für Musliminnen anbieten kann?

Manemann: Wenn im neuen Schwimmbad Sichtschutz vorgesehen ist, weil er für Wettkämpfe benötigt wird oder von verschiedenen Nutzergruppen gewünscht wurde, finde ich das in Ordnung. Fest steht, dass erst mit der Eröffnung des neues Schwimmbades darüber entschieden wird, welches Angebot dort tatsächlich stattfinden soll.

Waren Sie in diese Planung eingebunden?

Manemann: Nein.

Was sagen Sie dazu, dass es eigene Schwimmkurse für Musliminnen gibt? Könnten sie nicht genau so gut an gemischten Kursen oder eben nur mit anderen Frauen gemeinsam Schwimmkurse besuchen?

Manemann: Es gibt verschiedene Wünsche und Vorstellungen wie bei anderen Bevölkerungsgruppen auch. Muslimische Frauen schwimmen im öffentlichen Bad oder gehen zu Frauenangeboten oder wünschen sich Schwimmkurse für Migrantinnen oder für Muslime. Diese Vielfalt haben wir doch in allen Bereichen. Vereine entscheiden selbst, was sie für Angebote machen und Bürgerinnen entscheiden selbst, an was sie teilnehmen möchten.

Welchen Vor- oder Nachteil sehen Sie für die Integration, wenn es solche Angebote für muslimische Frauen gibt?

Manemann: Egal in welcher Konstellation, wenn Frauen schwimmen lernen und sich auch darum kümmern, dass ihre Kinder schwimmen lernen, ist es doch genau die Integration, die alle erwarten! Dass das am Besten dort geschieht, wo man sich wohl fühlt, trifft auch für andere Frauen zu. Der Bedarf, dies in ausschließlich muslimischen Frauenangeboten zu tun ist da, aber er ist überschaubar.

Sie haben aber muslimische Frauen ausdrücklich ermutigt, im Burkini am öffentlichen Schwimmen teilzunehmen...

Manemann: Meine Stabstelle beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Radikalisierung und ist in der Prävention gegen extremistischen Salafismus aktiv. Wir erfahren immer wieder, dass fundamentalistische Muslime – Frauen wie Männer – auf andere Muslime Druck ausüben und ihnen vorgeben wollen, was muslimisch ist und was nicht. Das darf nicht geduldet werden. Es war mir daher wichtig, muslimische Frauen ausdrücklich zu ermutigen, am öffentlichen Schwimmen teilzunehmen, ob in Burkini oder Badeanzug. Das werde ich auch weiter tun.

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