Beethoven Gymnasium in Bonn Schüler lesen Wein vom Hügel in der Rheinaue

Bonn · Das Beethoven Gymnasium erntet die Früchte seiner Arbeit: Es geht zur Weinlese auf dem Hügel in der Rheinaue. Doch der fruchtige Rote ist nicht zu kaufen. Wer bekommt ihn?

Lesen für die Schule die saftigen Trauben: (v.l.) Jannes, Victor und Philipp.

Lesen für die Schule die saftigen Trauben: (v.l.) Jannes, Victor und Philipp.

Foto: Benjamin Westhoff

Der gleichmäßige, ausreichende Niederschlag anfangs und der trockene Endsommer waren perfekt für die Trauben und damit den Wein. So ging es am Mittwochnachmittag zur 40. Weinlese des Beethoven-Gymnasiums im eigenen Weingut. „Der Wein aus diesem Jahr ist sehr gut geworden“, sagte Weinbauingenieur Klaus Fröhlich. Im vergangenen Jahr gab es 471 Flaschen des Schulweins. Im trockenen Jahr 2018 waren es nur 230 Flaschen gewesen. Wie viele es diesmal werden, weiß noch keiner.

Das ganze Jahr über kümmern sich einmal wöchentlich Lehrer und Schüler um den Weinberg in der Rheinaue. Fröhlich kümmert sich um das Fachliche – ehrenamtlich. Die Etiketten sind selbst hergestellt. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues keltert den Wein und zieht ihn auf Flaschen. Somit kommen auf die Schule am Ende keine Kosten zu.

Auf dem 768 Quadratmeter großen Gelände wächst die Traubensorte Regent. Sie wurde in den 1960er Jahren entwickelt und nicht so anfällig für Pilzbefall als andere Sorten. Der Weinbauer kommt mit weniger Pflanzenschutzmittel aus. Der Rotwein schmeckt später nach dunklen Waldfrüchten. „Die Traube, die hier wächst, ist hervorragend. Sie schmeckt sehr gut und ist sehr süß“, sagt Schulleiter Uwe Bramstedt. Einen Weißwein baut das Gymnasium nicht an.

Den Bonner Tropfen kann man nicht kaufen. Die Schule verwendet die Flaschen als Präsente für Leute, die sich ehrenamtlich an der Schule engagieren. So erhalten Eltern oder Ehemalige zum Beispiel ein kleines Dankeschön, so Bramstedt.

Das Beethoven-Gymnasium hatte schon früh einen starken Bezug zum Weinanbau in der Region. „Nach der Gründung 1626 übernahmen die Jesuiten 1673 das Gymnasium. Sie besaßen Weinberge im Umland und finanzierten damit die Schule“, erzählte der ehemalige Schulleiter Alexander Wolfshohl im kleinen Weinberg. Nachdem die Jesuiten verboten worden waren, habe der preußische Staat die von den Ordensbrüdern beschlagnahmten Weinberge verwendet, um die Schule zu finanzieren: bis in die 1920er Jahre, also fast 250 Jahre.

Weinberg entstand zur Bundesgartenschau 1979

Die Stadt legte den heutigen Weinberg bereits anlässlich der Bundesgartenschau 1979 in Bonn an. Jedes Bundesland durfte damals eine Ausstellungsattraktion in die Gartenschau einbringen. Rheinland-Pfalz entschied sich für einen Weinberg. Die Tradition begann. Am 20. Mai 1983 übergab Otto Meyer, Staatsminister für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten von Rheinland-Pfalz, den Weinberg dem Lehrerkollegium des Beethoven-Gymnasiums.

Der Vertrag von 1983 verlangt übrigens, dass die Schule zehn Prozent der Flaschen an den Grundeigentümer, also die Stadt, abgeben muss. Eigentlich. Aber seit 2006 verzichtete das Stadtoberhaupt auf dieses Recht. Den Bonner Anteil versteigert das Gymnasium seitdem zugunsten der Partnerschule in Peru.

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