Businessplan für Festspielhaus Beethoven-Orchester als Mieter

BONN · Seit Montagabend haben die Ratsfraktionen die Zahlen auf dem Tisch: Die Metrum Managementberatung hat in der Kulturkommission, zu der auch die Spitze der Stadtverwaltung gehört, hinter verschlossenen Türen den Festspielhaus-Businessplan präsentiert.

Ein unabhängiger Gutachter soll die Berechnungen jetzt im Stadtauftrag prüfen. Auf dieser Grundlage könnte der Rat noch vor der Sommerpause der städtischen Beteiligung an der geplanten Betriebsstiftung zustimmen (siehe unten) - damit geht das Projekt in die entscheidende Phase.

Erstellt wurde der Businessplan im Auftrag der Deutschen Post DHL, die mit der Beethoventaler-Genossenschaft und dem Förderverein um IHK-Präsident Wolfgang Grießl zu den wichtigsten Antriebskräften der Konzerthauspläne gehört. Jährlich 140 000 Besuche klassischer Konzerte kalkuliert Metrum ab 2020 in dem 1500 Plätze bietenden Neubau - etwa 50 000 mehr als bei bisherigen Klassikkonzerten in Bonn.

Weitere 40 000 Besuche sollen auf hochwertige Jazz-, Pop- und Weltmusik entfallen. Die Proben des Beethoven Orchesters eingerechnet, gehen die Experten davon aus, dass das Festspielhaus an rund 200 Tagen im Jahr belegt und im Schnitt zu 78 Prozent ausgelastet sein werde. Zum Vergleich: Das Beethovenfest hatte 2014 eine Auslastung von 87 Prozent.

Grundlage sind Vergleichszahlen aus sieben Konzerthäusern im deutschsprachigen Raum, darunter Leipzig, Düsseldorf, Köln und Dortmund. Beim Besucherpotenzial hat Metrum sogar zwölf Häuser verglichen und zusätzlich eine McKinsey-Analyse von 2007 (Einkommen, Bildung und Mobilität) einbezogen. Die Kartenpreise sollen im Festspielhaus für sinfonische Konzerte zwischen 113 Euro für Superstars und 50 Euro für national bekannte Orchester liegen, bei Kammermusik zwischen 75 und 25 Euro.

40 Prozent der Karten sollen ermäßigt sein. Knapp vier Millionen Euro kalkuliert der Businessplan aus Eigenveranstaltungen, 900 000 Euro aus der Vermietung des Saales. Zu den Mietern würden das Beethovenfest und das Beethoven Orchester gehören. Der städtische Klangkörper soll für seine Proben (70 volle und 53 halbe Tage) rund 107 000 Euro im Jahr zahlen - laut Stadtverwaltung keine kommunale Mehrbelastung im Vergleich zu heute.

1,5 Millionen Euro jährlich erwartet Metrum ab 2020 aus dem Kapital der Betriebsstiftung, das zu diesem Zeitpunkt rund 50 Millionen Euro betragen soll. Dieser Ertrag entspräche einer Rendite von drei Prozent, die derzeit nur schwer zu erzielen ist (mehr dazu in der morgigen Ausgabe). Artur Grzesiek, Vorstandschef der involvierten Sparkasse Köln-Bonn, schreibt im Businessplan: "Drei Prozent sind ambitioniert, aber nicht unerreichbar."

Die Betriebsstiftung soll 27 Vollzeitkräfte beschäftigen. Bei den 1,4 Millionen Personalkosten hat Metrum allerdings Synergieeffekte von rund 500 000 Euro durch eine Kooperation mit dem Beethovenfest einkalkuliert. Unberücksichtigt bleiben mögliche Zuschüsse des Landes NRW.

"Wir haben einen Businessplan als Grundlage unserer eigenen Entscheidungsfindung von Experten erarbeiten lassen, den wir als belastbar bewerten", erklärte eine Postsprecherin gestern. Diesen habe der Konzern der Stadt und den anderen Projektpartnern zur Verfügung gestellt. Wolfgang Grießl vom Förderverein: "Ich glaube nicht, dass es in Bonn je ein Projekt mit öffentlicher Beteiligung gab, dass so akribisch durchgerechnet war."

Die Festspielhaus-Initiativen haben angekündigt den Businessplan im Internet zu veröffentlichen:

Außerdem laden sie am Freitag, 27. Februar, um 17 Uhr zur öffentlichen Informationsveranstaltung in die Sparkasse am Friedensplatz ein. Auch Kritiker seien willkommen, betont Grießl.

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