Projekt „Beethovens Moves“ Beethoven Orchester musiziert mit Kindern in Kolumbien

Bonn · Die Jugendlichen aus der Don-Bosco-Mission in Kolumbien haben Beethovens fünfte Sinfonie mit ihren Mitteln und ihren urbanen Kunstformen in die Gegenwart übersetzt. Jetzt sind junge Menschen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis dran.

Für viele Jugendliche ist es das erste Mal, dass sie ein klassisches Musikinstrument ausprobieren.

Für viele Jugendliche ist es das erste Mal, dass sie ein klassisches Musikinstrument ausprobieren.

Foto: Judith Döker

Sie rappen, sie tanzen, sie sprayen, sie dichten, sie singen, sie feiern das Leben: Die Jugendlichen in den Videos, die Rita Baus auf ihrem Laptop zeigt, wirken eigentlich ganz normal. Ausgelassen, neugierig und auf der Suche nach einem Weg, um sich auszudrücken. Keine leichte Aufgabe in einem Land wie Kolumbien, in dem Bürger- und Drogenkriege erst langsam überwunden scheinen. Doch zumindest einige der Jugendlichen in Medellín haben die Kurve gekriegt, dank Don Bosco. Dank Rita Baus. Dank Dirk Kaftan. Und dank Ludwig van Beethoven.

Das Jubiläum des großen Komponisten im kommenden Jahr hat schon zahlreiche Projekte befördert, die seine Musik in einen neuen Kontext stellen wollen, doch keines ist derart mutig wie „Beethoven Moves“. Die Jugendlichen aus der Don-Bosco-Mission in Kolumbien haben dabei bereits die fünfte Sinfonie mit dem berühmten Klopf-Motiv in ihre Sprache erfahren und sie mit ihren Mitteln und ihren urbanen Kunstformen in die Gegenwart übersetzt – jetzt sollen junge Menschen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis es ihnen gleichtun. „Wir sind für alles offen“, erklärt Projektleiterin Baus, die vor einigen Jahren die Grundidee zu „Beethoven Moves“ hatte und von der bisherigen Resonanz begeistert ist. „Breakdance, Hip Hop, Beatboxing, Grafitti-Kunst oder auch ganz andere Ausdrucksformen nehmen wir gerne auf.“

In Medellín, einst ein Zentrum des Drogenhandels und inzwischen eine der aufstrebenden Metropolen Lateinamerikas, haben Kulturmanagerin Baus, Generalmusikdirektor  Kaftan und einige Mitglieder des Beethoven Orchesters Bonn im Frühsommer mehrere Wochen mit den Teilnehmern des Projekts vor Ort gearbeitet. „Einige von ihnen sind ehemalige Kindersoldaten, die hochgradig traumatisiert sind, andere sind Straßenkinder oder Waisen“, berichtet Baus. „Viele können noch nicht lesen und schreiben, aber alle sind sie so unglaublich dankbar dafür, dass wir uns ihnen widmen und ihnen eine Musik eröffnen, mit der sie zuvor nicht in Berührung gekommen sind. Selbst die Instrumente waren ihnen zum Teil fremd.“

Und doch haben sie schnell einen Zugang zur Sinfonie gefunden. „Sie haben gespürt, dass die Musik etwas Besonderes ist“, erklärt Baus. „Beethoven berührt, bewegt und belebt eben über alle Grenzen hinweg. Es war unglaublich faszinierend, wie konzentriert die Jugendlichen bei der Sache waren und mit welcher Begeisterung sie die Musik und deren Botschaft aufnahmen und mit ihren Mitteln umsetzen.“ Eine der ersten Aktionen war es übrigens, der grünen Beethoven-Statue von Ottmar Hörl, die die Bonner mit nach Medellín genommen hatten, ein bisschen Farbe zu verleihen. „Fast an jedem Tag war eine neue Schicht dazugekommen oder ein neues Detail“, erinnert sich Baus lachend.

Nun ist es an den Jugendlichen aus Bonn und der Region, mit ihren Altersgenossen aus Kolumbien gleichzuziehen und Teil der Show zu werden. Am 19. Januar findet die erste Veranstaltung statt, bei der „Beethoven Moves“ vorgestellt wird; ein zweiter Termin ist für den 7. Februar geplant. Am 8. Februar können die Teenager dann im Tanzhaus Beuel ihrer Kreativität freien Lauf lassen und zeigen, was in ihnen steckt. „Wir werden letztlich nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern in die eigentlichen Proben mitnehmen können“, sagt Baus. „20 bis 25 Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren wollen wir dafür gewinnen. Diese müssen natürlich bereit sein, regelmäßig zu kommen und auch an dem dreiwöchigen Don-Bosco-Camp im August sowie an den Aufführungsterminen am 22. und 23. August mitzuwirken.“

Im Sommer werden die deutschen Jugendlichen dann übrigens auch erstmals auf die Kolumbianer treffen. „Wir wollen aber schon vorher mit Hilfe von Skype-Konferenzen und ähnlichem den Kontakt aufbauen“, so Baus. Sprachliche Barrieren sieht sie dabei nicht. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Übersetzern gemacht – und außerdem ist die Sprache Beethovens ohnehin die der Musik, und die ist universell.“

Weitere Informationen unter www.beethoven-moves.de.

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