Rund 3300 Bestellungen Käufer warten mehrere Monate auf ihre Beethoven-Statuen

Bonn · Die Kunstinstallation der kleinen Beethoven-Statuen auf dem Bonner Münsterplatz wurde weltbekannt. Doch obwohl Kunden ihre Figuren bereits bezahlt hatten, mussten sie lange auf sie warten.

 Zahlreiche Beethoven-Figuren standen im Mai 2019 auf dem Bonner Münsterplatz.

Zahlreiche Beethoven-Figuren standen im Mai 2019 auf dem Bonner Münsterplatz.

Foto: Barbara Frommann

Die Bilder von Beethovens lächelnder Plastik-Armee auf dem Bonner Münsterplatz gingen um die Welt. Aber nicht nur Schnappschüsse der Kunstinstallation von Ottmar Hörl waren plötzlich gefragt, sondern auch die Figuren selbst. Mehr als 3300 Bestellungen gingen beim Verein Bürger für Beethoven und dem Bonner City-Marketing ein. Ein Jahr danach ist die Stimmung bei einigen Bonnern allerdings getrübt: Sie warten seit Monaten auf ihre Figur, die sie schon im Voraus bezahlt haben. Mehrfach wurden sie vertröstet.

Christoph Schada hat seinem Ärger, wenn auch mit „ein wenig Frotzelei“, wie er selbst sagt, bei Facebook Luft gemacht. „Briefmarken bekomme ich, aber meinen Ludwig habe ich immer noch nicht“, schrieb er Mitte Mai. Im Juni vergangenen Jahres hatte er den goldenen Beethoven bestellt. „Es gab zwei E-Mails, in denen das Auslieferungsdatum jeweils um drei Monate verschoben wurde“, erzählt Schada. Grund sei demnach gewesen, dass der Produzent nicht schneller arbeiten könne und nur 20 Figuren pro Woche lieferbar seien. Dafür habe er Verständnis – ärgerlich sei es trotzdem, weil man schon bezahlt habe.

„Wir wurden von der Nachfrage überrascht“

Beethoven-Figuren am Münsterplatz
19 Bilder

Beethoven-Figuren am Münsterplatz

19 Bilder

Bei Stephan Eisel, Geschäftsführer der Bürger für Beethoven, gingen bereits einige Beschwerden ein. „Aber die meisten waren doch sehr verständnisvoll“, sagt er. Man habe zudem jederzeit angeboten, das Geld zurückzuzahlen, wovon aber kaum jemand Gebrauch gemacht habe. „Wir wurden von der Nachfrage überrascht“, erzählt Eisel. Als die Ausstellung auf dem Münsterplatz lief, konnte man den kleinen Beethoven noch für 300 Euro bestellen. Danach übernahm das Citymarketing die Abwicklung. Fortan kostete die Figur 50 Euro mehr, trotzdem schossen die Bestellungen in die Höhe. Die Einnahmen, knapp eine Million Euro, teilen sich die beiden Vereine, Ottmar Hörl und sein Produzent.

In Bonn zahlt man damit unter anderem die Kunstinstallation für rund 70.000 Euro, eine Abschlussrechnung gibt es noch nicht. Bezahlt wird Hörl schrittweise bei Auslieferung der Figuren, solange bleibt das Geld laut Eisel auf einem Konto des Citymarketings, das eine Buchhalterin engagiert hat. „Ohne diese Einnahmen hätten wir die Aktion nicht machen können“, sagt Eisel. Deshalb wurde die Kunstinstallation auch erst beauftragt, als im Laufe des Jahres 2018 die 500 Paten für die ersten Beethovenfiguren gefunden waren.

Dass alles so lange dauern würde, damit habe man in Bonn nicht gerechnet. Ursprünglich wollte man bis Weihnachten fertig sein. „Aber immer wieder gab es kleinere Verzögerungen“, erzählt Eisel. Mal sei eine Form kaputt gegangen, dann wären Betriebsferien dazwischengekommen. Zuletzt habe die Corona-Krise die Ausgabe von März bis Mai unmöglich gemacht.

Produzent kann nur 60 Figuren pro Woche anfertigen

Für Hörl waren die langen Lieferzeiten allerdings schon klar, als er die vielen Bestellungen  sah, worauf er nach eigenen Angaben auch unverzüglich hingewiesen habe. „Erst hatten alle in Bonn Angst, dass man auf den Kosten dafür sitzen bleiben würde“, erzählt er. Die 500 Statuen waren schnell verkauft, sodass er auf 770 aufstockte. Hörl habe von Anfang an gesagt, dass sein Produzent nur etwa 60 Figuren pro Woche fertigen könne. Also hätte es ab Juni knapp zehn Monate gedauert, um alle rund 2500 neu hinzugekommenen Aufträge abzuarbeiten. „Rückblickend haben haben wir sogar noch Glück gehabt“, sagt er. Denn in dieser Zeit sei, entgegen Eisels Darstellung, kein einziges Mal die nur für 1000 Figuren ausgelegte Gussform kaputt gegangen, was einen wochenlangen Ausfall bedeutet hätte.

„Mir tut das Leid. Es wäre mir lieber, dass wäre alles abgeschlossen“, sagt Hörl. Denn der Ärger werfe auch ein schlechtes Bild auf den Künstler. „Aber man muss auch sagen, dass wir von dem Erfolg völlig überrascht wurden. Es gab in meinem Leben noch nie ein Projekt, was mit so großen und teuren Figuren  solche Stückzahlen hervorgebracht hat.“ Und das zeige, wie sehr sich die Bonner mit Beethoven identifizieren würden. „Das ist selten“, lautet sein Kompliment. Am liebsten hätte er eine weitere Firma mit der Produktion beauftragt. Doch das Verfahren sei so aufwendig und einzigartig, dass es in Europa nur noch in Coburg angewandt werde. Auf GA-Anfrage sagt eine Mitarbeiterin des kleinen mittelständischen Betriebs, dass man „alles tue, was man könne“, aber auch noch andere Aufträge habe.

Bis Mitte Juni sollen alle Figuren ausgeliefert werden

Bis Mitte Juni sollen laut Eisel nun alle Figuren ausgegeben werden. Schada hat seinen Beethoven vergangene Woche erhalten. Auch das postete er bei Facebook: Stolz steht er mit dem kleinen, goldfarbenen Beethoven vor der großen Statue auf dem Münsterplatz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort