Ludwig van Beethoven Beethoven war tatsächlich Bonner Schüler

Bonn · Ein Matrikelbuch belegt, dass Ludwig van Beethoven die Hohe Schule in der Bonngasse wirklich besuchte. Er war also Schüler des historischen Vorläufers des heutigen Beethoven-Gymnasiums.

Es gibt Augenblicke im Leben, da tut ein wenig Selbstvergewisserung ganz gut. Wer wüsste das besser als die Anhänger des berühmtesten Sohnes der Stadt, der seiner Heimat schon im zarten Alter von 22 Jahren für immer den Rücken kehrte. Dass zuweilen das niederländische Städtchen Zutphen für sich beansprucht, der wahre Geburtsort Ludwig van Beethovens zu sein, muss auf dessen eingefleischte Bewunderer in Bonn jedes Mal so nadelstichartig wirken wie die Wut über den verlorenen Groschen, die der Komponist bekanntlich in einem virtuosen Rondo verarbeitete.

Demnächst aber lohnt sich für Beethoven-Verehrer ein Abstecher in jenes Bonner Gymnasium, das seit fast einhundert Jahren seinen Namen trägt. Dass es dies mit gutem Grund tut, hängt unmittelbar mit dem aktuellen Anlass zusammen. Denn ein Matrikelbuch der damaligen Hohen Schule, dem historischen Vorläufer des Beethoven-Gymnasiums, für die Jahre 1777 bis 1791 verbürgt aus Sicht der Schule hieb- und stichfest: Ludwig van Beethoven war "einer von uns".

Zwar dürfte, wer sich von dem Namensverzeichnis etwas mehr Licht auf Kindheit und Jugend Beethovens in Bonn erhofft, enttäuscht werden. Erbauen mag er sich an der eindeutigen Quelle: Unter den neu eintretenden Kandidaten an der philosophischen Fakultät findet sich mit Datum vom 14. Mai 1789: Ludovicus van Beethoven, Bonn, ornatus. "'Ornatus' bedeutet bürgerlich, und Kandidaten wurden alle Studierenden genannt, denn am Ende eines Studiums sollte ja ein Abschluss stehen", erklärt Alexander Wolfshohl, der seiner Zeit als Direktor des Beethoven-Gymnasiums als "Zugabe" ein Engagement als Schulhistoriker folgen lässt.

Am "BG" hat selbst das Tradition, denn für eine historische Gesamtdarstellung der Lehranstalt weiß Wolfshohl seinen eigenen Vorgänger Helmut Kötting an seiner Seite. Neben der Chronik wird sich das Werk der Schulhistorie über Personen nähern - Schüler nämlich, wie sie für das Beethoven-Gymnasium typisch zu sein scheinen.

Neu entdeckt wurde das Matrikelbuch allerdings nicht

Viele von denen hat auch Renate Giesen erlebt. Von Schülergenerationen für ihre herzliche Art mindestens ebenso geachtet und beliebt wie für ihr stets charmantes (und konsequentes) Eintreten für Akkuratesse, zeigt sich die heutige Direktorin über die "Heimkehr" der Quelle sichtlich erfreut: "Das stärkt durchaus unser Beethoven-Bewusstsein", sagt sie. Und definitiv werde sich die Schule am Beethoven-Jubiläum 2020 beteiligen.

Neu entdeckt wurde das Matrikelbuch nicht. Aber um die in Leder gebundene Originalhandschrift zu schonen, war sie bislang lediglich in einem zusätzlichen Sicherungsfilm greifbar. Maria Rößner-Richarz, Archivarin des Beethoven-Hauses, und Alexander Wolfshohl trugen die Idee vor, das Buch mit moderner Technik leichter zugänglich zu machen und stießen bei Michael Herkenhoff, Fach-Dezernent der ULB, auf offene Ohren. Er ließ das Buch digitalisieren, sodass es nun über das Internetportal der ULB abrufbar ist. Zudem wurde es gescannt und mithilfe von Buchbinder Wilfried Mandt von der Bonner Buchdruckerei Hennemann eine faksimile-ähnliche Nachbildung geschaffen, die sich jetzt in der Schule befindet.

Interessante Fundstücke warten in dem Verzeichnis übrigens nicht nur auf Exegeten Beethovens: Auch seine Freunde und Weggefährten sind verewigt. So taucht in dem Buch 1789 als "Stufenkamerad" Beethovens etwa Peter Neusser auf, der erste Verleger jener Familie Neusser, die bis heute den General-Anzeiger herausgibt.

Beethoven hatte übrigens einen kurzen Schulweg: Sein Gymnasium befand sich in der Bonngasse. Das Beethoven-Gymnasium am heutigen Standort an der Adenauerallee wurde erst um 1890 errichtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort