Chaos-Baustelle Beethovenhalle Krisen-Experten kommen schon nächste Woche nach Bonn

Update | Bonn · Katja Dörner hat am Freitag eine Dringlichkeitsentscheidung getroffen. Die Berliner Häuser Baumanagement GmbH soll helfen, die Blockade im Projekt zu lösen. Das Team hat Erfahrungen mit der Elbphilharmonie und dem Berliner Flughafen gesammelt.

 Oberbürgermeisterin Katja Dörner während einer Baustellungführung: Jetzt setzt sie auf weitere Hilfe von außen.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner während einer Baustellungführung: Jetzt setzt sie auf weitere Hilfe von außen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt Bonn engagiert eine weitere Beratungsfirma, um die Baustellenkrise in der Beethovenhalle zu lösen. Oberbürgermeisterin Katja Dörner hole einen erfahrenen Experten für komplizierte Bauprojekte der öffentlichen Hand mit an Bord, teilte das Presseamt am Freitagmorgen mit. Ein Team der Berliner Häuser Baumanagement GmbH solle die Stadt als Bauherrin unterstützen und einen Neustart ermöglichen, damit die Beethovenhalle fertig geplant und störungsfrei zu Ende gebaut werden könne. Dörner hat dazu eine Dringlichkeitsentscheidung getroffen, die dem Stadtrat in der nächsten Sitzung am 25. August vorgelegt werden soll.

Ziel ist eine Neuaufstellung des Projekts

Das Team aus der Berliner Häuser Baumanagement GmbH mit Geschäftsführer Steffen Göbel ist nach Stadtangaben entscheidend in die Fertigstellung der Elbphilharmonie sowie des Berliner Flughafens BER involviert gewesen. „Angesichts der vertrackten Situation bei der Beethovenhalle muss es darum gehen, den Knoten endlich zu durchschlagen“, ließ Dörner mitteilen. „Notwendig ist eine Unterstützung von außen, die als strategische Schnittstelle wirkt und damit eine langjährige Lücke im SGB ausfüllt.“ Aufgabe der Spezialisten sei, neutral mit allen Beteiligten zu sprechen, ihnen zuzuhören und auf Grundlage dieser Analyse einen für alle Beteiligten gangbaren Weg zur Fertigstellung der Beethovenhalle zu erarbeiten. Dörner: „Ich freue mich sehr, für diese zentrale Aufgabe hervorragende Expertise gewonnen zu haben.“

Nach GA-Informationen schlagen die Berliner schon am kommenden Mittwoch in Bonn zu einer ersten Besprechung auf, an der offenbar auch der bisherige Projektsteuerer Drees & Sommer teilnimmt. Mit diesem Unternehmen, das weiter an Bord bleibt, sei die Verpflichtung der Berater abgestimmt gewesen, heißt es.

„Die Beethovenhalle ist ein herausragendes Vorhaben mit bundesweiter Ausstrahlung“, sagte Steffen Göbel, Chef der Berliner Häuser Baumanagement GmbH, dem GA am Freitag am Telefon. „Wir sehen das als Chance und wollen es wuppen.“ Von den großen beteiligten Firmen in der Beethovenhalle sei in der Branche bekannt, dass sie leistungsfähig seien.

Der Berliner Göbel war nach eigenen Angaben von 2008 bis 2015 in Hamburg in einer städtischen Gesellschaft angestellt. Als Projektleiter Terminplanung steuerte der heute 58-Jährige dort den Bau der kostenträchtigen Elbphilharmonie mit. Beim Krisen-Flughafen unweit der Hauptstadt wirkte er in Diensten des kanadischen WSP-Konzerns (Ingenieur- und Beratungsleistungen) von 2015 bis 2020 als Gesamtprojektleiter – im Zusammenspiel mit Flughafen-Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup, der gute Drähte nach Bonn hat. Göbel, gelernter Zimmermann und Diplom-Bauingenieur, wechselte danach zusammen mit seinem BER-Team, etwa zwanzig Fachleute, zur Berliner-Häuser-Gruppe.

Den Auftrag in Bonn übernimmt er persönlich und hat seine Mitstreiter Olga Keil und Matthias Weiß dabei. Er selbst werde in der nächsten Zeit vier bis fünf Tage pro Woche vor Ort sein, kündigte der Geschäftsführer an. Der Auftrag umfasst laut Presseamt zwei Phasen: Die Analyse der Situation auf der Baustelle soll sechs bis acht Wochen in Anspruch nehmen und in Handlungsempfehlungen an die Kommune münden. Bei der Umsetzung soll die Göbel-Truppe das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) begleiten, einen belastbaren Terminplan aufstellen und gegebenenfalls „notwendige Strategieanpassungen“ veranlassen. Auch für Phase zwei sind bis zu acht Wochen geplant. Das Budget für die Unterstützungsleistungen beträgt laut Presseamt bis zu 250.000 Euro.

Streit mit Architekten: Dörner ist optimistisch

Die Architekten und die Bauleitung haben die Baustelle wie berichtet vor sieben Wochen verlassen. Die Verträge sind de facto abgelaufen, Gespräche mit der Nieto Sobejano Aquitectos GmbH (NSA) und auch den Technik-Planern der Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH laufen aber weiter. Dabei geht es vor allem um Honorar-Nachforderungen. „Die aktuellen Gespräche mit den Projektbeteiligten stimmen mich optimistisch, dass es jetzt endlich gelingen kann, Verständigungen in Konflikten zu erzielen, die in den letzten Jahren eine konstruktive Zusammenarbeit substanziell behindert haben“, ließ Dörner am Freitag erklären. „Diese bilden dann eine gute Grundlage, gemeinsam mit den Berliner Häusern die Weichen für die Beethovenhalle jetzt richtig zu stellen.“

Die Kostenprognose für die Beethovenhalle ist bisher von 61,5 auf 195 Millionen Euro gestiegen - mit weiteren starken Erhöhungen ist zu rechnen. Auch das zuletzt genannte Fertigstellungsjahr 2025 könnte noch wackeln.

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