GA-Telefonaktion Begleiterscheinungen des Alters

Bonn · Experten der GA-Telefonaktion zur bundesweiten „Woche der Demenz“ erläutern, bei welchen Anzeichen der Arzt konsultiert werden sollte. Ab und zu etwas zu vergessen, ist normal. Wenn ein Angehöriger aber den bekannten Nachhauseweg nicht mehr findet, ist das ein Alarmsignal.

 Viele Leser hatten bei der GA-Telefonaktion Fragen zum Thema Demenz-

Viele Leser hatten bei der GA-Telefonaktion Fragen zum Thema Demenz-

Foto: dpa

Schon heute leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, Tendenz steigend. Der Großteil von ihnen ist von der sogenannten Alzheimer-Demenz betroffen. Bei einer GA-Telefonaktion zum Auftakt der bundesweiten „Woche der Demenz“ hatten GA-Leser jetzt Gelegenheit, sich mit ihren Fragen zum Thema Alzheimer-Demenz direkt an vier Expertinnen und Experten zu wenden: Prof. Dr. Michael Heneka und Prof. Dr. Anja Schneider, Forschungsgruppenleiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und Direktoren der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Bonn (UKB), Prof. Dr. Klaus Fließbach, Wissenschaftler am DZNE und Leiter der Gedächtnisambulanz am UKB, Dr. Annika Spottke, Koordinatorin der klinischen Forschung am DZNE und Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKB.

Diese Fragen stellten die GA-Leser besonders häufig:

Was sind die Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung?

Prof. Dr. Michael Heneka: Wenn ältere Menschen nur ab und zu etwas vergessen, ist das eine völlig normale, übliche Begleiterscheinung des Alterns. Wenn sie allerdings bekannte Wege wie etwa den Weg nach Hause nicht mehr finden, Geräte nicht mehr bedienen können oder häufig ihre Schlüssel verlegen, sollte ärztliche Hilfe gesucht werden. Neben Gedächtnis- und Orientierungsstörungen können auch Persönlichkeitsveränderungen, Störungen des Denk- und Urteilsvermögens und Sprachschwierigkeiten Symptome einer Demenz sein.

 Experten bei Fragen zu Demenz: (oben v.l.) Anja Schneider, Klaus Fließbach, Michael Heneka und Annika Spottke.

Experten bei Fragen zu Demenz: (oben v.l.) Anja Schneider, Klaus Fließbach, Michael Heneka und Annika Spottke.

Foto: GA

Wie und von wem wird Alzheimer diagnostiziert?

Prof. Dr. Anja Schneider: Wichtig ist, abzuklären, ob es sich um eine Alzheimer-Demenz oder um eine andere Krankheit handelt. Dafür kann man sich an die Gedächtnisambulanz des UKB wenden: Hier werden mit Hilfe wissenschaftlich fundierter Methoden das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten geprüft. Dazu gehören z.B. Gedächtnistests, Blutanalysen und die Untersuchung des Gehirns im Kernspin-Tomographen. Unsere Gedächtnisambulanz ist Anlaufstelle für Patienten in allen Stadien der Demenz. Ein Arztbrief mit Diagnose und Schweregrad der Alzheimer-Erkrankung ist übrigens auch hilfreich, um Leistungen der Pflegekasse beantragen. Bei der Beantragung helfen dann Sozialarbeiter in unserer Gedächtnisambulanz und Beratungsstellen wie etwa die Deutsche Alzheimer Gesellschaft oder das Diakonische Werk.

Was kann man tun, wenn man bei einer nahestehenden Person eine Alzheimer-Erkrankung vermutet?

Prof. Dr. Klaus Fließbach: Man kann sie vorsichtig und wertschätzend ansprechen. Beispielsweise so: „Mir ist aufgefallen, dass Du in letzter Zeit vergesslich bist. Ist Dir das auch schon aufgefallen? Ich denke, es könnte hilfreich sein, wenn das mal ärztlich abgeklärt wird.“ Man kann anbieten, denjenigen zu unterstützen und ihn beispielsweise zum Arzttermin begleiten.

Welche Möglichkeiten der Prävention und Therapie gibt es derzeit?

Dr. Annika Spottke: Alzheimer-Demenz ist bislang noch nicht heilbar. Eine medikamentöse Behandlung mit Antidementiva kann aber ihren Verlauf verzögern und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen verbessern. Neue, innovative Therapieansätze sind immer wieder in der Prüfung. Präventiv kann man das Risiko, an Alzheimer zu erkranken minimieren, indem man auf eine gesunde Lebensweise achtet, soziale Kontakte pflegt und sich geistig rege hält.

Wer weitere Fragen hat, kann einen Sprechstundentermin mit der Gedächtnisambulanz des Universitätsklinikums Bonn (UKB) vereinbaren: Telefon (Mo-Do 13-15 Uhr, Fr 12-14 Uhr): 0228 287-16367; E-Mail: gedaechtnisambulanz@ukbonn.de.

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