Generalzolldirektion in Bonn Behörde soll den Zoll effizienter machen

Bonn · Schlanker, effizienter, mit mehr Personal für den Einsatz vor Ort: So soll die deutsche Zollverwaltung binnen weniger Jahre organisiert sein. Das Instrument dafür ist eine ganz neue Bundesoberbehörde, die am 1. Januar in Bonn ihren Dienst aufgenommen hat - die Generalzolldirektion (GZD) mit Sitz Am Propsthof.

Ihre Gründung sei der "vorläufige Höhepunkt eines mehrjährigen Reformprozesses, bei dem sieben Behörden zusammengeführt worden sind", sagt der frisch berufene Präsident Uwe Schröder (siehe "Zur Person"). Die GZD übernimmt einen Teil der operativen Aufgaben, die bisher in der Zollabteilung des Bundesfinanzministeriums lagen, und ersetzt fünf Bundesfinanzdirektionen in verschiedenen Städten, die zum Jahreswechsel aufgelöst wurden. Zwei der neun neuen GZD-Direktionen sitzen in der Bonner Zentrale: zuständig für Personal und Service sowie Organisation, Haushalt und Informationstechnik.

"Wir werden die sichtbare Zentrale einer der größten Flächenverwaltungen in Deutschland sein", betont Präsident Schröder. In Zollangelegenheiten werde sich die bundesweite Aufmerksamkeit künftig auf Bonn richten. Die GZD steuert und unterstützt unter anderen 43 Hauptzollämter und acht Zollfahndungsämter; das Zollkriminalamt in Köln gehört als eigene Direktion ebenso zur neuen Oberbehörde wie die Finanzkontrolle Schwarzarbeit.

Der deutsche Zoll hat rund 37 400 Bedienstete, allein die GZD etwa 7000. In der Bonner Zentrale sind rund 200 Dienstposten geplant, von denen im Moment etwa 150 besetzt sind. Rund 140 Bonner Mitarbeiter sind aus dem Finanzministerium in die neue Behörde gewechselt. Minister Schäuble verlagert seine abgespeckte Zollabteilung im Gegenzug wie berichtet nach Berlin.

Künftig wird der Bonner Ministeriumssitz deshalb nur noch ungefähr 250 Dienstposten haben (Berlin: 1720). GZD-Präsident Schröder sieht unterm Strich trotzdem eine Stärkung für Bonn. Während es um die Ministerien seit Jahren politische Diskussionen gebe, werde am Standort der neuen Oberbehörde nicht mehr gerüttelt. "Für Bonn und die Region entsteht Planungssicherheit", sagt Schröder. Die GZD werde hier "Präsenz zeigen und sich als Partner anbieten".

Für den Behördenchef wird der Schwerpunkt 2016 sein, den Laden ans Laufen zu bringen. "Wir setzen das Reformkonzept um und werden gegebenenfalls nachsteuern", so Schröder. Durch "mehr Stringenz, einheitliches Vorgehen und kürzere Entscheidungswege" sollen in der Zollverwaltung binnen weniger Jahre mehrere Hundert Stellen gewonnen werden, die als "Effizienzrendite" durch die Aufhebung der Mittelebene bei den Ämtern vor Ort angesiedelt werden sollen.

Schröder: "Wir stärken damit die Hauptzollämter als direkte Ansprechpartner für die Bürger, und wir stärken die Zollfahndungsämter." Die Reform kostet zwar rund 28 Millionen Euro, könnte sich aber schnell rentieren: Immerhin erhebt der Zoll rund die Hälfte der Steuereinnahmen des Bundes - im Jahr 2014 zum Beispiel 128,9 Milliarden Euro.

Das Aufgabenspektrum wächst seit Jahren. So hat der Zoll immer öfter mit Organisierter Kriminalität zu tun, sei es beim Drogenschmuggel an der tschechischen Grenze oder beim illegalen Internethandel mit Drogen, Waffen oder gefälschten Medikamenten. Neben der Bekämpfung von Schwarzarbeit ist zuletzt auch die Kontrolle des Mindestlohns hinzugekommen.

Dafür soll der Zoll bis 2019 rund 1600 zusätzliche Stellen erhalten - Jahr für Jahr besetzt aus dem jeweiligen Ausbildungsjahrgang (rund 320). Die aktuellen Absolventen unterstützen allerdings erst einmal die Polizei und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bei der Bewältigung des Zustroms. Dass sie sich für die Abordnung freiwillig gemeldet haben, erfüllt den GZD-Präsidenten mit Stolz, wie er sagt. Nachwuchssorgen macht sich Schröder nicht: "Der Zoll ist ein attraktiver Arbeitgeber mit einem guten Image." Außerdem werde stark um qualifizierten Nachwuchs geworben.

Zur Person

Uwe Schröder, Jahrgang 1957, hat Rechtswissenschaften in Göttingen und Zürich studiert. Von 1986 bis 1995 arbeitete er in der Haushaltsabteilung des Bundesfinanzministeriums und war danach bis 1998 Referatsleiter für Haushaltspolitik und Finanzverfassung im Kanzleramt. Seit 1998 bekleidete Schröder Leitungspositionen in der Haushaltsabteilung des Finanzministeriums, zuletzt als Chef der Unterabteilung V A (Bund-Länder, Finanzverfassung). Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bis zum Regierungsumzug lebte die Familie in Königswinter. "Wir haben immer noch viele Freunde in Bonn", sagt der Behördenleiter.

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