Verkehr in Bonn Bekommt Bonn eine Rheinbrücke für Fußgänger und Radfahrer?

Bonn · Die Bonner Fahrradlobby will der Verbindung zwischen Bonn und Beuel im Wahljahr neuen Schwung verleihen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) bringt die vierte Rheinbrücke wieder ins Gespräch.

Die Brücke der zwei Ufer zwischen Straßburg und Kehl (l.) könnte Vorbild für das Bonner Projekt sein. Die Rheinquerung soll südlich der Kennedybrücke verlaufen, so die Idee des ADAC.

Die Brücke der zwei Ufer zwischen Straßburg und Kehl (l.) könnte Vorbild für das Bonner Projekt sein. Die Rheinquerung soll südlich der Kennedybrücke verlaufen, so die Idee des ADAC.

Foto: GA

Es könnte ein Brückenschlag werden, der an Erfolgsmodellen im Südwesten Deutschlands anknüpft: Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in Bonn will seiner Idee für eine vierte Rheinbrücke in diesem Jahr neuen Schwung verleihen.

Nächstes Etappenziel des ADFC ist es, dass der Stadtrat dem Projekt grundsätzlich soweit zustimmt, dass eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden kann. „Täglich 13 000 Radfahrer auf der Kennedybrücke sprechen eine deutliche Sprache“, sagt Werner Böttcher vom ADFC und verweist auf die weiter steigende Tendenz beim Anteil des Radverkehrs. Das Wahljahr 2020 will der Verein beim Trommeln für seine Idee offenbar nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Zehn Millionen Radfahrer haben Zählungen zufolge in vier Jahren zwischen 2015 und 2019 die Kennedybrücke überquert. Die ist vor einigen Jahren bekanntlich zwar eigens für Fußgänger und Radfahrer verbreitert worden, birgt aber vor allem an ihren Enden – also an Berliner Freiheit auf Bonner und an Konrad-Adenauer-Platz auf Beueler Seite – ihre Risiken. Unfallpotenzial haben etwa jene Stellen hinter den Brücken, an denen Autofahrer rechts abbiegen, während Radfahrer geradeaus weiterfahren.

Verbindung zwischen Bonn und Beuel soll verbessert werden

Mit einer neuen Brücke für Fußgänger und Radfahrer könnten derlei Gefahrensituationen minimiert und zudem die Verbindung zwischen Bonn und Beuel verbessert werden, meint der ADFC. Eine konkrete Vorstellung für den Standort der Brücke haben die Verantwortlichen längst: Verlaufen könnte sie demnach in der Achse Zweite Fährgasse-Ringstraße, also nahezu exakt zwischen Kennedy- und Südbrücke.

Aus Sicht der Befürworter wäre damit die ideale Verbindung von Bonner Südstadt, Uni und Regierungsviertel und den Beueler Wohnvierteln geschaffen. Nicht nur der Blick auf den Stadtplan zeige, dass die Stelle für das Vorhaben prädestiniert sei, da die beiden möglichen Anschlussstraßen in einer Flucht liegen. „An der Zweiten Fährgasse zwischen Bundesrechnungshof und Ernst-Moritz-Arndt-Haus besteht ja bereits eine Art Brückenkopf, der heute als Aussichtspunkt dient“, ergänzt ADFC-Sprecher Axel Mörer.

Auch der Verkehrsentwicklungsplan 2020 enthält dort eine „Brücke oder Fähre“. Auch das „Entwicklungskonzept Radverkehr“ für die Bonner Innenstadt gibt eine Empfehlung für die neue Querung ab. Bei Politik und Verwaltung hingegen hält sich der Enthusiasmus bislang in Grenzen. Schon 2012 gab es einen Vorstoß im Verkehrsentwicklungsplan. Wie viele andere Maßnahmen sei die Brücke aber nicht weiter verfolgt worden, hieß es zu dem Thema zuletzt im Stadtplanungsamt.

ADFC glaubt an Wirkung auf den gesamten Bonner Stadtverkehr

Neben dem praktischen Nutzen der schnellen Verbindung glaubt man beim ADFC an eine heilsame Wirkung auf den gesamten Bonner Stadtverkehr. „Solche Verbindungen sind so attraktiv, dass sie die Erreichbarkeit der Innenstadt ohne Nutzung des Autos stark verbessern“, sagt Böttcher und verweist auf ein Erfolgsmodell, das ebenfalls den Rhein überbrückt – allerdings 370 Kilometer stromaufwärts. Seit 2004 verbindet dort die Brücke der zwei Ufer die Städte Straßburg und Kehl. Autos sind auf ihr tabu.

Sie besteht aus zwei Stegen: Der eine, 387 Meter lang, ragt weit über die Uferkanten ins Land hinein. Der andere Steg ist etwa 100 Meter kürzer und etwas schmaler. Beide verbindet in der Rheinmitte eine etwa zwölf Meter breite Aussichtsplattform. Insgesamt 72 Seile, die über den Stegen gespannt sind, und zwei Pfeiler im Flussbett tragen die Brücke. Der Kostenpunkt lag bei  21 Millionen Euro. Auch der Eiserne Steg in Frankfurt und der Mozartsteg in Salzburg liefern Anschauungsmaterial.

Wie viel ein Bonner Pendant kosten würde, weiß auch der ADFC nicht. Ebenso ist der Verein offen hinsichtlich der Frage nach der Konstruktionsweise des Bauwerks. All das könnte zum Thema werden, wenn Bonn neben Seilbahn und S 13 ein weiteres Verkehrsprojekt diskutiert.

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