Bonner Servicebüro Jugendmigrationsdienste Beratungsportal hilft jungen Menschen aus der Türkei

BONN · Wie mag es wohl sein, wenn man seine Heimat verlässt, um in der Fremde ein neues Leben zu beginnen? Wer den Schritt wagt, steht schnell vor einem Berg von Fragen und Problemen.

 Projektkoordinator Özcan Ülger (links) und der Leiter des Servicebüros Jugendmigrationsdienste, Jürgen Hermann, diskutieren oft aktuelle Anfragen, die übers Internet gestellt werden.

Projektkoordinator Özcan Ülger (links) und der Leiter des Servicebüros Jugendmigrationsdienste, Jürgen Hermann, diskutieren oft aktuelle Anfragen, die übers Internet gestellt werden.

Foto: Wild

Gut, wenn es dabei Hilfe gibt. Über das neue Internetportal www.almanyayolu.org erhalten junge Türkinnen und Türken von Bonn aus eine Onlineberatung an die Hand, die viele mögliche Fragen schon im Vorfeld klärt. Almanyayolu ist der türkische Begriff für "der Weg nach Deutschland" und zeigt in einem Wort sehr trefflich, worum es geht.

"Junge Menschen aus der Türkei, die nach Deutschland zuwandern wollen, unterstützen wir mit Hilfe einer virtuellen Beratungsstelle", erklärt Özcan Ülger vom Bonner Servicebüro Jugendmigrationsdienste (JMD). Ülger ist Koordinator des Online-Projekts, das als Kooperation von Jugendmigrationsdiensten und Goethe-Institut funktioniert.

"Unser Ziel ist es, jungen Migrantinnen und Migranten bereits im Heimatland Orientierung zu geben und eine möglichst nahtlose Unterstützung in Deutschland sicherzustellen", sagt Ülger weiter. Über die Internet-Plattform ist der direkte Kontakt zu einem Berater möglich. Dieser gibt individuelle Informationen und Tipps - wahlweise auf Türkisch oder Deutsch.

Die Unterstützung endet aber nicht mit der Einreise: Als kompetente Anlaufstellen in Deutschland stehen 430 Jugendmigrationsdienste vor Ort für persönliche Hilfen bereit. Zu ihnen bereitet almanyayolu.org im wahrsten Sinne des Wortes den Weg.

Das Portal ist in mehrfacher Hinsicht pfiffig und zeitgemäß. Zum einen erreicht es die jungen Migrantinnen und Migranten genau dort, wo sie sich am liebsten aufhalten: im Netz. Von dort kann man noch in der Türkei viel von dem in die Hand nehmen, was eh auf ihn oder sie zukommt. Und dann ist da noch der Zeitfaktor.

Bisher kamen viele weitgehend unvorbereitet nach Deutschland und standen hilflos vor dem Behördendschungel. Mit dem neuen digitalen Angebot beginnt die Unterstützung "zeitnah und lückenlos", wie der Leiter des Servicebüros Jugendmigrationsdienste, Jürgen Hermann, betont. "Entscheidende Schritte im Integrationsprozess können so beschleunigt und vereinfacht werden."

Hauptzielgruppe des Projekts sind die Zwölf- bis 27-Jährigen. Von ihnen kommen auch die häufigsten Fragen, die meist ganz alltägliche Hintergründe haben. "Wie kann ich einen Job finden? Darf ich in meinem bisherigen Beruf weiterarbeiten?" So oder ähnlich lauten die meisten Fragen von jungen Männern.

Bei den jungen Frauen sind es oft Sorgen um die Zukunft ihrer Familien, beispielsweise "ob es Kindergärten gibt". Viele Leute haben nur Informationen über das Leben in Deutschland vom Hörensagen, und da ist guter Rat wichtig. Auch wenn die Fragen manchmal recht banal klingen, wie die, "ob es in Deutschland auch stilles Wasser gibt", erzählt Ülger schmunzelnd. Der Weg nach Deutschland ist schwerer, als man glauben mag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort