Bonner Friedenstage Bericht über das Frauendorf Umoja

BONN · "Mama Mutig" im Migrapolis: Die vielfach ausgezeichnete kenianische Menschenrechtlerin Rebecca Lolosoli berichtete auf Einladung des Frauen-Netzwerks "Für Frieden" über das weltweit bekannte Frauendorf Umoja in Kenia.

 Organisierten die bewegende Veranstaltung im Migrapolis: (v.l.) Heide Schütz, Waltraud Sarna (Freundeskreis Umoja), Jane Karato (Mitgründerin von Umoja), Rebecca Lolosoli, Ise Stockums.

Organisierten die bewegende Veranstaltung im Migrapolis: (v.l.) Heide Schütz, Waltraud Sarna (Freundeskreis Umoja), Jane Karato (Mitgründerin von Umoja), Rebecca Lolosoli, Ise Stockums.

Foto: Brodüffel

Ise Stockums vom Freundeskreis Umoja übersetzte den auf Englisch gehaltenen Vortrag.

"Wir haben das Dorf vor 25 Jahren als Schutzraum für Frauen gebaut, weil die Männer uns oft verprügelt und vergewaltigt hatten. Auch britische UN-Soldaten aus einem nahe gelegenen Trainingscamp haben uns vergewaltigt", erzählte die couragierte Kämpferin für Frauenrechte. Die Frauen flohen vor Gewalt in ihren Familien, vor Zwangsehe und Genitalverstümmelung. Immer wieder hatte Rebecca gegen die archaische Herrschaft der Samburu-Männer rebelliert.

Die Männer des Nomadenvolks betrachten die Frauen traditionell als ihren Besitz. "Ich war den Männern zu aufmüpfig. Eines Tages haben sie mich halb totgeschlagen. Als mein Mann mich sah, hat er nur mit den Schultern gezuckt. Es war der schmerzlichste Moment meines Lebens", sagte Lolosoli.

2000 Euro mussten die Gründerinnen des Dorfes für das Land zahlen. Geld, das sie mühsam durch den Verkauf von Perlenschmuck an Touristen aufbrachten. Das die erbosten Männer provozierende Dorf wuchs schnell: Immer mehr junge Mädchen flüchteten vor Verstümmelung und Zwangsehe, verheiratete Frauen flohen vor der Gewalt der Männer mit ihren Kinder nach Umoja, was auf Suaheli "Einheit" oder "Zusammenhalt" heißt.

Lolosoli: "In Umoja stehen die Frauen auf eigenen Füßen. Wir haben uns gegen viel Widerstand eine eigene wirtschaftliche Basis geschaffen. Wir produzieren und verkaufen Schmuck und bewirtschaften einen Campingplatz." Im Mai vergangenen Jahres wurde die mit Spenden aus Deutschland finanzierte Dorfschule eröffnet. Mit Stolz erzählte "Mama Mutig" von den Jungen in Umoja: "Wir lieben unsere Söhne. Für sie sind Gleichberechtigung und Respekt vor Frauen selbstverständlich."

Der Vortrag im Haus der Vielfalt war die letzte Veranstaltung der diesjährigen Bonner Friedenstage. Im kommenden Jahr feiert das Frauen-Netzwerk "Für Frieden" sein 20-jähriges Bestehen. Die Vorsitzende Heide Schütz kündigt schon jetzt an: "Wir planen viele Aktionen unter dem Motto "Frauen an die Friedenstische."

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