BONN.beats-Festival im Kunst!Palast Beschwerden von Anwohnern: Ordnungsamt dämpft Elektro-Bässe

Bonn · Laut, rhythmisch, schweißtreibend: Fans der elektronischen Tanzmusik sind am Samstag beim BONN.beats-Festival im Kunst!Palast in der Rheinaue voll auf ihre Kosten gekommen. Veranstalter Sylvan Richter hatte Top-DJs der Szene verpflichtet, darunter Björn Grimm, Maxcherry, Armin Edge & Dance, Moonbootica und Lexy & K-Paul.

Die extreme Hitze dämpfte bei vielen Besuchern jedoch das Bedürfnis, sich zu den Rhythmen der DJs zu bewegen - die Gäste setzten sich lieber in den schattigen Kunst!Garten und genossen kühle Getränke. Eine besondere Abkühlung brachten Sarah Ennemoser, Sebastian Brugger und Lukas Grüner vom Ötztal-Tourismus aus ihrer österreichischen Heimat mit: echten Schnee vom Tiefenbachgletscher.

"Wir haben 18 Tonnen Schnee auf dem Lastwagen, hier in Bonn haben wir sechs Kubikmeter aufgeschüttet", erklärte Brugger. "Den Schnee haben wir am Freitag aus 2700 Meter Höhe seitlich vom Gletscher genommen. Vom Gletscher selber nehmen wir keinen Schnee." Es war eine Werbeaktion für Sölden, den "Hotspot der Alpen". Entgegen der Ankündigung war der Schnee nicht am Rheinauensee verteilt, sondern in einem Becken gelagert und wartete auf Abkühlungssuchende.

Knapp 1500 Besucher hatten sich laut Veranstalter Karten gekauft - vor Ort sah es nach weniger Besuchern aus. "Ohne die Hitze nicht, wären es mit Sicherheit noch mehr gewesen", sagte Sylvan Richter. "Aber mit dem Publikum, das hier ist, bin ich sehr zufrieden - es ist entspannt und friedlich."

Kunst!Rasen-Betreiber Ernst-Ludwig Hartz hatte ebenfalls mit mehr Gästen gerechnet und zeigte sich von der Abendkasse enttäuscht: "Ich hatte gedacht, dass es besser laufen würde". Was Hartz aber freute, war die Tatsache, dass vor allem ein junges Publikum den Weg zum Kunst!Rasen fand. "Das haben wir sonst nicht hier", stellte der Veranstaltungs-Profi fest.

"Es ist ein bisschen leer, vor allem auf der Tanzfläche", meinte Studentin Jule, die gemeinsam mit Freunden die Tanzfläche unsicher machte. "Aber die DJs sind super - das Event ist toll." Begeistert war auch der 20-jährige Elektro-Fan Lukas: "Die Besuchermenge ist genau richtig. So tritt man hier keinem auf die Füße und hat Platz."

Während sich die Gäste von der Musik berieseln ließen, erfreute sie nicht jeden Anwohner: Am Abend bekam Veranstalter Sylvan Richter Besuch vom Ordnungsamt. "Wir sind zu laut. Müssen nun von 75 Dezibel auf 68 Dezibel drosseln - und das ausgerechnet beim Headliner", erklärte Richter enttäuscht. Headliner, also Höhepunkt des Abends, waren Lexy & K-Paul alias Alexander Gerlach und Kai Paul aus Berlin.

Spätestens bei ihrem Auftritt war der Kunst!Garten so gut wie leer gefegt - alle zog es ins Zelt zu den beiden Männern, die zu den erfolgreichsten deutschen Künstlern in der elektronischen Musikszene gehören; allein auf Facebook haben sie knapp 107.000 Fans. Von der Lautstärkendrosselung bekam das Publikum nichts mit, es wurde wild getanzt und gefeiert - die Hitze war vergessen.

Im nächsten Jahr soll das Festival wieder stattfinden, aber vielleicht mit einer Änderung: "Dann lieber nicht mehr im warmen Zelt, sondern im kühlen Schatten", sagte Sylvan Richter lachend.

Was ist Elektro?

Elektronische Musik ist vor allem bei den Jüngeren beliebt. Besonders populär: "House", eine Richtung der Elektro-Tanzmusik, die in den 1980er Jahren in den USA entstand. Die Musik ist laut, eingängig, man kann gut dazu tanzen. Es entstehen immer neue Varianten. Durch spezielle Mischgeräte, mit denen ein Disc Jockey (DJ) arbeitet, können Elektro-Klänge hergestellt und verändert werden.

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