Kommentar zu den Friedhofsgebühren Bestattungen im Wandel
Meinung | Bonn · Bisher wurde das Bestattungssystem durch die eingehenden Gebühren getragen. Das scheint auf Dauer aber nicht mehr möglich zu sein. Die Kommunen werden wohl Haushaltsmittel für die Friedhöfe bereitstellen müssen.
Pietätlos oder nur am Puls der Zeit? Mit dem QR-Code auf Grabsteinen sind selbst Friedhöfe längst in der digitalen Welt angekommen. Auch die Bestattungsformen haben sich verändert. Unauffällig, uniform und minimalistisch lautet heute die Devise. Denn große Familienruhestätten sind ein schweres Erbe für die Nachkommen. Mit pflegefreien Urnen- oder Reihengräbern, Memoriam-Garten oder einem Friedhain hat Bonn längst auf den demografischen Wandel und eine veränderte Bestattungskultur reagiert.
Derzeit gibt es in Bonn 40 städtische Friedhöfe. Sie sind nicht nur ein Ort für Trauer, Erinnerungen und stille Andacht. Es sind vielmehr historisch gewachsene Parkanlagen, die eine wichtige soziale und ökologische Funktion innerhalb der Stadt erfüllen. Alte Grabkreuze und imposante Steinmetzarbeiten zeugen nicht nur von tiefer Frömmigkeit vorheriger Generationen. Sie geben immer auch einen Einblick in Kunst und Kultur ihrer Zeit.
Natürlich ist die Pflege eines Grabes für 15 oder 30 Jahre eine Last, zumal die Hinterbliebenen heutzutage oftmals selbst im Rentenalter sind. Daher ist es nur verständlich, dass sich viele nicht mehr über Jahrzehnte um eine Grabstelle kümmern wollen oder können. „Pflegeleicht“ oder „all inclusive“ sind gefragter denn je. Nicht nur außerhalb der Kommunen gibt es alternative Bestattungsformen privater Anbieter. Auch Bonn bietet Entsprechendes. Auf den städtischen Anlagen ist heute jede Bestattungsform möglich. Aber nur wer sich dort beerdigen lässt, wo er gelebt hat, trägt finanziell dazu bei, dass Friedhöfe auch für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.
Denn die Pflege der grünen Oasen gibt es nicht zum Nulltarif. Bisher wurde das System weitgehend über Gebühren getragen. Das wird allerdings auf Dauer nicht mehr möglich sein. In Zukunft wird man sich wohl von einigen lieb gewonnen Gewohnheiten verabschieden müssen. Schließungen von Friedhöfen sind nicht ausgeschlossen.