Ausstellung im Frauenmuseum Besuch in der Altstadt von einst

Bonn · Am 18. Oktober fiel das historische Viertel zwischen Rheinbrücke und Altem Zoll dem schwersten Bombenangriff der Allierten auf Bonn zum Opfer. Eine Ausstellung im Frauenmuseum präsentiert die erhaltenen Reste.

Die passende Kulisse bieten raumhohe, von Eugen Schramm und Ludmila Kosata gestaltete Leinwände, auf denen die krummen Gässchen und ihre pitorresken Häuserfassaden ein realistisches Bild der Vergangenheit bieten, zumal man sie – wie im Falle der Rheingasse – auch selbst durchschreiten kann. Vor allem aber besticht die Ausstellung mit den vielen Details. Da ist etwa das Schild mit der „Maggi“-Reklame, das 2011 bei Ausgrabungen vor dem Café Kleimann in der Rheingasse gefunden wurde. Das nach der Zerstörung wiederaufgebaute und bis heute existierende Traditionscafé, eine Institution in der alten Bonner Altstadt, hat zudem mit einer Plätzchentüte Eingang in die Schau gefunden. Daneben erinnern Reste von Säulenelementen an die zerstörte Gertrudiskapelle. Sie befand sich neben dem Giertor, das die Stadt vom Rhein her schützen sollte. Durch die Zerstörung bei einem alliierten Luftangriff am 18. Oktober 1944 ist von der dortigen historischen Stadtstruktur heute praktisch nichts mehr zu erkennen.

In der Vogtsgasse etwa befand sich das Wohnhaus von Curt Delanders Großmutter. Bei den dortigen Abrissarbeiten, die auch manchen Zeitzeugen anzogen, tauchten Gegenstände aus den Kellern auf, die der Enkel in mühevoller Arbeit und in Absprache mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege nach und nach aus dem Schutt zog. Auf diese Weise wurde zumindest ein Teil des historischen Bonns über die Zeit gerettet, größtenteils hat die Sammlung im Frauenmuseum eine neue Heimat gefunden.

„Immerhin handelt es sich um Gegenstände von Menschen, die nach dem 18. Oktober 1944 tot oder mittellos waren. Mir ging es darum, diesen Sachen ihre Bedeutung zurückzugeben“, sagt Delander heute. Jeden Tag habe er mit einem Wägelchen Geschirr, Bodenfliesen, Steine und allerhand andere Gegenstände ins Frauenmuseum gebracht, erzählt er und fährt fort: „Irgendwann kamen dann noch die Grundmauern der alten Gertrudiskapelle zutage. Als wir hörten, dass diese karolingische Bausubstanz auch noch abgebaggert werden sollte, dachten wir, wir sind im falschen Märchen. Leider konnte die Apsis nicht gerettet werden.“ Verloren gegangen ist 1944 unter anderem die Rheingasse, in der die Familie Beethoven lebte. Zwar war ihr Haus stark zerstört – nach Überzeugung Curt Delanders wäre es aber für eine „Beethovenstadt“ wenigstens eine Überlegung wert gewesen, zumindest die historische Fassade zu rekonstruieren. Schließlich habe der junge Beethoven zehn Jahre seiner Jugend dort verbracht. „Dass man nicht einmal darüber nachgedacht hat, spricht eigentlich für sich“, sagt Delander. Auch der Boeselagerhof, an den lediglich der Straßenname an der Oper erinnert, wurde hemmungslos abgerissen. Immerhin die Gobelins hängen im Alten Rathaus.

Die Ausstellung im Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, ist noch bis zum Ende des Jahres zu sehen.

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