Taufe beim Bonner Ruderverein 1882 „Betreutes Rudern“ sticht bald in See

Bonn · Beim Bonner Ruderverein 1882 ist am Sonntag ein Ruderboot im Wert von 24.000 Euro getauft worden. Neben dem Hintergrund des sonderbar anmutenden Namens „Betreutes Rudern“ erzählten die Mitglieder von einer denkwürdigen Regatta, die am 6. Mai erneut in Bonn ihr Ziel findet. Auch ein Zeichen für die Revolution im Iran soll dabei gesetzt werden.

 Zur Taufe wünscht Petra Pauly aus der Wanderrudergruppe „Betreutes Rudern“ dem gleichnamigen Ruderboot eine „allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“.

Zur Taufe wünscht Petra Pauly aus der Wanderrudergruppe „Betreutes Rudern“ dem gleichnamigen Ruderboot eine „allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“.

Foto: Jan-Oliver Nickel

Es hat einen Namen: „Betreutes Rudern“ heißt das „Vierer mit“, ein fünfsitziges Ruderboot, das Platz für vier Ruderer und einen Steuermann oder einen fünften Ruderer bietet. Getaut hat es am Sonntag der Bonner Ruder-Verein 1882 vor seinem Domizil am Wilhelm-Spiritus-Ufer. 24.000 Euro hat das Boot gekostet, Spenden der Mitglieder hatten den Kauf erst möglich gemacht, sagte Bootswart Ulrich Klein.

Der Name des Boots ist auf eine Verwechslung zurückzuführen, wie Vereinsmitglied Stephan Pauly erzählte. Seit 1999 habe es sich eine Gruppe aus älteren Mitgliedern zur Tradition gemacht, jedes Jahr eine einwöchige Sommerfahrt zu machen. 2002 befuhr die Gruppe dabei den Neckar bei Stuttgart-Bad Cannstatt. Beim mühseligen Schleppen eines Bootes seien sie von zwei Ruderern gefragt worden, ob sie zum „betreuten Rudern“ gehörten. Die Gruppe nahm dies mit Humor und hat den Namen seitdem übernommen.

Regatta im Hagelsturm

Als Vereinshöhepunkt findet am 6. Mai wieder die Europäische Rheinregatta (Eurega) statt. 1992 zum 110. Jubiläum des Rudervereins ins Leben gerufen, haben sich laut Bootswart Roland Epskamp für dieses Jahr bereits 73 Teams angemeldet. Es gibt zwei Strecken, die jeweils am Heim des Ruderclubs enden, eine kürzere Strecke über 45 Kilometer ab Neuwied und eine längere über 100 Kilometer ab St. Goarshausen.

In Erinnerung geblieben sei ihm die Regatta 2019, bei der ein Wintereinbruch während des Rennens dafür sorgte, dass im Mai am Steg Schnee geschippt werden musste. Auch Mitglied Susanne Salz hat lebhafte Erinnerungen daran: „Auf der Hinfahrt habe ich gesagt: Leute, wir können doch morgen auch in die Sauna oder ins Wellness-Paradies gehen, statt auf den Rhein.“ Da dieser Vorschlag keine Mehrheit fand, habe ihr Team sich bei Wellengang, Gegenwind und Hagel auf der 100 Kilometer Strecke durchgekämpft.

Rudern für die Revolution im Iran

Ein Zeichen setzen wollen bei der Regatta Azita Karamnejat-Schneider und Azadeh Tatur mit dem Mannschaftsnamen „#frauenlebenfreiheit“. Beide stammen aus dem Iran und treten bei der Eurega im Frauenteam mit Steuerfrau Salz und zwei Teamkolleginnen auf der 45-Kilometer-Distanz an. „Wir können hier nichts anderes tun, als auf die Straße zu gehen – laut zu sein und aufmerksam zu machen“, sagte Karamnejat-Schneider zu ihrer Motivation, und Tatur ergänzt: „Wir sind die Stimme der Frauen aus dem Iran.“

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