Prozess in Bonn Betrogene Ehefrau zahlt nicht: Mann muss in JVA bleiben

Bonn · Der Chinese, der sich seit Dienstag vor der 7. Bonner Wirtschaftsstrafkammer verantworten muss, ist ein Firmenchef aus Hongkong, der illegal Zigtausende Markenuhren nach Deutschland geliefert haben soll.

Die Anklage wirft dem 58-Jährigen nun gewerbs- und bandenmäßigen Verstoß gegen das Markengesetz vor, denn seine strafbaren Geschäfte soll er zusammen mit Ehefrau und Tochter betrieben haben.

Zwar leitete die Bonner Staatsanwaltschaft 2014 gegen alle drei Familienmitglieder Strafverfahren ein und erwirkte auch Haftbefehle für Ehefrau und Tochter. Doch nur der 58-Jährige ging den Ermittlern ins Netz: Als der Angeklagte im November vergangenen Jahres wegen seiner Geschäfte nach Deutschland einreiste und in der von seiner Tochter angemieteten Bonner Wohnung abstieg, schnappten die Handschellen am frühen Morgen des 14. November zu. Seitdem sitzt der 58-Jährige in Köln in Untersuchungshaft. Und dort wird er wohl auch noch eine Weile bleiben müssen.

Und das verdankt er allem Anschein nach seiner Ehefrau. Denn wie aus einem Verteidigerschreiben hervorgeht, ist die Ehefrau nicht gut auf ihren Mann zu sprechen und verweigert ihm deshalb eine Geldzahlung, die ihn schon längst wieder hätte an ihre Seite bringen können: Dem Verteidiger zufolge weigert sie sich, 200 000 Euro nach Deutschland zu überweisen, Geld, das ihrem Mann die Freiheit bringen würde.

Denn in einem ersten Versuch, den Fall vor einigen Monaten strafrechtlich vor dem Bonner Amtsgericht abzuarbeiten, hatten Verteidiger, Schöffengericht und Staatsanwalt ausgehandelt: Wenn der chinesische Firmenchef ein umfassendes Geständnis ablegt, kommt er mit einer Bewährungsstrafe und 200 000 Euro Geldstrafe davon, sofern die Zahlung dieser Summe nachweislich gesichert ist. Doch der Deal platzte, die Ehefrau wollte nicht zahlen. Grund für ihre Weigerung laut Anwalt: Sie habe während der Haftzeit ihres Mannes erfahren, dass der in Hongkong eine heimliche Geliebte habe, für die er eine Wohnung gekauft habe.

Die Folge: Der Staatsanwalt stimmte dem Deal nicht mehr zu, der Chinese legte kein Geständnis ab, und das Amtsgericht verwies den Fall, der sich nun erheblich aufwendiger gestaltet, an das Landgericht als höhere Instanz. Denn immerhin geht es um die Aufklärung von 47 Fällen, sprich illegalen Lieferungen von 51 150 gefälschten Uhren unter anderem der Marken Armani, DKNY und Marc Jacobs, für die nur die Fossil Group die Lizenz hat. Umsatzschaden laut Anklage: fast sechs Millionen Euro.

Allein 36 Uhrenlieferungen gingen an zwei Brüder in Rheinbach. Sie kamen am 29. September nach kurzem Prozess und Geständnissen mit Bewährungsstrafen davon. Das Verfahren gegen den Chinesen ist erst einmal bis 22. Januar terminiert. Und Kammervorsitzender Jens Rausch stellte klar: "Neue Gespräche zur Verständigung haben nicht stattgefunden."

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