Bonner Justiz Betrüger gaben sich als Polizisten aus

BONN · Ein Trio soll in Bonn 170.000 Euro erbeutet haben und steht deshalb wegen Betruges vor Gericht. Polizei schnappte Verdächtige auf frischer Tat.

Sie sollen sich als Polizisten ausgegeben, vor marodierenden Einbrecherbanden gewarnt – und ihre gutgläubigen Opfer in fünf Fällen um rund 170.000 Euro erleichtert haben. Demnächst müssen sich drei Mitglieder einer mutmaßlichen Bande wegen gewerbsmäßigen Betruges vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Die Masche, mit der sie Anfang des Jahres in Bonn Erfolg gehabt haben sollen, war laut Bonner Staatsanwaltschaft immer die gleiche: Eine bisher unbekannte weibliche Mittäterin rief laut Anklage die meist älteren Opfer an und gab sich als Polizistin aus. Mit einem speziellen Computerprogramm gelang es dabei, den Telefondisplay der Gesprächspartner so zu manipulieren, dass dort die Notrufnummer der Polizei angezeigt wurde. Dann warnte die vermeintliche Polizisten vor Einbrecherbanden. Bargeld und Wertsachen seien nicht mehr sicher und müssten umgehend von „Kollegen“ sichergestellt werden.

Kurz darauf kamen dann, in unterschiedlichen Besetzungen, die drei nun angeklagten Männer zwischen 24 und 29 Jahren vorbei und nahmen das Geld an sich. Erstes Opfer dieser Masche wurde am 8. Januar ein 59-jähriger Bonner. Er konnte nach einem 35-minütigen Telefonat und fünf weiteren kurzen Anrufen davon überzeugt werden, dass in seiner Nachbarschaft eine Einbrecherbande unterwegs sei. Später erschien einer der „falschen Polizisten“ vor seiner Haustüre und nahm 73.185 Euro in bar entgegen.

Im März schnappte die Polizei das Trio

Am 16. Januar gegen 20 Uhr klingelte dann das Telefon bei einer 83-Jährigen. Am Apparat: wieder die unbekannte Frauen. Dieses Mal hatte das Opfer zwar keinen hohen Bargeldbetrag im Haus, aber rund 100 000 Euro auf dem Bankkonto. Dort sei das Geld ebenfalls nicht sicher, beteuerte die falsche Polizistin. Am nächsten Tag hob die Seniorin insgesamt 20 000 Euro ab und übergab das Geld wenig später, so die Anklage, zwei der angeklagten Männer. Am 19. Februar wurde eine 76-jährige Bonnerin überredet, ihr Bankkonto mit einem Betrag von 77 000 Euro aufzulösen und das Geld der Bande zu überreichen. Nach der Übergabe wurde die 76-Jährige wieder kontaktiert: Auch ihr Sparguthaben, rund 130 000 Euro, sei in Gefahr. Als die Frau ihre Kinder darum bat, das Geld abzuheben, wurden diese skeptisch und kontaktierten die Polizei. Bei einer fingierten Geldübergabe wurden zwei der Angeklagten fast von den auf der Lauer liegenden Polizisten geschnappt, konnten aber laut Anklage dank eines warnenden Anrufes rechtzeitig flüchten. Als sie dann am 1. März auch eine 82-Jährige davon überzeugen wollten, ihnen ihr Bankvermögen von 100 000 Euro zu übergeben, alarmierte die Seniorin die Polizei. Bei der Geldübergabe wurde das Trio geschnappt.

Mittlerweile sitzen die drei Männer in Untersuchungshaft. Zwei der Angeklagten lassen sich jeweils von zwei Anwälten vertreten, der dritte im Bunde hat sogar drei Anwälte an seiner Seite.

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