Verhandlung in Bonn Beuelerin soll 400.000 Euro ergaunert haben

Bonn · Weil sie mit falschen Anlageversprechen fast 400.000 Euro ergaunert haben soll, steht eine 40-Jährige aus Beuel vor Gericht. Sie räumt ein, sich bei den Renditen womöglich zu optimistisch gezeigt zu haben.

 Marina M. ist wegen 25-fachen Betrugs angeklagt.

Marina M. ist wegen 25-fachen Betrugs angeklagt.

Foto: Peter Kölschbach

Wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 17 beziehungsweise sechs Fällen sowie Urkundenfälschung muss sich eine 40-jährige Frau aus Beuel seit Dienstagmorgen vor dem Bonner Amtsgericht verantworten: Sie soll zwischen Dezember 2016 und Juli 2019 insgesamt fast 400.000 Euro von meist russischstämmigen „Anlegern“ ergaunert haben, wie ihr die Staatsanwaltschaft in zwei Anklageschriften vorwirft.

Offenbar nutzte die Angeklagte ihre gute Vernetzung in der russischen Community: Die in Kasachstan geborene Deutsche versprach ihren „Kunden“ regelmäßig erstaunliche Renditen zwischen zehn und 15 Prozent, wenn sie ihr nur ihre Ersparnisse anvertrauten. Meist zwischen 10.000 und 20.000 Euro erhielt sie von den Anlagewilligen, in einem Fall waren es sogar 55 000 Euro. Der Grund dafür, dass die Tatvorwürfe auf zwei Anklageschriften verteilt sind, besteht offenbar darin, dass sich nach Aufnahme eines ersten Verfahrens reihenweise weitere mögliche Geschädigte meldeten.

Über ihren Anwalt ließ die Angeklagte den Amtsrichter wissen, dass sie ihre Kunden möglicherweise nicht immer vollständig über ihr Anlagemodell unterrichtet haben könnte. Das täte ihr leid, sie habe immer versucht, sich korrekt zu verhalten. Auch könne es sein, dass sie sich über die zu erwartenden Renditen zu optimistisch gezeigt habe. Im Kern bestehe ihr Geschäftsmodell darin, dass ihre Kontaktleute in Russland günstige Wohnungen aus Zwangsversteigerungen gekauft hätten. Diese sollten dann anschließend renoviert und gewinnbringend weiterverkauft werden.

Als Beispiel gab ihr Anwalt an, dass bei einem angenommenen Kaufpreis von beispielsweise 100.000 Euro, zuzüglich rund 30 Prozent für die Renovierung, eine Wohnung zwischen 200.000 und 220.000 Euro wieder hätte verkauft werden sollen.

Das vereinnahmte Geld habe sie jedenfalls komplett an ihre Mittelsmänner in Russland weitergegeben. Wegen der Corona-Krise seien aber viele der geplanten Renovierungen in Verzug geraten, so warte sie selbst noch auf den Eingang der vereinbarten Gewinnbeteiligungen.

Zwar sollen einige ihrer Geldgeber Teile des eingesetzten Kapitals zurückerhalten haben. Dies geschah aber möglicherweise erst auf intensive Nachfrage oder stärkeren Druck. Jedenfalls habe die ganze Geschichte seine Mandantin inzwischen schwer mitgenommen – sie fürchte nach Drohungen mancher „Anleger“ um Gesundheit und sogar ihr Leben.

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