Insekten in Schwarmstimmung Bienen auf Völkerwanderung

Bonn · Bienen sind wählerisch, scheinbar lassen sie sich nicht überall nieder. Der Schwarm, der am Mittwoch an der Joseph-von-Eichendorff-Förderschule Am Propsthof haltgemacht hatte, war gestern Vormittag schon weitergezogen, als Imker Klaus Maresch dort eintraf. Gleiches an der Marie-Kahle-Gesamtschule in der Graurheindorfer Straße. Dort hatte sich der Schwarm unter dem Dach gesammelt, und um ihn zu entfernen, hätte die Feuerwehr anrücken müssen, da es sich um ein städtisches Gebäude handelt.

 Diese Bienen hat Imker Klaus Maresch als Schwarm gefangen. Damit gehören sie in seinem Garten zu seinen Völkern.

Diese Bienen hat Imker Klaus Maresch als Schwarm gefangen. Damit gehören sie in seinem Garten zu seinen Völkern.

Foto: Stefan Knopp

Derzeit sind die Bienen wieder unterwegs, und Maresch hat viel zu tun. Der Bienenspezialist hilft dabei, diese Schwärme im ganzen Stadtgebiet und auch darüber hinaus einzufangen. Bezahlt wird er dafür nicht. "Das macht mir viel Spaß, ist aber auch für mich Prävention." Denn jeder Schwarm kann für seine eigenen Völker zum Risiko werden, wenn er Krankheiten mit sich trägt, die auch der Fachmann nicht ohne Weiteres erkennen kann.

Sie könnten zum Beispiel von der Faulbrut befallen sein, einer hochinfektiösen Krankheit, die die Larven absterben lässt. "Das Bienenvolk stirbt dann aus." Weil sich diese Faulbrut schnell ausbreitet, will er seine Honigbienen davon fernhalten. Jedes Jahr nimmt er deshalb eine bakteriologische Untersuchung am Honig seiner eigenen Völker vor. Oder die Bienenschwärme könnten von der Varroamilbe befallen sein. "Sie parasitiert an Bienen und Brut", sagt Maresch. Er muss deshalb eingefangene Schwärme erst mal von diesen Milben befreien, dann auf Faulbrut untersuchen und dann abwarten, ob die Bienen den Winter überstehen, bevor er sie in seinen Bestand eingliedern kann.

Das gleiche Problem haben alle Imker in Bonn. Die Schwärme, die in den sonnigen Junitagen endlich auf die Suche nach einer neuen Bleibe gehen, kämen grundsätzlich von Imkern, sagt Imker Thorsten zur Jacobsmühlen. Ein natürlicher Vorgang: Wenn die Jahreszeit genügend Futter und die richtige Temperatur bietet, kommen die Bienen in "Schwarmstimmung". Dann teilten sich die Kolonien auf: Die alte Königin lege Eier, und wenn sie sichergehen kann, dass sie durchkommen, zieht sie mit einem Großteil ihres Volkes ab.

"Das sind die Schwärme, die jetzt unterwegs sind." Dadurch finde auch eine gesundheitliche Erneuerung statt, so zur Jacobsmühlen, der im Jahr zehn bis 20 Schwärme im Bereich Lohmar, Rhein-Sieg-Kreis und rund um Köln sammelt.

Die sind laut Maresch harmlos. "Schwärmende Bienen greifen nicht an." In seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung habe er das noch nie erlebt, sagte der 45-Jährige. Er ist öfter im Einsatz, da es in Städten wie Bonn mehr Imker gibt. Gestern Nachmittag hatte er noch einen Fall in der Quantiusstraße, danach war er in Sankt Augustin im Einsatz. Er rät, solche Schwärme so schnell wie möglich zu melden. Wenn sie sich erst in Hohlräumen am Gebäude niedergelassen hätten, könne es teuer werden, weil dann der Einsatz von Handwerkern nötig werde.

Rufnummern:

Wer einen Bienenschwarm entdeckt, sollte nicht selbst Hand anlegen. Das Stadtordnungsamt vermittelt unter Telefon 0228/773333 Imker, die sich darum kümmern. Oder man wendet sich unter 0177/9133175 direkt an Klaus Maresch. Wenn bei städtischen Gebäuden oder öffentlichen Plätzen Arbeit in größerer Höhe erforderlich ist, werden mitunter auch Feuerwehr und Polizei eingeschaltet. Dazu sollten aber nicht die Notrufnummern gewählt werden, bittet das Presseamt.

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