Ebert-Schüler tauschen Kleider Biete T-Shirt, suche Schuhe

Bonn · Bei der Kleidertauschparty am Friedrich-Ebert-Gymnasium wechseln Klamotten kostenlos ihre Besitzer.

 Kleidertauschparty: Schüler und Lehrer suchen nach passenden Kleidungsstücken.

Kleidertauschparty: Schüler und Lehrer suchen nach passenden Kleidungsstücken.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Kleidertauschparty hat noch nicht begonnen, da wühlen sich schon die ersten Besucher durch die Klamotten auf den Tischen im Friedrich-Ebert-Gymnasium. Aber ganz so wild wie auf dem Flohmarkt, wo die besten Angebote zuerst vergriffen sind, ist es dann doch nicht.

"Wir gucken nur schon einmal, getauscht wird später", erzählt ein junges Mädchen. Schließlich sei nicht der Grundgedanke, sich das Beste herauszupicken.

"Es geht darum, mit dem Übermaß an Kleidung, das man hat, andere glücklich zu machen", sagte Franziska Vieg. Die 17-Jährige und ihre Mitschüler aus der Fairtrade AG haben den Kleidertausch organisiert. Und auch sie hat zu Hause ausgemistet, obwohl es ihr schwer fiel. Drei Pullover, drei T-Shirts und eine Hose sind auf den Tischen gelandet. "Alles zu klein." Abgetragen oder kaputt war nichts.

Der Aufwand für den Abend war überschaubar: Plakate wurden aufgehängt, ein Buffet vorbereitet und eine Mitarbeiterin von Fairtrade eingeladen, um über die Situation in der Kleidungsindustrie zu berichten. Sie brachte auch einen Film mit, der die Produktionszustände für Textilien aufdeckte.

Als er lief, wurde es ganz still in der Aula. Gezeigt wurden die größten Katastrophen in den Textilfabriken der vergangenen sechs Jahre, bei denen insgesamt mehr als 1800 Menschen starben.

In der Fairtrade AG beschäftigen sich die Schüler regelmäßig mit nachhaltigen und humanitären Themen. "Wir wollen sie in unserem Alltag verankern", erzählte Vieg. Dazu zählt zum Beispiel, ein Buffet mit regionalen Produkten zu kochen. Oder auf Veranstaltungen fair gehandelten Kaffee auszuschenken.

Das Ziel: Das Gymnasium soll von der Organisation Fairtrade zertifiziert werden. So arbeitet die Schule daran mit, Produzenten in ärmeren Ländern auch bei niedrigeren Marktpreisen ein höheres und verlässlicheres Einkommen als im herkömmlichen Handel zu ermöglichen.

"Die Preise sind etwas höher", sagt Vieg. Aber ihre Erfahrung zeige, dass selbst junge Schüler bereit seien, für solche Produkte etwas mehr zu bezahlen. "Um das genauer herauszufinden, machen wir im Moment eine Umfrage an unserer Schule", erzählte sie.

Auch ihr Stufenkamerad Yannis Umlauf (17) engagiert sich in der Fairtrade AG. Er ist einer der wenigen Jungen bei der Kleidertauschparty und hat fünf T-Shirts, zwei Hosen und ein Paar Schuhe mitgebracht.

Insgesamt sind weit mehr als Hundert Kleidungsstücke zusammengekommen, von denen am Schluss vieles liegen blieb. Und das, obwohl jeder, der etwas gebrauchen konnte, es sich ohne zu tauschen mitnehmen durfte. "Die Hälfte spenden wir an eine Schule in Haiti", sagte Umlauf. Die andere Hälfte geht zu einer anderen Kleidertauschparty.

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