Gelände der Ermekeilkaserne Bis zur Umnutzung soll "Urban gardening" betrieben werden
SÜDSTADT · "Schwerter zu Pflugscharen". Man muss es vielleicht nicht ganz so staatstragend ausdrücken, aber was ab heute auf dem Gelände der Ermekeilkaserne passieren soll, erinnert zumindest an den Slogan der Friedensbewegung - dort soll der Ermekeilgarten entstehen und zumindest für alle Bürger so lange nutzbar sein, bis die künftige Nutzung des Geländes feststeht.
Die Idee, einen temporären Garten auf dem Kasernengelände anzulegen, geht zurück auf einen Vorschlag der Initiative zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne, berichtet Anna Wissmann, die sich auch in dieser Initiative engagiert. "Die Frage war, wie man das Gelände schnell und ohne großen finanziellen Aufwand umnutzen kann, anstatt es tot und leer liegen zu lassen", so Wissmann.
Eine Gruppe künftiger Stadtgärtner wird jetzt heute ab 11 Uhr auf dem Gelände die ersten Hochbeete zusammenzimmern. "Wir arbeiten mit Altmaterialien, weil uns auch dabei der Nachhaltigkeitsgedanke wichtig ist", so Wissmann. Die Gruppe bekam Einweg-Paletten geschenkt, aus denen die Hochbeete gebaut werden, eine Druckerei spendete Folien, mit denen die Holzkästen ausgekleidet werden.
Rund 1000 Quadratmeter soll der Garten groß werden, mit einem Bauzaun wird er vom Rest des Geländes abgetrennt. Verwaltet wird die Ermekeilkaserne derzeit von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), sie habe den Vorschlag zur temporären Umnutzung sehr positiv aufgenommen, berichtet Wissmann. Derzeit wird der Verkehrswert des rund 26.000 Quadratmeter großen Areals ermittelt, das die Bundeswehr im Juni verlassen hat. Die Stadt verhandelt mit der BImA über den Kauf des Geländes.
Wissmann hofft nun, dass die Verhandlungen sich noch eine Weile hinziehen, und der Garten so lange genutzt werden kann. Jeder Bürger soll hier die Möglichkeit haben, Tomaten oder Salate zu ziehen. Es gebe auch Überlegungen, das Gemüse an Restaurants in der Nähe zu verkaufen. Informationen unter garten@ermekeilkaserne-zivil.de.
Urban Gardening
"Urban Gardening", also Gärtnern in der Stadt, ist eine Bewegung, die sich bundesweit und auch in Bonn wachsender Beliebtheit erfreut. Hintergrund des Phänomens ist die Tatsache, dass weltweit Ressourcen, insbesondere Erdöl, knapp werden. Die urbanen Gärtner beschäftigen sich auch mit der Frage, wie in Zeiten versiegender Erdölreserven die Lebensmittelversorgung gewährleistet werden kann. Ein Lösungsansatz: Lebensmittel werden dort angebaut, wo sie verbraucht werden.