Konzerte im Grünen Bisher 20.000 Gäste auf dem Kunst!Rasen

BONN · Die Veranstalter sind begeistert vom neuen Standort in der Rheinaue und wünschen sich noch mehr zahlende Zuhörer.

Es ist ein Abend zum Verlieben. Michael Obst (43) und Inna Schumacher (31) sitzen auf einer Decke am Rheinufer, knabbern Nüsse, schlürfen Grimaud-Wein und lauschen der Reibeisen-Stimme von Patti Smith, die vom Konzertgelände herüberschallt. Die Luft ist lau, der Himmel wolkenbewegt, der Strom fließt träge, und die beiden genießen einfach den Moment. "Ich habe Inna mit der Idee überrascht, ein Picknick mit Musik zu machen", erzählt Michael lächelnd.

Von draußen zuhören, ohne Eintritt zu zahlen - so machen es inzwischen viele, wenn die Kunst!Rasen-Konzerte stattfinden. Sie verpassen allerdings die besondere Atmosphäre des neuen Spielortes zwischen Charles-de-Gaulle-Straße und Rheinufer. Eine großzügige Fläche (etwa 160 mal 70 Meter), von großen Bäumen gesäumt, über die der Post Tower und der Lange Eugen lugen.

Eine mächtige Blutbuche sticht Patti Smith beim Konzert am Montag derart ins Auge, dass sie sich beim Publikum verzückt nach dem Namen des Baumes erkundigt. Auf dem Gelände gibt es etliche Imbiss-Stände: Von Currywurst bis Sushi ist alles da. Im Biergarten wird zusätzliches Programm geboten.

"Die Akustik ist hier ganz besonders gut", lobt Mitveranstalter Ernst-Ludwig Hartz den Standort. Auch sonst seien die Reaktionen der Besucher in der Rheinaue sehr positiv. Insgesamt rund 20.000 zahlende Gäste waren bei den ersten fünf Konzerten, wobei allein Jan Delay 9000 Fans anlockte. Patti Smith wollten 2300 sehen. Für die letzten drei Konzerte in diesem Jahr hofft Hartz noch einmal auf einen Besucher-Schub. "Es geht um alles oder nichts für Bonn", sagt der Veranstalter mit Blick auf das Ende von Rheinkultur und Museumsplatzkonzerten. Es sei eine wahre Herausforderung, in dieser Stadt eine neue Konzertreihe zu etablieren, "weil viele Bonner erst mal abwarten".

Mit Martin Nötzel hat Hartz für das Gelände einen Pachtvertrag mit der Stadt abgeschlossen, der für dieses Jahr höchstens acht Konzerte zulässt. "Ich gehe davon aus, dass wir 2013 weitermachen können", sagt der Veranstalter. Erste Künstler-Anfragen gebe es schon. Aus seiner Sicht müsste die Stadt dann aber 20 Veranstaltungen während des ganzen Sommers erlauben, damit sich der Aufbau des Konzertgeländes lohne. Hartz: "In den nächsten Wochen brauchen wir eine Entscheidung der Stadt, um planen zu können."

Termine: Culcha Candela (20.7.), ZAZ (22.7.), Caro Emerald (29.7.)

"Silent Party" im Kunst!Garten

"Einfach mal abhängen" steht auf den Klapp-Liegestühlen. Dafür kommen Leute zum Kunst!Garten in der Rheinaue: Entspannen, Livemusik auf der kleinen Bühne hören und sich in den Strandkörben wie im Urlaub fühlen. Bis Ende Juli ist der Biergarten täglich von 11 bis 0.30 Uhr geöffnet. Organisatorin Sonja Balegh sagte, es gebe zwar nur acht große Konzerte, aber die Konzession habe man für den gesamten Juli. Der Biergarten ist durchaus gut besucht, aber am Samstagabend zum Beispiel, bei allerschönstem Wetter, waren noch viele Plätze frei. "Wir haben die Konzession erst sehr spät von der Stadt bekommen", erklärt Balegh. "Und vorher durften wir keine Werbung machen."

Auf der "Couchrocker"-Bühne spielen kleine, aber feine Bands wie "Kent Coda" (13. Juli) oder "Kill me" (14. Juli). Nach den Großkonzerten werden im Kunst!Garten "Silent Partys" angeboten, wie sie auch schon am Alten Zoll stattgefunden haben. Das Konzept: Besucher setzen Kopfhörer auf und können die Musik, die ein DJ auflegt, selbst regeln. Dazu wird getanzt - oder auch geschlemmt: Für die etwas andere Mittagspause gibt es heute von 12 bis 14 Uhr den "Silent Lunch Beat". Der findet außerdem noch am 18. und 25. Juli zur gleichen Zeit statt. (kpo)