Bonnerin fotografiert für ein Projekt zur UN-Klimaschutzkonferenz Bitte nicht lächeln

Bonn · Mirène Schmitz zeigt Menschen in ihrem persönlichen Umfeld, mit forderndem Gesichtsausdruck und immer einem nicht passenden Accessoire, das dem Objekt eine ganz besondere Note gibt.

 Während Lilly, Vater Stephan und Großvater Rolf schon mal den grimmigen Gesichtsausdruck üben, bereitet Mirène Schmitz die restliche Szenerie für das Foto vor.

Während Lilly, Vater Stephan und Großvater Rolf schon mal den grimmigen Gesichtsausdruck üben, bereitet Mirène Schmitz die restliche Szenerie für das Foto vor.

Foto: Joester

Das Eis tropft und tropft. In langen Bahnen zieht sich die klebrige Masse über Lillys Hand. Niemand kann das Schmelzen aufhalten. "Das war wirklich nicht einfach für die Kleine", lobt Mirène Schmitz ihr junges Fotomodell, das die Prozedur geduldig über sich ergehen ließ. Dass Lilly, Vater Stephan und Großvater Rolf einen so grimmigen Gesichtsausdruck haben, hat jedoch einen ganz anderen Grund als die Kleckerei auf dem Küchenfußboden.

"Die Konsequenzen der Erderwärmung sind deutlich sichtbar", steht unter dem Bild der Lengsdorfer Familie. Das Foto gehört zu einer Serie des internationalen Agenturnetzwerkes "Do not smile". Künstler aus Brüssel, Istanbul, Kopenhagen, Manchester, Paris, Rom und Bonn haben dieses Projekt zur UN-Klimaschutzkonferenz umgesetzt. In Bonn hat Mirène Schmitz sieben ausdruckstarke Bilder gemacht. "Der Klimawandel geht uns alle an! Diese Message ist noch nicht angekommen, deshalb braucht es neue Wege der Vermittlung", sagt Michael Adler, Geschäftsführer der Agentur "Tippingpoints", die das Projekt mitkonzipierte.

Mirène Schmitz zeigt Menschen in ihrem persönlichen Umfeld, mit forderndem Gesichtsausdruck und immer einem nicht passenden Accessoire, das dem Objekt eine ganz besondere Note gibt. "Ich wollte keine netten Familienbilder machen. Der Betrachter soll die Fotos nicht leicht konsumieren. Sondern ich will, dass er innehält und sich mit der Botschaft auseinandersetzt", so die Bonnerin. Wichtig war ihr auch, dass immer drei Generationen einer Familie abgebildet sind. "Sie bilden die Klimageneration, die jetzt handeln muss."

Auch für Ole war das Shooting kein Kinderspiel. Gemeinsam mit Mutter Meike Stehlgens und Großvater Gert posierte er vor einem gefällten Baum im Melbtal. "Das war wirklich eine lustige Sache", erinnert sich Mirène Schmitz gerne an den 2. Oktober zurück. Drei Tage lang war sie zuvor unterhalb des Kreuzbergs unterwegs, bis sie tatsächlich einen abgesägten Baumstamm gefunden hatte. "Doch der allein war mir nicht genug", so die Fotografin. Bei einem Gartenbauunternehmen, das zufällig an diesem Tag in der Nachbarschaft arbeitete, bekam sie Sägespäne. Doch die kamen auf dem dunklen Untergrund nicht richtig zur Geltung. "Wir haben tatsächlich den Waldboden gefegt und dann das Sägemehl darauf verteilt", lacht sie. Zwar war es nicht ganz einfach, "böse" in die Kamera zu schauen, erzählt Meike Stehlgens, aber "es war für mich wichtig und sehr interessant mit meinem Vater und mit meinem Sohn über Klimawandel und Ressourcenschutz ins Gespräch zu kommen."

Die Fotos aller Künstler werden vom 28. November bis 11. Dezember in Paris zu sehen sein. Aber auch in Bonn wird man auf die Forderung der Klimageneration stoßen. Die Serie wird an verschiedenen Stellen, an Plakatwänden und in Büchereien bis ins nächste Jahr hinein gezeigt. Den Auftakt macht eine Ausstellung im Robert-Wetzlar-Berufskolleg, Kölnstraße 229. Dort hängen die Fotos vom 27. November bis 10. Dezember.

Weitere Infos, auch über die Möglichkeit zum Mitmachen, auf www.wearetheclimategeneration.com

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