Tipps zum Umgang Blei in Bonner Trinkwasser noch immer eine Gefahr

Bonn · Alte Wasserleitungen können schwere gesundheitliche Schäden verursachen. Experten geben Tipps zum Umgang mit bleibelastetem Trinkwasser in der Stadt.

 Eine gebogene Bleileitung in einem Keller.

Eine gebogene Bleileitung in einem Keller.

Foto: Stadt Bonn

Wasserrohre aus Blei haben Sonja Lindemann (Name geändert) krank gemacht. Seit einigen Jahren hat die 70-Jährige mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. „Ich habe beim Gehen das Gefühl, keinen Mumm mehr in den Knochen zu haben und bin schnell erschöpft“, sagt sie. Zudem begannen ihre Gelenke zu schmerzen und sie bekam Probleme mit der Verdauung.

Eine Ursache konnte ihr Arzt nicht ausmachen. Doch als Lindemanns Vermieter, die LEG Immobilien AG, ihr und ihren Nachbarn 2013 mitteilte, dass in ihrem Haus Bleirohre liegen, wurde sie misstrauisch. Sieben Jahre wohnte sie zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrer Wohnung, trank bleibelastetes Wasser aus dem Hahn. 2014 ließ die LEG Lindemanns Trinkwasser vom Bonner Hygiene-Institut untersuchen. Das Ergebnis sei ihr jedoch nie mitgeteilt worden.

Allerdings habe ihr ein Techniker der LEG geraten, das Wasser erst fünf Minuten ablaufen zu lassen, bevor sie es trinke. Lindemann ließ daraufhin ihr Blut durch einen Arzt untersuchen. „Der Bleigehalt betrug 102,7 Mikrogramm, deutlich über dem normalen Wert“, sagt sie.

Laut Umweltbundesamt gilt eine Grundbelastung von 70 Mikrogramm für Frauen als „normaler“ Referenzwert. Mit den Ergebnissen der Untersuchung suchte Lindemann einen weiteren Mediziner auf, der neurologische Tests durchführte. Er habe bei ihr eine Bleiencephalopathie diagnostiziert, eine durch Blei verursachte Schädigung des Gehirns.

Seit 1973 verboten

Blei im Trinkwasser ist in Bonner Haushalten noch immer eine Gefahr. 1973 wurde der Einsatz von Bleirohren in der Wasserinstallation verboten, doch in älteren Gebäuden können sich noch belastete Leitungen finden. Zwar sind Wasserversorger und Gebäudeeigentümer seit Ende 2013 verpflichtet, Trinkwasser bereitzustellen, das den Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Liter nicht überschreitet, doch ist das bis heute nicht überall der Fall.

„Uns beschäftigt das Thema jede Woche“, sagt Harald Färber vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit am Uniklinikum Bonn. Er und seine Kollegen untersuchten regelmäßig Wasserproben von Privatleuten, „die Sorgen haben, dass ihr Trinkwasser einen zu hohen Bleigehalt aufweist“. Tatsächlich stoße der Chemiker auf Werte jenseits des Grenzwertes – auch bei der LEG.

Das börsennotierte Wohnungsunternehmen aus Düsseldorf unterhält nach eigenen Angaben 2285 Wohnungen in Bonn. In 260 befinden sich bis heute Bleileitungen. Dort sei davon auszugehen, dass, wenn das Stagnationswasser nicht abgelaufen lassen wird, das Wasser nicht unter dem Grenzwert liege, erklärt LEG-Sprecherin Kathrin Jansing. „Wir arbeiten sukzessive an dem Problem.“ Die Instandsetzung sei mit umfangreichen Sanierungsarbeiten verbunden, bei denen die Mieter zwischenzeitlich in Ersatzwohnungen untergebracht werden müssten.

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