Botanischer Garten Bonn Blick in die Puppenstube

bonn · Der erste Schmetterling ist geschlüpft. Er sitzt oben auf der Pinnwand im Gewächshaus und pumpt seine verknitterten Flügel auf. "Es klappt!" Wolfram Lobin, Kustos der Botanischen Gärten der Universität Bonn, wirkt stolz und erleichtert. In einer Woche sollen 100 tropische Falter durch das Regenwaldhaus fliegen.

Der Erste: Ein Schmetterling ist schon geschlüpft, 99 sollen folgen.

Der Erste: Ein Schmetterling ist schon geschlüpft, 99 sollen folgen.

Foto: Barbara Frommann

Die Schmetterlingsschau ist eine Premiere: Am kommenden Wochenende, 23. und 24. Februar, können die Besucher die frei fliegenden Falter beobachten. "Wir möchten unsere Häuser als Lebensraum zeigen", sagte Lobin.

Üppige Vegetation gibt es, doch bis auf grüne Echsen, die Wasseragamen, kann man keine Tiere beobachten. "Vögel wären ein Traum", so der Kustos. Das Problem: "Die hauen uns im Sommer durch die offene Lüftung ab."

Bald können die Besucher metallisch-blau schillernde Morphofalter oder Ritterfalter beobachten, deren Flügelform an Schwerter erinnert. Lobin pinnte gestern Puppen von zehn verschiedenen Schmetterlingsarten an Korkwände.

Die mit Seidenfäden konnte er direkt mit Stecknadeln befestigen. Andere mussten erst an ein Stück Stoff geklebt werden. Schon die Puppen zeigen, welche Vielfalt die Natur hervorbringt. Die einen sehen aus wie getrocknete Blätter oder kleine Aststückchen. Andere sind prall und giftig-gelb. Wieder andere könnten tropfenförmige, grüne Ohrringe sein.

Erst am Mittwoch kamen die Puppen per Post von der "Stratford Butterfly Farm" aus England. Sie schlummerten in einem Bett aus Watte. An der Pinnwand wirkten gestern einige recht munter: Sie zitterten oder zappelten. Die Arten haben die Bonner Botaniker nach Absprache mit den Schmetterlingsexperten so ausgewählt, dass die Pflanzen in den Gewächshäusern nicht der Lieblingsplatz gefräßiger Raupen werden.

Ein Bananenschmetterling zum Beispiel wäre kein gern gesehener Gast an den großen Bananenstauden. "Nachts, im Mondschein, lag auf einem Blatt ein kleines Ei..." - wer den Bilderbuchklassiker "Die kleine Raupe Nimmersatt" kennt, weiß wie es weitergeht. "Wir möchten in diesem Jahr nicht, dass die Schmetterlinge sich fortpflanzen", erklärte Lobin. Gastfreundlich behandelt werden sie trotzdem: Im Regenwaldhaus sind bereits Futterstellen mit Zuckerwasser aufgebaut.

Öffnungszeiten:
Die Schmetterlinge sind am Samstag und Sonntag, 23. und 24. Februar, im Regenwaldhaus der Botanischen Gärten, Meckenheimer Allee 171, zu sehen. Geöffnet ist jeweils von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet 2 Euro, ermäßigt 1 Euro. Kinderwagen müssen vor dem Gewächshaus abgestellt werden.

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