Brokatstoffe und Baströckchen Welche Mode Bonnerinnen in den 1950er Jahren trugen

Bonn · Im Frühjahr 1953 zeigt sich die Damenmode in Bonn wieder weltläufig und schlicht vornehm. Wir blicken zurück auf eine Modenschau, die verrät, was die Bonner Frauen damals trugen.

Was darf’s sein? Eine gestickte Abendrobe mit passendem Collier (links) oder doch lieber ein Cocktailkleid (rechts). 1953 zeigt sich frau in Bonn jedenfalls betont weltläufig.

Was darf’s sein? Eine gestickte Abendrobe mit passendem Collier (links) oder doch lieber ein Cocktailkleid (rechts). 1953 zeigt sich frau in Bonn jedenfalls betont weltläufig.

Foto: GA/GA Archiv

Modenschauen sind nicht nur „untrügliche Zeichen für den nun nicht mehr aufzuhaltenden Frühling“, wie der GA im März vor 70 Jahren zu berichten wusste. Wie wir uns kleiden, das illustriert auch wie kaum ein anderer Teil des Alltagslebens, wie sich die Zeiten ändern. So lohnt sich mit dem Zeitungsbericht von damals ein fescher Blick ins Bonner Café Kanzler, wo mitten in der aufblühenden Hochkonjunktur der frühen Bundesrepublik an einem Sonntagnachmittag Modelle aus den europäischen Modezentren London, Paris und Berlin Anfang März 1953 zu den Klängen der Kapelle Gerhart durch die dicht besetzten Tischreihen flanierten.

Nach den entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren und der strengen Uniformität der NS-Jahre gab frau in Bonn sich bewusst weltläufig und zeigte ihren neuen Wohlstand, wenn auch ohne Schnörkel oder zu viel Haut. „Einfache Vornehmheit lautet die Devise für Frühjahr und Sommer, wie Modeplauderer Jo Becker verriet und wie die gezeigten Kleider vom schlichten Vormittagsensemble bis zur großen Abendrobe anschaulich bewiesen“, heißt es da, „ein lustiges Tüchlein um den Hals milderte den großen Ausschnitt“.

Welche Farbe das Rennen mache, sei hingegen noch schwer zu sagen. „Grau behauptet sich in den verschiedensten Schattierungen, daneben taucht ein sehr apartes helles Tabakbraun auf, das bei einem beschwingten Leinenkleid reizvoll mit weißen gestickten Blüten kontrastierte.“ Schantungseide dürfe sich noch vom Vorjahr her behaupten. Bei den Nachmittagskleidern seien hingegen kostbare Ottomanenstoffe aufgefallen. Und Frauen von Welt, die es sich leisten könnten, setzten auf schwere Spitze. Die rücke noch mehr in den Vordergrund, so die Berichterstattung.

„An Details fielen fasonierte Gürtel auf: Bei den Tageskleidern aus Lackleder, bei den Gesellschaftskleidern verbreitern sie sich bis zur Miederform und sind mit bunten Steinen bestickt – ein aparter Kontrast zu betont einfacher Schnittführung. Aus London kam der nette Einfall, einen malerischen Kragen am schlichten schwarzen Kleid aus weichen, weißen Flaumfedern zu arbeiten.“ Überhaupt könne man feststellen, dass die Modeschöpfer ihrer Vorliebe zu effektvollen Kragen treu geblieben seien. Auch in der Mode frönt die ambitionierte und (wieder) zu einigem Wohlstand gekommene Frau mitten in den Jahren des Wirtschaftswunders wieder gut sichtbar dem Luxus. „Die Abendroben bestachen durch ausgesucht kostbare Stoffe“, urteilt der GA damals anerkennend.

Den Höhepunkt habe das Modell „Rokoko“ gebildet, gefertigt aus silbrigweißem, goldbedrucktem Brokat. „Daneben sah man weiße handgemalte Sternchen auf schwarzem Organza, silbergraue Züricher Seidenstickerei und – eine besonders nette Idee für Gartenpartys – ein Modell aus naturfarbenem Bast mit grünen Farnapplikationen.“

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