Demonstration für zivile Seenotrettung in Bonn Blumen im Rhein erinnern an Tote im Mittelmeer

Bonn · Rund 700 Menschen demonstrieren in der Bundesstadt für die zivile Seenotrettung. Der Veranstalter kritisiert die EU, nichts gegen das Sterben der Flüchtlinge zu unternehmen.

Es war ein bunter, lauter und friedlicher Protest. Laut Veranstalterangaben sind am Samstagnachmittag rund 700 Menschen zum Konrad-Adenauer-Platz nach Beuel gekommen, um ihre Solidarität mit den zivilen Seenotrettern auf dem Mittelmeer zu bekunden. Sie marschierten zum Friedensplatz. Zur Demonstration unter dem Motto "Gegen das Sterben auf dem Mittelmeer" hatte das Bündnis Seebrücke, das sich als offene Bewegung der Zivilgesellschaft versteht, in zahlreichen deutschen Städten aufgerufen.

Helfer berichten von Schwierigkeiten

"Wir setzen uns für die zivile Seenotrettung ein", erklärte Kai Echelmeyer von der Seebrücke. Auf dem Mittelmeer existiere keine staatliche Rettung mehr. "Die zivilen Helfer springen dort ein, wo die Europäische Union versagt." Die Protestierenden kritisierten die Zustände in libyschen Flüchtlingscamps und forderten, mehr legale Einwanderungsmöglichkeiten nach Europa zu schaffen. Auch die vorübergehende Verhaftung von Carola Rackete, Kapitänin des Rettungsschiffes Sea Watch 3, auf der italienischen Insel Lampedusa wurde angeprangert. Seenotrettung dürfe nicht kriminalisiert werden.

Nur zwei Tage vor der Demonstration hatte sich die Dramatik der Lage erneut gezeigt: Bei einem Bootsunglück vor der tunesischen Küste kamen am Donnerstag rund 80 Menschen ums Leben. Um ihrer zu gedenken, warfen die Demonstranten auf der Kennedybrücke Blumen und Weizenähren in den Rhein. Die Ähren hatten noch eine andere Symbolik: "Wir wollen darauf hinweisen, dass es genug Lebensmittel für alle Menschen auf der Welt gibt, trotzdem müssen viele Menschen hungern", so Echelmeyer. Hunger sei weltweit einer der Hauptfluchtgründe.

Die Alan Kurdi hat 39 Minderjährige an Bord

Auch die zivilen Seenotrettungsmannschaften steckten weiter in Schwierigkeiten. Zwar ist Rackete inzwischen freigelassen worden, doch ihr droht in Italien ein Prozess. Ein weiteres ziviles Seenotrettungsschiff, die Alan Kurdi der Organisation "Sea Eye", kreuzt mit 65 Geretteten an Bord in internationalen Gewässern und hat Kurs auf Malta genommen. Die Sprecherin von "Sea Eye", Carlotta Weibl, die auf der Demonstration eine Rede hielt, berichtete, es gebe zur Zeit zwar keine medizinischen Notfälle an Bord der Alan Kurdi. Trotzdem müsse man schnellstmöglich einen Hafen ansteuern. "Wir können nicht zwei Wochen warten, das Schiff ist viel kleiner als die Sea Watch 3." Die Menschen seien geschwächt, außerdem habe man 39 Minderjährige an Bord.

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